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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Feuers
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Blicken zusammen. »Wohin soll ich gehen?«
    Drei Arme hoben sich, und drei Hände deuteten auf den massiven Bogen aus rubinrotem Herzstein. »Durch die Geistpforte.«
    Tol’chuk zog die Brauen hoch. Es war massiver Stein. Wie könnte er durch diesen hindurchgehen?
    »Komm!« Zwei der alten Og’er traten zu dem Bogen. Einer stellte sich am linken Fuß des Bogens auf, während der andere langsam zum rechten Fuß hinüberging. Das dritte Mitglied der Triade nahm Tol’chuk beim Handgelenk und führte ihn zur Mitte.
    »Was soll ich tun?« fragte Tol’chuk mit bebender Stimme.
    Der Og’er neben ihm sprach. Nun, da er ein wenig abgesondert von den anderen stand, hatte seine Stimme eine Spur von Wärme, eher wie die eines strengen Vaters. »Bevor der Vernichter erschien, übernahm die Pforte die Geister vom Herz und beförderte sie in die nächste Welt. Wie die Geister musst du dein Begehren zielstrebig verfolgen, dann wird dich die Pforte dorthin bringen, wo du sein musst. Es gibt eine Weissagung, nach welcher der letzte Nachfahre des Eidbrechers den Weg zur Befreiung unserer Geister finden wird, sobald er durch die Pforte tritt.«
    Tol’chuk deutete mit einem Nicken zu dem Bogen. »Aber ich bin kein Geist. Ich kann nicht durch massiven Stein wandeln.«
    »Dazu brauchst du kein Geist zu sein.«
    »Wie soll das sonst möglich sein?«
    Es kam keine Antwort, sondern ein leiser Singsang ertönte von den Og’ern jeweils an einem Fuß des weit gespannten Steinbogens. Das Summen ihrer Stimmen drang Tol’chuk bis ins Mark. Er spürte ein leichtes Kribbeln am ganzen Körper. Seine Ohren summten, und der Herzstein in seiner Hand hallte von dem Summen der Og’er wider. Vor seinen staunend aufgerissenen Augen verwandelte sich die massive Mauer, die den Herzstein ausfüllte. Nach außen hin schien das Gebilde immer noch dasselbe zu sein - harter Granit -, doch Tol’chuk wusste, dass es sich jetzt um eine Sinnestäuschung handelte, wie die Phantomspiegelung einer Felsklippe in stillem Wasser. Es hatte das Aussehen von Gestein, war jedoch nicht körperhafter als der dünne Film, über den Wassergeister auf einem ruhigen Teich glitten.
    Als das eintönige Summen zunahm, zog es den Herzstein in seiner Hand zu der Geistpforte, so wie es ein paarungswilliges Männchen oder Weibchen in einer kalten Nacht zu der Wärme einer Berührung zieht. Der sanfte Zug des Steins drängte seine Füße, diesem zu folgen. Tol’chuk stellte fest, dass seine Füße dem Drang gehorchten. Während in seinen Ohren immer noch der Singsang und das Summen tönten, merkte Tol’chuk kaum, dass der alte Og’er seine Seite verließ. Tol’chuk ging allein zu dem Herzsteingebilde weiter.
    Doch Worte schwebten ihm von dem abgesonderten Mitglied der Triade zu. »Hör auf den Herzstein. Obwohl er geschwärzt ist, ist er unser Herz. Hör auf ihn, und er wird dich leiten, wenn er kann.«
    Die Worte krochen wurmartig durch seinen benebelten Kopf, doch die Bedeutung drang nicht in ihn ein. Als er nahe an die Pforte herantrat, wischten die Schwingungen alle Gedanken beiseite. Er öffnete sich ihrer Berührung, im Vertrauen darauf, dass die Pforte ihn dorthin befördern werde, wo er sein musste. Inzwischen blind, tat er den nächsten Schritt - den ersten Schritt auf seiner Reise zur Befreiung seines Volkes - in gutem Glauben.
    Als er den Schleier der Pforte durchschritt, verstummte das Summen in seinen Ohren innerhalb eines Herzschlags und wurde abgelöst durch das ohrenzerreißende Heulen eines Jägers auf der Suche nach Blut.
     
    Mogwied stolperte rückwärts, als der Schnüffler schrie und sprang. Ferndal stürzte unter dem Felssims hervor, die Fangzähne entblößt. Lautes Gebrüll brach aus der Kehle des Wolfs. Mogwied hatte noch nie einen solchen Laut von seinem Bruder gehört. Bei dem Geheul erstarrte das Blut, und das Herz gefror. Selbst der Schnüffler hielt mitten im Angriff inne.
    Wolf und Schnüffler standen jetzt nur noch eine Spanne voneinander entfernt. Jedes Tier suchte mit gesenktem Kopf beim anderen nach einer Schwachstelle.
    Mogwied kauerte reglos in seinem Versteck. Ein Blitzschlag fuhr in eine zerzauste Tanne eine Meile weiter oben am Berg, Donner zerriss die Luft. Regen prasselte auf beide Widersacher nieder. Der Schnüffler überragte Ferndal um einiges, sein mächtiger Rumpf maß das Doppelte von dem des Wolfes. Die rasiermesserscharfen Zähne, die dolchspitzen Krallen und die pure Bosheit und Wildheit des Tieres ließen kaum Zweifel zu, wer

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