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Alarm in Sköldgatan

Alarm in Sköldgatan

Titel: Alarm in Sköldgatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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nicht nennenswert deformiert, und sowohl die Schraube als auch die Mutter waren noch vorhanden. Die Mutter hing allerdings am äußersten Ende des Gewindes, was darauf hindeutete, daß jemand die Schraube aufgeschraubt und die Klammer so weit geöffnet hatte, daß sie über den Falz gezogen werden konnte. Neben der Klammer fand man einen Gegenstand, der bei flüchtigem Hinsehen wie ein verbogener Nagel aussah, der aber, wie sich bei näherer Untersuchung herausstellte, der Rest eines Schraubenziehers war, dessen Holzgriff verbrannt war.
    Melander richtete seine Aufmerksamkeit nun auf einen anderen Punkt:
    In der Wohnung hatte es zwei Wärmequellen gegeben, einen Kachelofen und einen kleinen eisernen Ofen. Bei beiden waren die Luftklappen geschlossen. Die Tür zum Treppenhaus war völlig zerstört, ebenso der Rahmen, aber das Schloß fanden sie. Der Schlüssel steckte auf der Innenseite, natürlich im Schloß festgeschmolzen, aber trotzdem ein deutlicher Beweis dafür, daß die Tür von innen verschlossen worden war; zudem war er zweimal im Schloß umgedreht worden.
    Die einsetzende Dunkelheit machte weitere Suche unmöglich; Melander ging mit neuen Theorien im Kopf nach Hause in seine peinlich ordentliche Wohnung in der Polhemsgatan. Dort warteten das Abendessen, einige Stunden vor dem Fernseher und als Krönung des Ganzen zehn Stunden traumloser Schlaf. Als er in die Tür trat, hatte seine Frau schon den Tisch in der Küche gedeckt und das Abendessen bereitet. Braune Bohnen mit gebratener Fleischwurst. Die Pantoffeln standen auf ihrem Platz vor dem Fernseher, und das Bett schien nur auf seinen Herrn zu warten.
    Nicht schlecht, dachte Melander.
    Seine Frau war geizig, häßlich und grob gebaut, einsdreiundachtzig groß, mit Plattfüßen und Hängebrüsten. Sie war fünf Jahre jünger als er und hieß Saga. Er fand sie ausgesprochen hübsch, eine Meinung, die er seit zweiund-zwanzig Jahren nicht geändert hatte. Eigentlich hatte sie sich in dieser Zeit auch nicht wesentlich verändert, wie damals wog sie ohne Kleider zweiundachtzig Kilo, hatte Schuhgröße 44, und ihre Brustwarzen waren immer noch klein und rosa und spitz wie der Radiergummi an einem neuen Bleistift.
    Als sie sich ins Bett gelegt und das Licht ausgemacht hatten, nahm er ihre Hand und fragte: »Liebling?«
    »Ja, Fredrik?«
    »Dieses Feuer war ein Unglücksfall.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, so gut wie.«
    »Wie schön. Ich liebe dich!« Dann schliefen sie ein.
    Am nächsten Morgen sah sich Melander die Fenster in Göran Malms Wohnung genauer an. Die Scheiben waren natürlich weg, ebenso die Rahmen, aber die Angeln fand er zwischen Asche, Glassplittern, Ziegelsteinstücken und anderem Gerumpel. Einige hingen immer noch an den verkohlten Pfosten. Alle waren ordentlich von innen eingehängt. Der größte Teil des ostwärtigen Giebels war bei der Explosion nach außen gedrückt und in Stücke gerissen worden, aber Teile dieser Wand waren nicht ganz so verkohlt wie die übrigen Reste des Gebäudes.
    Hier fand er noch zwei wichtige Dinge.
    Erstens ein Stück Holzrahmen von Malms Giebelfenster. An der gesamten Kante befand sich ein klebriger gelbgrauer Belag. Er hatte nicht die geringsten Zweifel, daß es sich hier um Reste eines Klebestreifens zum Abdichten von Fugen handelte.
    Zweitens einen Luftabzug, der in die Giebelwand eingelassen gewesen war. Der Abzug war mit Putzwolle und den Resten eines Handtuches verstopft worden.
    Damit war die Sache klar. Göran Malm hatte Selbstmord begangen. Er hatte die Tür abgeschlossen und alle Fenster fest zugemacht, die Luftklappen der Öfen geschlossen und den Abzug verstopft. Außerdem hatte er die Fensterritzen mit Klebestreifen abgedichtet. Um die Sache schnell und schmerzlos zu machen, hatte er mit einem Schraubenzieher die Klammer, die den Gasschlauch am Mundstück festhielt, abgeschraubt und den Schlauch abgezogen. Dann hatte er den Haupthahn geöffnet und sich aufs Bett gelegt. Das Gas war schnell aus der relativ großen Öffnung ausgeströmt, er war nach wenigen Minuten bewußtlos geworden, und es hatte keine Viertelstunde gedauert, bis er tot war. Das Kohlenoxid in seinem Blut stammte also von der Gasvergiftung, und mit großer Wahrscheinlichkeit war er bereits ein paar Stunden tot gewesen, als das Feuer ausbrach. Die ganze Zeit war das Gas aus der Hauptleitung geströmt. Die Wohnung war in eine echte Bombe Verwandelt worden, und der kleinste Funke hatte ausgereicht, um eine gewaltige Gasexplosion zu

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