Alasea 01 - Das Buch des Feuers
spürte, dass die Elementarkräfte mit der letztendlichen Wiedergeburt des Lichts für das Land von höchster Bedeutung sein würden, deshalb bildete sie die Mitglieder ihrer Schwesternschaft in der Anwendung und der Hochachtung der elementaren Geister aus.«
»Wieso weißt du so viel über die Schwesternschaft? Du bist kein weiblicher Nachfahre.«
»Ich wurde als Zwillingsbruder einer Frau geboren, meiner Schwester Fila. Da ich der erste Mann war, der als Zwillingspartner eines Mädchens geboren worden war, wurde ich in ihre Geheimnisse eingeweiht. Meine Geburt wurde als Zeichen angesehen - dass nämlich diejenige, die Svesa’kofa ihre Macht verliehen hatte, bald wiederkehren werde. Also bereitete sich die Schwesternschaft darauf vor, indem sie so viel wie möglich lernte.« Bol machte eine weit ausholende Geste mit dem Arm, die alle Stapel von Büchern und Schriftrollen umfasste. »Sie durchforschten uralte Texte und sammelten Hinweise auf irgendwelche Wunderzeichen.«
»Und was erfuhr man daraus?«
»Wir erfuhren, welche Omen ihre Ankunft ankündigen würden und wer die Schlüsselfiguren sein würden - zu denen du gehörst. Wir wussten außerdem, dass die Elementarkräfte dabei im Spiel wären. ›Drei werden kommen‹ - so stand es geschrieben. Aber wir wussten nicht, welche drei. Wir wussten nicht, wer sie sein würden. Dieser Kral ist offenbar reich mit Felsmagik gesegnet. Und Ni’lahn - sie ist eine Nyphai, nicht wahr?«
»Ja«, bestätigte Er’ril.
»Sie ist stark vom Feuer der Wurzel durchdrungen. Ich konnte die Augen kaum von ihr abwenden. Aber was das letzte Mitglied angeht… auch dieses ist in Magik getaucht, doch ich wüsste nicht zu sagen, inwiefern.«
»Auch Kral hat an ihm etwas Sonderbares bemerkt.«
»Er muss der Dritte sein.« Onkel Bol zog an seiner Pfeife, die Lider ein wenig gesenkt, und blies Rauchwölkchen zwischen seinen Worten aus. Er kratzte sich am Bart. »Obwohl es einen Orakeltext gab, der meiner Ansicht nach von der Ankunft eines Mannes ›aus einer vergangenen Zeit und einem verlorenen Land‹ sprach, aber ich habe mich offenbar geirrt. Es sei denn, du warst damit gemeint, aber das glaube ich nicht. Wie gesagt, vieles im Zusammenhang mit dem Buch ist rätselhaft und unbestimmt.«
»Anscheinend weißt du bereits genug. Also, wann soll diese Hexe nun zurückkommen?«
Bols Augen wurden groß. »Oh, sie ist bereits zurückgekommen. Wusstest du das nicht?«
Er’ril saß wie versteinert da.
Bol deutete auf seine Nichte. Er’ril fiel jetzt erst auf, wie ängstlich das Mädchen nun wirkte. »Entstanden aus dem Geschlecht der Svesa’kofa und im Feuer geboren. Da sitzt deine Hexe.«
22
Nachdem Onkel Bol Elena zur Hexe erklärt hatte, hing das Schweigen schwer wie ein Stein über dem Raum. Elena versuchte, sich tiefer in das Polster ihres Sessels zu verkriechen. Sie sah, wie die Augenbrauen des Schwertkämpfers sich hoben und sein bereits gerötetes Gesicht noch dunkler wurde. Seine Augen ruhten mit solcher Eindringlichkeit auf ihr, dass sie sich bis aufs Fleisch durchbohrt fühlte. Sie hob die Arme und schlang sie fest um ihre Brust.
Sie schrumpfte unter seinem Blick zusammen, hob jedoch die rechte Hand in den Schein des Kaminfeuers. »Aber ich… ich bin keine Hexe mehr«, sagte sie. »Es ist weg.«
Der Onkel legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »So einfach ist das nicht, mein Liebling.«
Er’ril hörte nicht auf ihre Worte. »Sie ist doch noch ein Kind. Wie kann ich glauben, dass du die Wahrheit sprichst?«
Onkel Bol trat zum Feuer. Elena erkannte an seinem humpelnden Gang und der Art, wie seine Schultern schlaff herabgesunken waren, dass ihr Onkel der Erschöpfung nahe war. Doch seine Stimme klang nach wie vor kräftig. »Zweifel? Du bist schon zu lange unterwegs, Er’ril. Spürst du den Wahrheitsgehalt meiner Worte nicht? Was glaubst du, warum der Dunkelmagiker versucht hat, sich des Mädchens zu bemächtigen? Er spürte die Macht, die in ihr schlummert.«
»Du verlangst von mir, dass ich die Handlungsweise eines Mannes mit einem schwarzen Herzen als Beweis betrachte?«
Ihr Onkel wärmte sich die Hände einige Herzschläge lang am Feuer und sprach zu den Flammen. »Du weißt, dass ich die Wahrheit gesagt habe.« Er sah Er’ril in die Augen. »Wir brauchen das Buch des Blutes.«
»Dann weißt du also auch über das Buch Bescheid?«
»Natürlich. Wie sollte es anders sein? Es ist der Grund, warum ihr alle heute Abend hier
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