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Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
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flüsterte sie, »dann lass mich dir wenigstens diesen einen Baum zurückgeben.«
    Elena stand auf und wischte sich die Erde von der grauen Hose. »Möge Leben aus dem Tod entstehen. Möge dies das wahre Denkmal deiner letzten Ruhestätte sein.«
    Sie wischte sich die Tränen ab, wandte sich von dem Grab ab und blickte über die sanft geschwungenen Wiesen hinüber zur aufgehenden Sonne.
    Es war Zeit.
    Die anderen warteten auf sie. Der Wagen war bereits beladen, das Gepäck verschnürt. Sie hatten die Pferde der Jäger übernommen, als Ersatz für die ihren, die getötet worden waren. Das einzig erfreuliche Vorkommnis in den letzten beiden Tagen war gewesen, dass Kral, als er losgegangen war, um Rorschaff zu holen, dabei Nebelbraut gefunden hatte, die friedlich mit dem Hengst auf der Wiese gegrast hatte, als ob nichts geschehen wäre. Elena war überwältigt gewesen vor Freude, als sie die kleine graue Stute wieder gesehen hatte, und hatte Nebelbraut heftig umarmt, während das Pferd sich zu befreien suchte, um zum Hafereimer zu kommen.
    Ansonsten hatten sie vor allem Gräber ausheben und erneut Reisevorbereitungen treffen müssen. Die Leichen der Jäger hatten beerdigt werden müssen, zusammen mit Vira’ni und der Dämonenbrut, die sie hervorgebracht hatte. Er’ril hatte es nicht zugelassen, dass irgendjemand außer ihm Vira’nis Leichnam berührte. Er hatte sie sanft ins Grab gebettet, so wie man ein Kind nach einem Albtraum sanft zudeckt, und dann hatte er sich vorgebeugt und ihr einen langen Kuss auf die Stirn gegeben. Nur Elena hatte die Tränen des Präriemannes gesehen, während er das Grab mit kalter Erde füllte.
    Inmitten all dieser Trauer hatte die gegenseitige Unterstützung die Gruppe fester zusammengeschweißt; Bande waren geknüpft worden, die zuvor nicht bestanden hatten. Selbst Mogwied war allgemein beglückwünscht worden zu seiner Schlauheit, die sie das geflügelte Ungeheuer hatte besiegen lassen. Er war mit geschwellter Brust durchs Lager stolziert, und Merik, der dem Gestaltwandler ganz besonders viel Hochachtung zollte, hatte Mogwied sogar sein Fohlen angeboten. Nur Er’ril hatte bedrückt gewirkt und sich von den anderen zurückgezogen.
    Elena seufzte. Die sanfte Hügellandschaft barg für sie alle zu viel Kummer. Je eher sie aufbrachen, desto besser.
    Doch sie hatte noch eine allerletzte Aufgabe zu erledigen. Während sie die Wiesen betrachtete, die im rosigen Schimmer der Morgenröte dalagen, hob sie den rechten Arm und badete die blasse Hand im morgendlichen Sonnenschein. Sie füllte ihr Herz mit Sehnsucht und Hoffnung und bot all ihre Willenskraft auf, damit die Gabe zu ihr käme. Bald verlor sich ihre Hand in einem strahlend hellen Leuchten.
    Elena holte tief Luft und wappnete sich, dann senkte sie den Arm. Ihre rechte Hand erschien wieder am Handgelenk, ihre Haut war jetzt gezeichnet von Wirbeln und Spiralen roter Magik.
    Elena trat von Ni’lahns Grab zurück - der erste Schritt auf einem langen Weg, der vor ihr lag, einem Weg, der sie letzten Endes zu dem Großen Gul’gotha führen würde. Sie ballte die rote Hand zu einer Faust und marschierte in die Morgenröte. Sie würde das Schwarze Herz bezahlen lassen für all das Blut, den Kummer und die Tränen.
    Magik knisterte wütend um Elenas Faust, während sie über die rosa gefärbten Wiesen schritt.
    »Ich komme«, sagte sie zur aufgehenden Sonne und der Dunkelheit, die dahinter lag. »Und nichts wird mich aufhalten.«

 
     
     
     
    ZWEITES BUCH

    Meere und Nebel

 
     
    11
     
    Joach lebte als Gefangener in seinem eigenen Kopf.
    Während sein Körper im Küchentrakt der weitläufigen Ordensburg stand und auf das Abendessen seines Herrn wartete, blickte Joachs eigentliches Ich durch zwei Löcher eines Schädels hinaus, der ihm vorkam wie ein ausgehöhlter Kürbis. Er beobachtete, wie sich seine Arme und Beine bewegten, während er im Kopf um Hilfe schrie. Doch seine Lippen blieben schlaff, und ständig hing ihm ein Speichelfaden vom Kinn. Er spürte, wie ihm die Spucke aus dem Mund tropfte, aber er schaffte es nicht, die Hände zu heben und wie wegzuwischen.
    »He, du!« rief der Küchenjunge mit den fettigen Haaren und klopfte Joach dabei mit einem schmutzigen Löffel auf die Schulter. »Hat dich deine Mami mal auf den Kopf fallen lassen, oder was? Schau, dass du weiterkommst, bevor du in den Suppentopf sabberst.«
    Von dem Löffel gestoßen, taumelte Joach einen Schritt zurück.
    »Lass ihn in Ruhe, Brant«, sagte der Koch

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