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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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Hammer spaltete den Steinhelm des Schwarzwächters und legte das Innere des Zwergs frei. Nun, da sein Tod nahe war, wurde er endlich von der Sklaverei des Herrn der Dunklen Mächte befreit. Er sah mich an, und seine Augen erkannten die Abscheulichkeiten, die er begangen hatte.«
    Cassa Dar schloss die Augen und verstummte für eine Weile. »Ich kannte diesen Zwerg.« Sie öffnete die Augen, und ihr Blick richtete sich warnend auf Er’ril, damit er es ja nicht wagte, ihre Worte anzuzweifeln. »Es war mein Bruder, derjenige, mit dem ich Fangen und Verstecken in den unterirdischen Gängen der Heimat meiner Kindertage gespielt hatte. Das Wasser stieg an, und es waren seine im Sterben ausgesprochenen Worte, während meine Ranken ihn erstickten, die mich schließlich aus der Höhle jagten. Krank im Herzen, dachte ich nicht daran, den Try’sil zu ergreifen, sondern rannte einfach davon.«
    Erschöpft vom Erzählen, sank Cassa Dar auf ihren Stuhl zurück. »Der Hammer liegt immer noch dort unten, unter dem Fundament von Burg Drakken, und erwartet seinen nächsten Herrn und Meister.«
    »Hat der Herr der Dunklen Mächte niemals versucht, ihn zurückzuerlangen?« fragte Elena.
    »Nein, er hat sich des Try’sils bedient und ihn dann beiseite geworfen - genau wie er es mit meinem Volk gemacht hat.« Sie sah Elena an. »Aber ich glaube, deine Magik kann den Try’sil aus seinem nassen Grab herbeirufen. Ich will dir zeigen, wie, aber nur wenn du mir etwas versprichst.«
    »Ihn deinem Land zurückzugeben«, sagte Elena, die sich an den eingangs ausgesprochenen Wunsch der Hexe erinnerte.
    Die Hexe nickte. »Benutze seine Kraft, um die Macht des Schwarzen Herzens zu brechen. Räche mein Volk, dann gib ihn Gul’gotha zurück. Der Legende nach wird unser Volk leben, wenn der Try’sil unserer Heimat zurückgegeben wird. Gib ihn zurück, und ich bete darum, dass sich die Legende als wahr erweist.«
    Elena fühlte ihren Schmerz. »Aber warum gibst du ihn nicht selbst zurück?«
    Cassa Dar senkte den Blick. »Ich wünschte, ich wäre dazu in der Lage. Doch als die Silberader aufbrach und ich meine Magik anwandte, um den Schwarzwächter anzugreifen, vermischten sich die Magik-Ströme, und mein Geist wurde in das Land eingesogen. Deshalb lebe ich schon so lange.« Sie bedachte Elena mit einem verzerrten Lächeln. »Ich bin nicht mehr einfach nur eine Zwergin, ich bin auch Teil dieses Landes, dieses Sumpfes. Ich kann niemals weg von hier.«
    Elenas kummervolle Miene entlockte ihr ein kurzes, bitteres Lachen. »Du brauchst mich nicht zu bemitleiden, Kind«, sagte sie. »Ich liebe dieses Land. Als ich diese Moosgebilde meine Kinder genannt habe, habe ich nicht gelogen. Ich bin mit diesem Land verwachsen, und ich schätze alles daran. Hier ist meine Heimat. Obwohl ich vielleicht manchmal etwas einsam bin, bin ich zufrieden.«
    Schweigen senkte sich herab, als sie ihre Geschichte beendet hatte. Niemand wusste etwas zu sagen. Schließlich ergriff Elena das Wort. »Ich will versuchen, deine Bitte zu erfüllen«, sagte sie. »Wenn ich Gelegenheit dazu bekomme, werde ich den Try’sil deiner Heimat zurückgeben. Aber …« - sie hielt die moosüberwucherte Hand hoch - »so geht es nicht. Wirst du deinen Bann aufheben?«
    Cassa Dar schob ihren Stuhl vom Tisch zurück und erhob sich wieder. »Nein«, antwortete sie zum Entsetzen der anderen. »Das wirst du selbst machen. Die Macht, um diesen Hexenbann aufzuheben, war dir schon immer gegeben.«
    Elena machte ein fassungsloses Gesicht. »Aber wenn ich meine Magik anwende, verschlimmert sich die Wucherung.«
    »Komm«, sagte die Sumpfhexe. »Ich zeige dir, wie es geht.«
    Cassa Dar führte sie alle zu einer gewundenen Treppe und über diese hinauf zur Spitze der Burg. Als Elena in die Nacht hinaustrat, war sie überrascht, wie klar die Luft über der Burg war. Sterne strahlten, und ein Halbmond schimmerte hell in den frühen Abend. Die Burg war eingehüllt in eine Decke aus Sumpfnebel, doch der Turm ragte über die Dunstwolken hinaus und reckte seine Zinnen zum klaren Nachthimmel hinauf.
    Elena atmete tief durch. Frei von Sumpfgasen, roch die Luft beinahe süß.
    »Hier oben stinkt’s«, sagte Jaston mit gerümpfter Nase.
    »Du hast einfach noch nie normale Luft gerochen«, entgegnete Mikela und klopfte ihrem Freund auf die Schulter.
    Während die anderen Mitglieder der Gruppe versuchten, sich an dem überwältigenden Anblick satt zu sehen, wackelte Cassa Dar auf ihren kurzen, stämmigen Beinen zu

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