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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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dass sie durch die Fähigkeiten des Spielers zum Tönen gebracht wurde. Tok hob den Blick zu Merik, Freude und Verwunderung glänzten in seinen Augen.
    »Jetzt spiel, Tok. Hör auf dein Herz, lass die Musik deine Finger bewegen.«
    »Ich weiß nicht, was…«
    »Vertrau mir einfach, Tok. Und vertrau vor allen Dingen zum ersten Mal in deinem Leben dir selbst.«
    Der Junge biss sich auf die Unterlippe und zupfte erneut die Saiten. Er klimperte leise vor sich hin, zögernd nur. Aber bald schloss er die Augen und ließ die Musik auf sich wirken. Merik konnte zusehen, wie sich das Kind von einem verwahrlosten Schiffsjungen in einen Jüngling voller Anmut und Stolz verwandelte. Die Musik floss aus dem Holz der Laute durch den Jungen hindurch und hinaus in die Welt.
    Merik lehnte sich zurück und lauschte. Das Spiel des Jungen wurde nicht von Kunst bestimmt; es bestand nur aus Herz, Leidenschaft und dem Schmerz der Einsamkeit. Es war das letzte Lied des von Fäule befallenen Waldes der Nyphai und gleichzeitig das eines Jungen, der sich nach einer Vergangenheit sehnte, die man ihm gestohlen hatte.
    Meriks Blick fiel auf das Gefieder des Sonnenfalken, der so herrisch auf seiner Stange hockte. In der steifen Haltung und dem unversöhnlichen Blick des Vogels erkannte Merik sich selbst oder zumindest die Person, die er gewesen war, bevor er diese Gestade betreten hatte wie in einem Spiegel: hochmütig und empört über alle anderen. Aber war er immer noch derselbe? Auf dem Weg hierher hatte Merik einerseits mutige und andererseits auch feige Handlungen erfahren. Er hatte so manchen von niedriger Geburt getroffen, aus dem das Majestätische eines Königs geleuchtet hatte, und andere von nobler Herkunft erlebt, die durch den Schlamm gekrochen waren, um ihre niedrigen Triebe zu befriedigen.
    Erst als Merik aufhörte, seinen Gedanken nachzuhängen, bemerkte er, dass dem Jungen Tränen übers Gesicht liefen. Das Kind stellte sich eine Heimat vor, die es niemals kennen lernen würde, und plötzlich verstand Merik das Lied der Laute. Genau das war es, wofür sie kämpfen sollten nicht für die Ehre eines verbannten Volkes oder die verlorenen Nachkommen eines verschwundenen Königs, sondern schlicht und einfach für den Frieden.
    Außerdem entdeckte Merik in dieser Musik die Ruhe des Geistes.
    Auch das war etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnte.
    Plötzlich stieß der Sonnenfalke einen durchdringenden Schrei aus. Merik schreckte auf und saß kerzengerade auf dem Bett, und dem erschrockenen Tok wäre die wertvolle Laute beinahe aus den Fingern geglitten. Ihrer beider Blicke richteten sich auf den Vogel.
    Der Falke streckte sich auf seiner Stange und breitete die Flügel aus. Sein schneeweißes Gefieder leuchtete nun so hell auf, dass es in den Augen fast schmerzte.
    »Was ist los?« fragte Tok.
    Merik war bereits vom Bett gesprungen und streckte dem Vogel die Hand entgegen. »Ich weiß nicht.« Der Vogel hüpfte auf das Handgelenk des Elv’en. Die Krallen gruben sich in seine Haut, bohrten sich regelrecht ins Fleisch. Merik verlor das Bewusstsein, als die Bilder ihn überfluteten. Er sah Schiffe, die auf Sturmwinden fuhren, viele Kiele durchkämmten die Wolken. Süße Mutter, nicht jetzt! Er hatte gehofft, sie hätten noch etwas mehr Zeit!
    Mit dem Vogel auf der Hand eilte Merik aus dem Raum und hinauf aufs Deck. Tok folgte ihm. Joach, Flint und die schwarzhäutigen Zo’ol waren die Einzigen dort oben. Mit offenen Mündern standen sie da, als sie Merik mit dem Falken übers Deck laufen sahen.
    Merik ließ den Arm hochschnellen, und der Vogel erhob sich in die Lüfte, er flog an den aufgeblähten Segeln vorbei und hinauf in den Himmel. Dann nahm Merik den Arm herunter und starrte hinaus aufs Meer. Die Bleicher Hengst hatte die äußeren Inseln des Archipels schon hinter sich gelassen, und die Flotte der De’rendi und die wütende Schlacht waren längst außer Sichtweite. Nur der dunkle Rauch am östlichen Himmel und das entfernte Hallen der Hörner zeugten noch vom Krieg.
    Flint ging zu Merik. »Was hast du getan? Dieser verflucht helle Vogel könnte uns verraten.«
    Merik sah zu, wie der Falke im grellen Schein der Sonne langsam verschwand. »Er ist zurückgerufen worden. Es scheint, dass auch andere von diesem Kampf angezogen werden wie die Motten vom Licht.«
    »Was meinst du damit?«
    Merik warf einen Blick über die Schulter zu dem grauhaarigen Bruder. »Wenn ihr das Buch des Blutes haben wollt, müssen wir uns beeilen. Der

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