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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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unschätzbarem Wert sein wird. Als Gegenleistung verlange ich lediglich ein kleines Versprechen.«
    Er’ril kniff die Augen zusammen. »Was für ein Versprechen?«
    »Dass ihr das Werkzeug, wenn ihr es nicht mehr braucht, an seinen Ursprung und rechtmäßigen Platz zurückbringt.«
    »Und wo ist das?« fragte Elena kleinlaut.
    Cassa Dar erhob sich von ihrem Platz am Tisch. Sie sah Elena traurig an. »Bevor wir den Handel besprechen, muss ich zuerst einige Illusionen ausräumen.« Im Stehen streckte die Hexe die Arme nach oben, und mit einem leichten Schütteln des Körpers, als ob sie sich ihrer Kleidung entledigen wollte, löste sie die besagten Illusionen auf. Lange Ranken und moosiger Bewuchs fielen von ihrem Körper ab, bis ihre wahre Gestalt zum Vorschein kam.
    Vor ihnen kauerte ein missgestaltetes Geschöpf von gedrungener Gestalt und mit blasser Haut. Ihr Rücken war gebeugt vom Alter, und ihre schlaffen Brüste hingen an ihr wie verfaulte Melonen. Ihr Gesicht, das sie mit der Hand gegen das Licht abschirmte, bestand hauptsächlich aus Falten. Nur aus ihren schwarzen Augen strahlte noch die Leidenschaft und Intelligenz der Person namens Cassa Dar.
    Er’ril wusste, was er da vor sich sah. Er hatte gegen solche Geschöpfe auf den Schlachtfeldern gekämpft, und immer hatte es etwas mit dem Herrn der Dunklen Mächte zu tun gehabt. »Du bist eine Zwergin!«
     
    Elena sah, wie Ferndal und Jaston von der Hexe zurückwichen. Bald drängte sich ihre ganze Gruppe auf einer Seite des Raums zusammen. Der wuchtige Eichentisch stand zwischen ihnen und der Zwergin.
    »Ich bin tatsächlich eine Zwergin«, gab Cassa Dar zu, wobei sie ihr Gesicht im Schatten hielt. Sogar ihre Stimme hatte sich gewandelt: zu einem rauen Rasseln, nicht zu vergleichen mit den sanften Tönen, die sie bis dahin hervorgebracht hatte. »Doch so wie ihr gerade noch die Meuchler verleumdet habt, schätzt ihr jetzt auch mein Volk falsch ein.«
    »Falsch einschätzen?« fauchte Er’ril. Er hielt sein silbernes Schwert in der Hand. »Eure Truppen waren es, die unser Land überfallen und geplündert haben.«
    Sie senkte den Kopf, als ob ein schweres Gewicht auf ihr lastete. »Ich weiß. Doch bevor du irgendjemanden anklagst, höre meine Geschichte. Ich …«
    »Wir haben keine Zeit, um uns deine verabscheuungswürdige Erzählung anzuhören«, unterbrach Er’ril sie hitzig. Seine Wangen waren dunkelrot angelaufen. Elena hatte ihn noch nie so aufgebracht gesehen. »Von deinem Volk und den Hunde-Soldaten wurden wir niedergemetzelt. Ich habe selbst mit angesehen, wie ein Vetter von mir von den Ungeheuern an den Leinen der Zwergenherrscher in Stücke zerfetzt wurde. Sie lachten ihn aus, während er in Todesqualen schrie. Und du willst, dass ich deine Geschichte anhöre?« Er’rils Stimme war schrill geworden. »Möge dein Volk für alle Zeiten verflucht sein!«
    Elena sah, wie sehr seine Worte die Hexe verletzten, wie sich ihr Rücken unter seinem Angriff beugte. Schließlich hob sie das Gesicht zu ihm; Tränen rannen in Strömen über das hässliche Antlitz. »Wenn es deinen Kummer ein wenig lindert: Wir waren verflucht, Präriemann.« Der Schmerz war ihrer kratzigen Stimme deutlich anzuhören. »Wir waren verflucht, bevor wir auch nur einen Fuß auf euer Land gesetzt haben.«
    Bevor Er’ril noch mehr Galle verspritzen konnte, legte ihm Elena die Hand auf den Arm. Er sah sie an, in seinen Augen loderte heller Zorn. Sie musste sich zusammennehmen, um nicht vor seinem Blick zurückzuweichen. »Ich möchte die Geschichte gern hören«, sagte sie leise.
    Er wollte etwas erwidern.
    Sie drückte seinen Arm. »Nein, ich möchte sie zu Ende hören.«
    Er’ril gab klein bei, indem er mürrisch nickte. Vermutlich vermied er es, auch nur ein Wort zu sagen, aus Angst, er könnte die Beherrschung vollends verlieren.
    Zufrieden, weil er seine Zunge im Zaum halten würde, wandte sich Elena der Zwergin zu. »Ich werde anhören, was du zu sagen hast.«
    Die Hexe nickte, schwieg jedoch zunächst, um ihre Gedanken zu ordnen und sich zu sammeln. Als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme gedämpft. »In den südlichen Bergen von Gul’gotha lebten wir in Frieden und trieben Handel, indem wir unsere Schmiedewaren an die Menschen im nördlichen Gul’gotha und manchmal sogar übers Wasser in den angrenzenden Ländern verkauften. So ist mir mein Volk und unsere Heimat im Gedächtnis geblieben. Ich erinnere mich noch, wie wir durch die unterirdischen Gänge gerannt sind,

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