Alasea 01 - Das Buch des Feuers
bedeuten mochte, doch sie war in Gedanken zu sehr mit anderen Sorgen beschäftigt, um seinen Worten länger nachzuhängen. Ihre Augen schweiften immer wieder zu dem Schwertkämpfer zurück.
Er’ril brauchte unbedingt eine Ruhepause, sobald sich dies gefahrlos einrichten ließ. Er marschierte mit hängendem Kopf, als ob dieser zu schwer für seinen Körper sei, und sein Atem ging keuchend. Das Gift in seinem Blut konnte ihn jederzeit wieder angreifen.
Der Onkel bemerkte ihren besorgten Blick. »Es geht ihm ganz gut, mein Schatz. Er ist stark.«
Bei diesen Worten hob der Schwertkämpfer den Kopf und nickte ihr zu. »Mir geht es gut, Kind. Bei der Erschaffung des Buches wurde mir die Gabe der Langlebigkeit und schnellen Heilung beschert. Du hast mich vielleicht nicht geheilt, aber du hast mir genügend Zeit gegeben, damit ich von selbst heilen kann.« Er sah ihr tief in die Augen. »Du hast mich wirklich gerettet, Elena - zweifle nicht daran. Deine Magik kann töten, aber sie kann auch heilen.«
Elena wusste es besser. Ihre Magik konnte wirklich töten, aber sie konnte nicht richtig heilen. Das war kein gerechter Ausgleich.
Bol versuchte, Er’rils Behauptung zu untermauern. »Und deine Magik hat mich wieder so kräftig gemacht, dass ich diesem Loch entkommen kann. Es hätte mir ganz und gar nicht gefallen, wenn diese Grube meine Grabkammer geworden wäre.«
Elena lächelte ihren Onkel schwach an. Ihre weichen Lippen waren von Sorge gezeichnet. Ihr Onkel verstand nicht. Ihre Magik war nur ein Korken in der Flasche, die den Bodensatz der Lebensessenz ihres Onkels enthielt. Sobald ihre Magik verginge, verginge auch sein Leben.
Sie schritt weiter hinter dem Rücken des Og’ers her und hielt den Blick nach vorn gerichtet, da sie sich plötzlich scheute, nach hinten in diese dankbaren Augen zu schauen.
Der Og’er blieb stehen. »Eine Kammer, gleich vor uns!« rief er über die bucklige Schulter zurück. »Da brennt eine Fackel. Mein Wolfbruder ist vorangegangen und sieht nach, was uns dort erwartet.«
Jetzt drängten sich die anderen alle um ihn.
»Siehst du jemanden?« rief Kral von hinten.
»Ich sehe Ferndal an der Mündung des Tunnels«, fuhr der Og’er fort. »Neben ihm steht eine Gestalt.« Es folgte eine lange Pause, dann sprach Tol’chuk mit Erleichterung in der Stimme. »Das sind Mogwied und noch ein Mann - keine Kobolde.«
»Dann lasst uns aus diesem ekelhaften Steinverlies verschwinden«, sagte Kral.
Der Og’er ging auf die Kammer zu. Als das riesige Geschöpf aus dem Tunnel trat, bekam Elena endlich eine klare Sicht in den von Fackellicht erhellten Raum. Sie sah den Wolf, der an einem Mann in Jagdkleidung schnupperte. Das Tier wedelte mit dem Schwanz, doch der Jäger schenkte ihm keine Beachtung, sondern hatte nur Augen für Elena. Als ihr Blick dem des Mannes begegnete, wandte er schnell die Augen ab.
Sie trat zur Seite, damit die anderen in die Kammer treten konnten. Als sie sich bewegte und dadurch einen anderen Blickwinkel bekam, erspähte sie die Gestalt in dem Raum, die eine Fackel hielt. Sie sog scharf die Luft ein und wich zurück, wobei sie gegen Kral prallte, da der Mann aus den Bergen genau in diesem Augenblick geduckt in den Raum trat.
»Was ist los, Mädchen?« fragte er ärgerlich. Dann fiel auch sein Blick auf den Fackelträger. »Was willst du denn hier?« knurrte seine Stimme.
Rockenheim nickte der Gruppe zu. »Ich warte auf euch.«
Krals Augen wanderten rasch durch den Raum. »Wo ist die Nymphe? Was habt ihr mit Ni’lahn angestellt?«
Alle Augen waren jetzt auf die beiden Männer gerichtet. Rockenheim hob flehentlich das Gesicht zu den anderen. »Ich verdiene keinerlei Beschuldigungen. Ich habe die junge Dame bei den Pferden zurückgelassen. Es wäre für sie zu gefährlich gewesen, uns hierher zu begleiten. Deshalb sind Mogwied und ich auf eigene Gefahr zum Kundschaften heruntergekommen. Ihr alle wart schon so lange verschwunden.« Sein Blick wanderte über die Gruppe. »Aber jetzt wird mir klar, warum. Anscheinend sind wir alle wieder vereint - und ein paar neue Gefährten sind dazugekommen.« Rockenheim verneigte sich vor dem Og’er.
»Wir sollten gehen«, meinte der Og’er. »Ich rieche etwas Übles, und je eher wir aus diesen Tunneln verschwinden, desto besser.«
»Wahrscheinlich riechst du Rockenheim«, knurrte Kral. »Aber du hast Recht. Lass uns gehen.«
Der Gebirgler organisierte die Gruppe. Er schickte Rockenheim mit der Fackel voran, den Wolf und Mogwied
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