Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
Vom Netzwerk:
Fluch, der auf ihrer Geburt lastete, einfach hinnahm.
    Als eineiige Zwillinge in einer Welt von Gestaltwandlern geboren, hatte ihre Geburt Anlass zu Aufregung und Jubel gegeben. Zwar waren schon früher bei den Si’lura Zwillinge zur Welt gekommen, aber noch nie eineiige. Mogwied und Ferndal waren die ersten. Niemand konnte sie auseinander halten, nicht einmal ihre Eltern. Jeder Bruder war das genaue Ebenbild des anderen.
    In ihrem Clan waren die Brüder anfangs eine Neuheit und eine Freude. Doch die Zwillinge hatten bald die Erfahrung gemacht, wann immer ein Bruder die Gestalt wandelte, passte sich der Körper des anderen sofort an, sodass ihre identische Natur wiederhergestellt war, ob diese Verwandlung nun erwünscht war oder nicht. Dies führte zu einem ständigen Kampf um die Vormacht. Wenn einer der beiden unachtsam war und seine Konzentration nachließ, war seine Gestalt offen für allerlei unerwartete Veränderungen, die durch den Willen des Bruders herbeigeführt wurden. In einer Welt, wo die freie Wahl der eigenen Gestalt schlichtweg eine Grundlage des Daseins bedeutete, waren Mogwied und Ferndal von Geburt an aneinandergekettet.
    Während diese Belastung in ihrem Leben von Ferndal einfach hingenommen wurde, war Mogwied immer verbitterter geworden. Auf der Suche nach einem Weg, um die Ketten zu sprengen, die Bruder an Bruder banden, hatte er begierig alle alten Schriftstücke über ihr Volk gelesen. Und schließlich hatte er eine Möglichkeit entdeckt, ein Geheimnis, das nur den alten Si’lura im tiefen Wald bekannt war.
    Mogwied seufzte laut. Wenn er doch nur vorsichtiger gewesen wäre…
    Aus einem wurmzerfressenen alten Text hatte er eine wenig bekannte Tatsache über die Natur der Si’lura erfahren: Wenn zwei Si’lura-Liebende in der Paarung miteinander verschlungen waren, konnte sich keiner der Partner auf dem Höhepunkt ihrer Leidenschaft verändern. Mogwied hatte über diese Enthüllung viele Monate lang nachgedacht. Er hatte das Gefühl, dass in diesem Umstand ein Schlüssel für seine Befreiung von Ferndals Joch liegen mochte. Dann reifte ein Plan in seinem Geist heran.
    Er wusste, dass sein Bruder seit einiger Zeit einer jungen Frau den Hof machte, der dritten Tochter des Stammesvaters. Die meisten Si’lura entwickelten im Lauf der Zeit eine Vorliebe für eine bestimmte äußere Form, und sie zog die Gestalt und die Schnelligkeit eines Wolfes vor. Auf diese junge Wölfin mit den langen Beinen und dem schneeweißen Fell hatte Ferndal ein Auge geworfen. Bald waren Mutmaßungen über eine Vereinigung der beiden in aller Munde.
    Während die Romanze seines Bruders gedieh, hielt sich Mogwied im Hintergrund. Vielleicht ergab sich hier eine Gelegenheit. Er forschte, schmiedete Pläne und wartete.
    Eines Nachts, bei Vollmond, zahlte sich seine Geduld aus. Mogwied schlich seinem Bruder hinterher, und aus der Deckung eines nahen Busches beobachtete er Ferndals Tändeleien mit der kleinen Wölfin. Sein Bruder in Wolfsgestalt leckte und liebkoste das junge Weibchen, dessen weißes Fell im Mondschein glänzte. Sie erwiderte Ferndals Zuneigung und gab sich ihm bald hin. Vor Mogwieds Augen bestieg Ferndal sie, zuerst sanft, mit kleinen zärtlichen Bissen in Ohren und Hals, dann mit wachsender Leidenschaft.
    Mogwied wartete, bis ein charakteristisches Heulen sich der Kehle seines Bruders entrang - dann handelte er. Mogwied verwandelte mittels Willenskraft seine eigene Gestalt in die eines Menschenmannes und betete dabei, dass sein Bruder aufgrund der hohen Wogen seiner Lust in seiner gegenwärtigen Erscheinung als Wolf eingeschlossen bliebe.
    Sein Plan gelang…
    Unter dem Felsvorsprung im Land der Og’er betrachtete Mogwied die blasse Haut seiner Hände.
    Sein Plan war allzu gut gelungen.
    In jener verfluchten Nacht hatte sich Mogwied in die Gestalt eines Menschenmannes verwandelt, während Ferndal ein Wolf geblieben war. Doch Mogwied musste bald erfahren, dass das Durchbrechen ihrer identischen Natur einen hohen Preis verlangte - einen verhängnisvoll hohen Preis.
    Keiner der beiden Brüder war mehr fähig, seine Gestalt zu verändern. Beide waren für alle Zeit in ihren unterschiedlichen Hüllen gefangen.
    Wenn er doch nur vorsichtiger gewesen wäre…
    Ganz in seiner Nähe knurrte Ferndal bedrohlich und zog Mogwieds Aufmerksamkeit wieder ausschließlich zurück in die Gegenwart. Die Nackenhaare seines Bruders waren aufgerichtet und die Ohren flach an den gesenkten Kopf angelegt. Erneut stieg ein

Weitere Kostenlose Bücher