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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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Augen zu und krümmte sich innerlich. Es würde eine lange Nacht werden.
     
    Er’ril lehnte am Kaminsims. Wo war Bol? Die anderen hatten sich in ihre Zimmer zurückgezogen und Er’ril mit Elena zurückgelassen. Er sah das Mädchen an, das ins Feuer starrte. Wie sie so dasaß, geradezu verschluckt von den tiefen Polstern des Sessels, wirkte sie wie in den Flammen verloren. Die tiefe Traurigkeit überwog noch die Erschöpfung in ihrem Gesicht. Für ein so junges Ding, das so gewaltsam entwurzelt worden war, legte sie eine Entschlossenheit an den Tag, die von der Kraft ihres Geistes zeugte.
    Er versuchte, sich Worte des Trostes zurechtzulegen, aber es war lange her, seit sich für Er’ril die Notwendigkeit für mitleidige Gefühle ergeben hatte. Er merkte, wie sich sein Blick in den zuckenden Flammen verlor. Die Zeit brachte nicht immer Weisheit mit sich, sondern manchmal nur Verhärtung.
    Seine Versunkenheit wurde unterbrochen, als der Onkel des Mädchens wieder erschien. Er hatte zwei Pfeifen in der Hand. »Der Tabak stammt aus dem Süden von Standi, glaube ich. Ich dachte mir, ein Stück Heimat könnte dir gefallen«, sagte er und reichte Er’ril eine Pfeife.
    »Danke.« Er hielt sich die Pfeife an die Nase. Bei dem Geruch von getrockneten und zerriebenen Tabakblättern versiegten alle Worte. Tief hinten in der Kehle schmeckte er die weiten Felder seiner Heimat. Bol entzündete einen steifen Wachsstiel an den Flammen des Kamins. Er hielt ihn an seine Pfeife; seine Wangen sogen sich wie ein Blasebalg zusammen und blähten sich wieder auf, während er den Tabak in Brand setzte. Er’ril nahm den brennenden Docht von dem Alten entgegen, doch seine Hand zögerte, den Tabak anzuzünden. Es widerstrebte ihm, diese Erinnerung an seine Heimat in Brand zu setzen.
    Er merkte, dass Elena ihn beobachtete, ihre Traurigkeit war greifbar. Sie hatte in den vergangenen Tagen noch viel mehr an Feuer verloren. Er führte den Docht an die Pfeife und sog Rauch tief in die Lungen ein. Die Wärme und der vertraute Geschmack lösten die Spannung in seinem Körper; fast hätten seine Knie vor Schwäche nachgegeben.
    »Setz dich!« forderte Bol ihn auf und deutete auf einen zweiten Sessel am Kamin. Der alte Mann blieb bei Elena stehen.
    Er’ril ließ sich nieder und sank in das Polster. Mit zurückhaltender Miene nahm er die Pfeife von den Lippen. »Woher kennst du mich? Woher wusstest du, dass wir heute Abend ankämen?«
    Bol nickte. »Du stellst Fragen, die das Ende der Geschichte betreffen. Um das Ende zu begreifen, musst du den Anfang begreifen.«
    »Ich höre.« Er’ril führte die Pfeife wieder zu den Lippen.
    »Du hast bereits mitbekommen, dass ich die Bruderschaft erwähnte. Die Gebrochene Bruderschaft, glaube ich, lautet die vollständige Bezeichnung. Lass mich damit anfangen.«
    »Was ist das?« fragte Elena leise.
    Ihr Onkel blies eine Rauchwolke aus der Brust in die Luft und formte einen geschlossenen grauen Ring. Während dieser auf den Hitzewellen des Kamins durch den Raum schaukelte, umspielte ein kleines Lächeln Elenas Lippen. »Einiges davon verstehst du vielleicht nicht, mein Liebling. Aber es gab einmal eine Zeit in diesem Land, da betrieb ein Orden von Magikern weiße Magik. Ein Geist namens Chi hatte ihnen diese Gabe beschert, die viel stärker war als die schwache elementare Magik, die dem Land innewohnt. Der Orden benutzte die Kraft, um eine wunderbare Kultur aufzubauen.«
    »Das ist nicht die Geschichte, die ich in der Schule gelernt habe«, sagte Elena zweifelnd.
    »Nicht alles, was einem beigebracht wird, ist wahr.«
    »Und was geschah dann?«
    »Vor langer Zeit verschwand diese Magik plötzlich, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da sie am dringendsten benötigt wurde. Das Land wurde von den Heerscharen und den Ungeheuern von Gul’gotha überfallen. Die Magiker und unser Volk kämpften tapfer. Doch ohne unsere weiße Magik konnten wir die dunkle Magik der Eindringlinge nicht abwehren. Alasea wurde geschlagen, seine Bewohner unterjocht und seine Geschichte vernichtet.«
    »Wohin ist eure Magik verschwunden?«
    Er’ril beantwortete diese Frage, und seine Stimme klang vor Verdruss heiser. »Sie hat uns einfach im Stich gelassen.«
    Bol nickte. »Nur einzelne winzige Teile dieser Magik haben überlebt. Der Orden, der nun keine Macht mehr hatte, brach auseinander. Doch ein paar Mitglieder dieser Gruppe taten sich zusammen und versuchten, etwas von der Magik, die noch im Land verblieben war, zu finden und zu

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