Alasea 02 - Das Buch des Sturms
In Strömen von Dunkelheit floss Stein, und das Geschöpf hob einen Arm, um sich den Hals zu reiben. »Danke. Das war ein angenehmes Gefühl. Meine Steinhaut festigt sich nach wie vor, und noch ein paar solcher Hiebe werden mein Schwarzsteinfleisch vortrefflich härten.«
Kral hob die Axt, entschlossen, sich einen Weg durch den Magik-Stein zu schlagen, doch als die Taubheit seines Arms allmählich nachließ, bemerkte er die Veränderung im Gewicht seiner Waffe. Die Klinge war weg. Er hielt lediglich den Schaft in der Hand. Zu Füßen des Zwergs sah er Stücke des Axtkopfes im tauenden Schlamm. Das hart geschmiedete Eisen und die fein geschliffene Schneide waren nur noch Bruch.
Der Zwergenherrscher lächelte in Krals entsetztes Gesicht. »Wie es aussieht, ist es mit deiner Nützlichkeit in dieser Angelegenheit vorbei. Nun ja, wir müssen uns mit dem begnügen, was uns bleibt.« Der Arm des Wesens hob sich.
Merik rief mit schwacher Stimme: »Kral, lauf weg!«
Es war zu spät.
Der Zwerg deutete mit ausgestrecktem Arm auf Kral, und Dunkelfeuer brach wie eine schwarze Fontäne aus seiner Hand. Als ob die Flammen Finger wären, umklammerte das Feuer Krals Hals und hob ihn von den Füßen. Er wurde zur Wand geschleudert und mit baumelnden Zehen dort festgenagelt. Die Finger des Feuers gruben sich in sein Fleisch, griffen nach seinen Knochen.
»Nein!« schrie Merik.
»Genug von dem Krach!« schimpfte der Zwerg.
Während sich Krals Sicht trübte, sah er, wie der steinerne Zwerg den anderen Arm hob und zu dem Elv’en deutete. Dunkelfeuer brach hervor und umfasste Meriks Hals, so wie es mit Kral geschehen war.
»So, jetzt lasst uns zu Ende führen, was ich zuvor begonnen habe«, sagte der Zwerg, in den Augen flammendes Blut. »Das Schwarze Herz hat mir gezeigt, wie dumm es ist, sich Hoffnungen zu machen, und meine lächerlichen Gedanken an Widerstand weggebrannt. Ich werde euch dieselbe Lehre erteilen. Ihr beide werdet dem Herrn der Dunklen Mächte als seine neuesten Bösewächter-Soldaten in Treue dienen.«
Sein rasselndes Lachen begleitete Kral in die Bewusstlosigkeit.
20
»Glaubst du ihm?« flüsterte Mykoff, unfähig ein Zittern aus seiner Stimme herauszuhalten. Schon die Nennung des Namens des Schwarzen Herzens schlug eine Saite des Schreckens an, die seine zur Schau gestellte Gelassenheit ins Wanken brachte.
Riemer sah seinen Bruder an, den Hals leicht in seine Richtung geneigt. »Bestimmt lügt er, um seine Haut zu retten«, antwortete er, doch Mykoff hörte das Zögern in der Stimme seines Zwillingsbruders und sah das Zucken an Riemers linkem Auge.
Dieses offenkundige Zeichen von Nervosität verunsicherte Mykoff noch mehr. »Trotzdem, es ist eine Sache, hinter dem Rücken des Zwerges zu handeln, aber ein Verrat am … am …« Mykoff brachte es nicht einmal fertig, den Namen auszusprechen. »Was ist, wenn der Mann nicht lügt? Sollen wir ihn töten und das Risiko eingehen?«
Riemer tastete nach dem versteckten Dolch in der Scheide an seiner Hüfte. Wie sehr es ihn juckte, ihn dem blassgesichtigen Elementargeist ins Herz zu stoßen! Er musterte den kleinen Mann, der eine Mappe aus Ziegenleder in der einen und ein paar rote Haarsträhnen in der anderen Hand hielt. Wie konnte es dieser Jämmerling wagen, seinen so klug ausgedachten Plan zur Ausschaltung jeglicher Jagdrivalen zu durchkreuzen! Ob dieser Mann sie zu der Hexe führen konnte oder nicht, Riemer weigerte sich, das Sakrament mit solch elendem Abschaum zu teilen! Die Kleidung des Mannes war ausgeblichen und abgetragen, von seinem zerzausten Haar, den schiefen Zähnen, den gespaltenen, gelben Fingernägeln gar nicht zu sprechen! Riemer unterdrückte einen Schauder. Welche Vorstellung, die Jagd mit einem solchen Wesen zu teilen! Riemer zog seinen Dolch. Niemals!
Mykoff legte die Hand auf Riemers Arm, da er eine überstürzte Handlung vonseiten seines Bruders befürchtete. »Vergiss nicht, was du einmal gesagt hast. Die besten Vorhaben werden mit kühlem Herzen durchgeführt.«
Riemer schwieg eine Weile, dann ließ er den Dolch sinken. »Ja, du hast Recht. Meine Worte waren sehr weise gesprochen.«
Dennoch schob Riemer den Dolch nicht zurück in die Scheide. Er verlagerte sein Gewicht auf dem Polster und beugte sich zu dem Mann vor, der vor dem Podest stand. »Wie sollen wir wissen, ob diese alten Haare, die du da in der Hand hältst, wirklich von der Hexe stammen, wie du behauptest?«
Mit seiner Frage hatte er beabsichtigt, die
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