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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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wenn er ein Verstoßener geblieben wäre - na und? Wenigstens wäre er dann mit dem Leben davongekommen.
    Aber in seinem zitternden Herzen wusste Mogwied, dass diese Reise notwendig war. Die Vorstellung, für alle Zeiten in dieser einen Gestalt gefangen zu sein, beängstigte ihn mehr als die heulenden Schnüffler oder das, was vor ihnen liegen mochte.
    Während Mogwied auf einem Stiefel balancierte, kamen schwache Worte über seine Lippen: »Also… gehen wir.«
    Gestützt auf Ferndals Schulter, überschritt Mogwied mit seinem Bruder die Schwelle von Dornenbüschen und betrat das Land des vernarbten Steins, ein Land, das alle Bewohner der Westlichen Marken zu vermeiden wussten: das Land der Og’er.
     

 
     
    16
     
    Tol’chuk scheute davor zurück, tiefer in die Kammer der Geister einzutreten. Er stand still da, Fen’chuas Leichnam lag zu seinen Füßen. Das Trio der greisen Og’er drehte sich langsam um und schritt mit gebeugtem Rücken zu dem fernen Tunnel. Worte wehten von der Triade zurück zu ihm. »Folge uns! Dies ist jetzt dein Weg.«
    Tol’chuk hatte gewusst, dass er für seinen Mord an Fen’chua bestraft werden würde. Das Gesetz der Og’er war streng und oft gnadenlos. Aber das? Er blickte zu dem schwarzen Auge in der fernen Mauer, dem Eingang zum Pfad der Toten, und bedauerte seine Entscheidung, Fen’chuas Leichnam zurückzubringen. Er hätte einfach in die Wildnis fliehen sollen.
    Der letzte der skelettdürren alten Og’er kroch in den Tunnel. Ein einziges Wort schallte heraus zu ihm. »Komm!«
    Als er die Kammer der Geister betrat, reckte Tol’chuk den Rücken und richtete sich zur vollen Größe auf. Er hatte seinen Stamm entehrt und verdiente nun nicht länger die Erscheinung eines Og’ers. Die Notwendigkeit der Täuschung war mit Fen’chuas Tod weggefallen. Er tat einen weiten Schritt über den Leichnam seines Stammesangehörigen und durchquerte die Höhle. Fackeln mit blauen Flammen züngelten nach ihm. Zahllose Schatten seiner selbst schlängelten sich beim Vorbeigehen an den Wänden empor, verzerrten Dämonen gleich, die seinen Gang verhöhnten.
    Am Eingang zu dem Tunnel neigte er den Kopf und stieß in die Dunkelheit vor, bevor seine Angst ihn heulend in die Flucht treiben konnte.
    Das Scharren und Schlurfen der greisen Og’er führte ihn tiefer in die Eingeweide ihrer Bergheimat. Hier erhellten keine Fackeln mehr die Wände, und sobald er um die Biegung des Tunnels gegangen war, verschluckte ihn die Dunkelheit. Nur das Kratzen von Krallen auf Stein wies ihm den Weg.
    Hier unten war der Körper seines toten Vaters von dieser steinernen Kehle verschluckt, von der Triade ins Land der Geister gezogen worden. Nun bestand Tol’chuks Strafe darin, wie sein Vater diesen Weg zu gehen. Er war für sein Volk ebenso tot wie Fen’chua.
    Was am Ende des Tunnels war, wusste nur die Triade. Denn seit Tol’chuk denken konnte, bestand die Triade aus denselben Mitgliedern. Er hatte einmal seinen Vater gefragt, was geschehen werde, wenn einer von den dreien stürbe. Sein Vater hatte die Frage mit der Bemerkung abgetan, dass er es nicht wisse, weil zu seinen Lebzeiten noch nie ein Mitglied der Triade gestorben sei.
    Tol’chuk wusste ansonsten wenig über die drei Alten. Wenn man von ihnen sprach, löste dies bestenfalls Stirnrunzeln aus. Wie die Erwähnung des Namens der Toten brachte es angeblich Unglück. Dennoch war die Triade eine feste Größe im Leben des Stammes. Alt und gebeugt, wachten die drei Og’er über das geistige Wohlergehen ihres Volkes.
    Nur sie und die Toten wussten, was am Ende dieses schwarzen Tunnels lag.
    Tol’chuks Füße wurden allmählich langsamer, während Angst sein Herz umklammerte. Sein Atem kam rasselnd aus der zusammengeschnürten Kehle, und ein unbestimmter Schmerz nagte an seiner Seite. Er schlich immer langsamer durch den gewundenen Gang, während die Luft warm und stickig wurde. Ein schwacher Geruch von Salz und verkrustetem Schimmel drang ihm in die weiten Nasenlöcher.
    Während er seinen Weg fortsetzte, schloss sich der Tunnel immer enger um ihn, als ob er ihn packen und am Rückzug hindern wolle. Sein Kopf streifte den Stein der Decke. Bei der Berührung bekam er eine Gänsehaut. Er zog den Kopf ein. Der Tunnel wurde immer niedriger, je tiefer er sich in das Herz des Berges hineinwand. Schließlich war Tol’chuk gezwungen, in die Hocke zu gehen und die Handknöchel als Stütze zu benutzen, also wieder in den schwerfälligen Gang eines Og’ers zu

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