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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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an seinem Stiefel.
    »Lass mich nicht im Stich!« stöhnte Mogwied.
    Ferndal sah auf, und seine Augen trafen Mogwieds Blick. Zwei Wölfe, Rücken an Rücken, schützend.
    Ein Schrei ertönte hinter ihnen und wurde von einem weiteren Heulen beantwortet, diesmal noch näher.
    »Was sollen wir tun?«
    Ein Rudel jagt ein Reh über eine Klippe. Ein Schwarm Enten erhebt sich mit ihm in die Lüfte.
    »Wie bitte?« Was Ferndal ihm mitteilte, ergab für ihn keinen Sinn. War sein Bruder bereits zu lange in dieser Wolfsgestalt? Nahm die Wildheit des Wolfs seine Si’lura-Seele allmählich in Besitz? Mogwied wimmerte vor Schmerz, die Schulter zitternd hochgezogen. »Du sendest Unsinn!«
    Eine Wölfin führt einen Wurf Junge. Ferndal drehte sich schnell um und kletterte aus dem flachen Bachbett heraus. Er sah sich zu Mogwied um.
    Mogwied stellte sich auf ein Bein und setzte nur den Zeh des anderen auf, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Er umklammerte Ferndals Schwanz. Aus eigener Kraft hüpfend und von Ferndal gezogen, schaffte er es, das Bachbett zu verlassen. Aber das dauerte eine Zeit, und Mogwied presste die Lippen zusammen vor Schmerz. Als er die Uferböschung endlich erreicht hatte, ließ er sich erschöpft und keuchend gegen den Stamm einer Tanne sinken. »Vielleicht sollten wir die Flucht aufgeben«, sagte er. »Wir könnten auf einen Baum klettern und auf die Jäger warten. In unserer jetzigen jeweiligen Gestalt erkennen sie uns vielleicht nicht als Si’lura.«
    Ferndal kniff die Augen zusammen. Die Augen einer Eule. Vom Knochen gerissenes Fleisch.
    Mogwied stöhnte. Natürlich hatte Ferndal Recht. Bei ihren Verfolgern handelte es sich um Waldmenschen aus den Westlichen Marken, die sich nicht leicht täuschen ließen. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, eine Begegnung mit den Menschen zu vermeiden, bis sie die Zahnberge überquert hatten. Es war hunderte von Wintern her, seit ihr Volk sich aus den Wäldern heraus und in östliche Landstriche gewagt hatte. Wenn ihnen das Glück ein wenig hold wäre, hätten die Menschen auf der anderen Seite der Zahnberge die Si’lura vergessen.
    Ein Schrei hallte vom unteren Teil des Bachbettes herauf.
    Rennende Beine! Der Geruch von einem nahen Rudel. Eine Mutterbrust nahe einer Nase.
    Mogwied schob sich von dem Baum weg. Er hüpfte neben seinem Bruder her, wobei er eine Hand auf Ferndals Schulter legte, um sich zu stützen. Sie kamen nur langsam voran, aber wie sein Bruder angedeutet hatte, brauchten sie nicht mehr weit zu gehen.
    Ferndal half Mogwied über eine Steigung zu einer Höhe, wo nicht einmal mehr Dornenbüsche wuchsen. Jenseits der Erhebung breiteten sich nur noch Granit und Schiefer vor ihnen aus, verwittertes Gestein, wo einst ein uralter Gletscher einen Pfad durch dieses Gebiet geschnitten hatte. Steile Hügel aus grauem Fels waren von schwarzen Spalten durchzogen.
    Der Anblick dieser Ödnis saugte die Hoffnung aus Mogwieds Brust. »Nein!« flüsterte er dem Geröll aus Stein und Schiefer zu. Sein Bruder war verrückt! Er taumelte vor der kargen Landschaft zurück. »Ich nehme es lieber mit den Schnüfflern auf.« Mogwied sah Ferndal ungläubig an.
    Ein in einem dichten Hagebuttenstrauch gefangenes Küken, sein junges Blut sickert durch stechende Dornen, bis es still daliegt. Hinter ihnen war der sichere Tod. Ein tobender Fluss, hinter dem ein Rudel heult. So gefährlich das Unterfangen auch erscheinen musste, vor ihnen lag die einzige Hoffnung auf Rettung.
    Plötzlich ertönte ein Geheul hinter ihnen, und jetzt waren sogar die zermalmenden Schritte von Jägerstiefeln zu hören. Eine Stimme rief laut, und ihr Echo erschallte aus dem verborgenen Bachbett: »Schau, schau! Diese Spuren! Sieht aus, als ob die Gestaltwandler genau hier herausgeklettert wären! Also los, Schwarzer! Auf sie mit Gebrüll!« Das Knallen einer Peitsche und das Heulen der Schnüffler zischten wie ein Speer durch die dünne Luft. »Packen wir die verdammten Wandler!«
    Ferndals Blick bohrte sich voller Genugtuung in Mogwieds Augen. Es hatte sich erwiesen, dass er Recht gehabt hatte. Mit ihrem wilden Gebaren hatten die Schnüffler die Waldjäger auf den Gegenstand ihrer Begierde aufmerksam gemacht: Si’lura. Oder in der unangenehmen, schwerzüngigen Sprache der Menschen: Gestaltwandler.
    Ein Stöhnen entrang sich Mogwieds zusammengepressten Zähnen. Warum hatte er überhaupt seine Waldheimat verlassen? Er hätte einfach dort bleiben und das Beste aus den Gegebenheiten machen sollen. Und

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