Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Alasea 02 - Das Buch des Sturms

Titel: Alasea 02 - Das Buch des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Buch des Sturms
Vom Netzwerk:
war einer der Hort-Brüder, »’türlich verschwendet Kast seine Zeit nich so richtig. Ich hätte auch nix dagegen, die Kleine zu küssen. Und diese kleine Brötchens an ihre Brust sehen schwer lecker aus.« Er lachte grob.
    Kast schenkte ihnen allen keine Beachtung. Er bearbeitete ihren Brustkorb, füllte ihre Lunge mit seiner Luft und presste sie wieder heraus.
    Schließlich ertönte die Stimme des Kapitäns hinter ihm, und er legte Kast die Hand auf die Schulter. »Sie ist verloren. Lass gut sein. Das Meer hat sein Eigentum beansprucht.« Er zog Kast hoch.
    Mit rotem Gesicht sank Kast auf die Fersen zurück und betrachtete das Mädchen. Seine Bemühungen hatten ein wenig Farbe in ihre Lippen zurückgebracht, das war aber auch alles. Sie lag immer noch reglos da. Er ließ einen rasselnden Seufzer vernehmen, mit dem er sein Versagen eingestand. Sie war wirklich verloren.
    Dann plötzlich hustete das Mädchen heftig, sodass ihre ganze Gestalt bebte. Ihre Augen öffneten sich flatternd und richteten sich auf ihn. »Vater?« murmelte sie und streckte eine Hand zu Kast aus, der sich über sie beugte. Ihre Finger berührten seinen Hals und ruhten einen Herzschlag lang auf dem tätowierten Meerfalken.
    Kast sprang zurück, als ob ihn etwas gestochen hätte. Wo sie ihn berührt hatte, brannte die Tätowierung plötzlich wie ein Brandmal auf seiner Haut. Er unterdrückte ein Japsen; in seiner Wange und seinem Hals loderte ein inneres Feuer. Das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    Erschüttert und sprachlos beobachtete er, wie die Augen des Mädchens sich nach hinten verdrehten und ihre Arme auf das Deck sackten. Sie entglitt dem Leben wieder.
    Kast beugte sich über das Mädchen, dabei rieb er sich mit einer Hand den Hals. Das Feuer ließ bereits etwas nach. Offensichtlich war die Kleine ohnmächtig, aber wenigstens atmete sie jetzt. »Wir müssen sie an einen trockenen und warmen Ort bringen«, sagte er. Die Männer um ihn herum waren verstummt, als das Mädchen aufgewacht war. Er hob sie mit seinen kräftigen Armen auf.
    »Bring sie in die Kombüse«, sagte Jarplin. »Die Hitze von den Herden wird sie aufwärmen. Aber sobald sie wieder zu sich kommt, will ich der Kleinen ein paar Fragen stellen.«
    Kast nickte. Auch ihn beschäftigten mehrere Fragen. Er wartete nicht länger, sondern trug sie übers Deck.
    Er hörte, wie hinter ihm der Kapitän das Wort an seine Männer richtete, und seine Stimme klang schroff und verärgert. »Und ihr anderen, wieder an die Relings mit euch! Wir haben ’nen Drachen in den Hafen zu schleppen.«
    Leicht gebückt tappte Kast durch die niedrigen Flure, die zu den unteren Kabinen führten. Er rümpfte die Nase. Es roch nach ungewaschenen Körpern, Salz und Essig. Nach dem hellen Sonnenschein dauerte es eine Weile, bis sich seine Augen an die düsteren Flure der nur von Lampenlicht erhellten unteren Decks gewöhnten. Blinzelnd schleppte er seine Fracht den Gang hinunter zu der Kombüse in der Nähe des Hecks.
    Seine Gedanken wirbelten um die Ereignisse des Tages, seine Haut schmerzte immer noch dumpf wie von einer Verbrennung. Zuerst der Drache, dann das Mädchen. Was hatte das alles zu bedeuten? Er erinnerte sich daran, wie die grünen Augen des Mädchens in die seinen geblickt hatten, benommen und verwirrt. Könnte sie mit der Prophezeiung zu tun haben? Wieder fiel ihm flüchtig der blinde Schamane der Blutreiter ein, der auf seinem armseligen Lager in einem Hinterzimmer von Port Raul im Sterben lag. Seine letzten Worte hallten in Kasts Kopf nach. »Ein Blutreiter-Eid ist in dein Fleisch eintätowiert. Obwohl der Wortlaut des Eids vergessen ist, erinnert sich das Fleisch.« Dann hatte der Schamane mit letzter Kraft Kasts Arme umklammert. »Du musst dich in die Gegend nördlich der Untiefen begeben, Kast. Bald werden die alten Verheißungen der Tätowierung aufflammen. Vergiss nicht: Wenn der Meerfalke brennt, werden sich die Meere von Blut rot färben, und die Reiter werden gerufen werden, um ihre Eide zu erfüllen, wieder aufzusitzen und die großen Drachen aus dem Meer zu reiten.«
    Ein Schauder erschütterte seinen Körper, während er das Mädchen immer weiter durch die Flure trug. Der Schamane war sein Lehrer gewesen, sein Meister. Doch hatte seine prophetische Gabe oder nur der pure Wahnsinn die letzten gehauchten Worte des blinden Sehers bestimmt? Kast hatte die Anweisung seines Lehrers befolgt und war in die Gegend nördlich der Verdammten Untiefen gereist, und er hatte die schlanken,

Weitere Kostenlose Bücher