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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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anlässlich der allerfeierlichsten Zeremonien kroch die Triade aus ihrer Behausung hinter den Höhlen der Geister, um sich dem Og’er-Stamm zuzugesellen.
    Jetzt erwarteten ihn die alten Og’er. Wusste die Triade bereits von seinem Vergehen?
    »Komm, Tol’chuk!« Die Worte drangen von vorn auf ihn zu wie ein augenloser Wurm auf der Suche nach Licht.
     
    Tol’chuk schleppte die Füße weiter der Stimme entgegen. Er hielt die Luft an. Sein Griff um Fen’chuas Leichnam wurde glitschig von saurem Schweiß. Endlich wurde der schmale Pfad breiter, und die Steinmauern wichen zurück. Er konnte sich wieder nach vorn drehen und geradeaus gehen.
     
    Mit zitternden Armen, die unter Fen’chuas Gewicht schmerzten, schleppte er sich in die Kammer der Geister. Die Höhle, erhellt von blauflammigen Fackeln, erstreckte sich weit hinein bis zu einem schwarzen Auge, dem Eingang zum Reich der Triade. Kein Og’er mit Ausnahme der Alten und der Toten hatte Zugang zu diesem Pfad.
    Tol’chuk blieb zitternd am Rand der Höhle stehen. Er war bisher nur ein einziges Mal in seinem Leben bis zu dieser Kammer vorgedrungen - während seiner Namensgebungsfeier, als er vier Winter alt gewesen war. An jenem Tag hatte ihn ein Mitglied der Triade mit dem verfluchten Namen Der-wie-ein-Mensch-geht gebrandmarkt, eine Schande, die er jetzt schon seit zwölf Wintern mit sich herumtragen musste.
    Er hatte gehofft, nie wieder in diese von Geisterhauch durchwehte Höhle treten zu müssen, doch man hatte Tol’chuk über den Brauch belehrt. Die toten Og’er wurden in diese Kammer gebracht, weg von den Augen des Stammes. Darüber, was mit ihren Körpern geschah, wurde nicht einmal geflüstert; niemand fragte danach. Das Reden über die Toten konnte großes Unglück über eine Sippe bringen.
    Die Dahingeschiedenen waren Angelegenheit der Triade.
    Tol’chuk tat einen einzigen Schritt in die Kammer. In der Mitte der Höhle hockten die drei Alten, bucklig wie Felsauswüchse, die aus dem Steinboden sprossen. Nackt und knorrig, mehr Knochen als Fleisch, wartete das Trio.
    Ein Mitglied der Triade erhob die Stimme, und Tol’chuk vermochte nicht zu sagen, welcher von ihnen sprach. Es hatte den Anschein, als entströmten die Worte allen dreien zugleich. »Lass den Toten hier.«
    Tol’chuk hatte die Absicht, Fen’chuas Körper sanft zu Boden zu legen, um seinem ermordeten Stammesmitglied so viel Hochachtung wie möglich zu erweisen und die Götter nicht zu beleidigen. Doch seine Muskeln ließen ihn im Stich, und Fen’chuas Leichnam fiel ihm aus den erschöpften Armen. Der Schädel schlug mit lautem Krachen auf dem Steinboden auf.
    Zusammenzuckend bog Tol’chuk den Rücken in die angemessene Stellung. Nachdem er seine Pflicht erfüllt hatte, wollte er den Rückweg auf dem schmalen Pfad antreten, weg von der Triade.
    »Nein. Dieser Pfad steht dir nicht mehr offen.« Wieder schwebte die Stimme von allen drei Og’ern durch die Luft. »Du hast einem Mitglied deines Stammes Schaden zugefügt.«
    Tol’chuk hielt inne, die Augen auf den abgenutzten Stein gerichtet. Die Alten wussten also von seinem Vergehen gegen das Gesetz. Worte kamen ihm über die Lippen: »Ich wollte ihn nicht töten…«
    »Dir steht jetzt nur noch ein einziger Weg offen.«
    Tol’chuk hob den Kopf gerade hoch genug, um die kauernden Gestalten zu erspähen. Drei Arme hoben sich und deuteten auf das ferne schwarze Auge, jenen Tunnel, den kein anderer Og’er außer der Triade jemals betrat.
    »Du gehst den Pfad der Toten.«
     
    Mogwied verbarg sich im Schatten eines großen Steins und blickte nach Osten zu den Bergen. Ferndal mit seinen ausgeprägteren Sinnen war vorausgegangen, um die Strecke zu erkunden. Nachdem sie die goldenen Weidegründe der flacheren Vorhügel durchquert hatten, waren sie in eine felsigere und tückischere Gegend gelangt. Knorrige Eichen und hier und da ein Nadelbaum verteilten sich über die höheren Hügel, doch Dornenbüsche bedeckten den größten Teil des staubigen Bodens. Zum Glück war Ferndal, nachdem sie sich durch felsige Schluchten und steile Hänge hinauf gemüht hatten, auf einen weniger beschwerlichen Pfad gestoßen, der zu den Gipfeln führte. Dieser Weg bot einen erfreulichen Anblick. Doch der übervorsichtige Ferndal hatte darauf bestanden, ihn zu erforschen, bevor sie sich ihm anvertrauten.
    Nach einem Tagesmarsch stanken Mogwieds Kleider nach Schweiß und klebten ihm unangenehm auf der Haut. Er zupfte an ihnen herum und fragte sich, wie die Menschen

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