Alasea 03 - Das Buch der Rache
ihres Gewichts verloren. »Dank sei der Süßen Mutter! Ich sah deinen Blitz und konnte nur hoffen, dass ihr es seid!« Sie blickte sich auf dem Platz um. »Wo sind die Hexe und die anderen?«
Merik stürzte zu Saag wan und achtete nicht darauf, dass der Drache den Kopf in seine Richtung drehte. Die großen, schwarzen Augen des Tieres schienen ihn einzusaugen. »Wir haben keine Zeit für Erklärungen! Könnt ihr mich zu dem großen Schiff über der Burg bringen?«
Saag wan runzelte die Stirn. »Als die Flotte ankam, habe ich schon versucht, sie vom Angriff abzuhalten. Aber zwischen den Blitzen und den verfluchten Winden dieser Frau gab es kein Durchkommen.«
Merik sah den Drachen an. »Wenn dein Reittier es gestattet, kann ich uns hinaufbringen.«
Saag wan wandte sich an Ragnar’k. Sie tauschten sich schweigend aus. »Ragnar’k erlaubt es. Aber wir müssen uns beeilen.« Saag wan wies zum Himmel.
Merik blickte empor. Die fünf Donnerwolken sammelten bereits wieder Energie unter ihren Kielen. Da bot ihm die Mer’ai ihre Hand an. »Klettere hinter mich.«
Mit einem kurzen, dankenden Nicken zum Drachen, der Merik nach wie vor missbilligend ansah, nahm der Elv’e Saag wans Hand. Noch während er aufstieg und die Arme um Saag wans Hüften schlang, breitete der Drache schon die Flügel aus und stieß sich mit seinen stämmigen Beinen vom Boden ab.
»Halt dich fest!« rief Saag wan.
Ragnar’k sprang in die Luft, schlug mit den Flügeln, und sie hoben von dem Platz ab.
Tol’chuk brüllte ihnen hinterher und wünschte ihnen Glück und Schnelligkeit, aber das meiste ging im Rauschen des Windes unter, während die mächtigen Flügel des Drachen sich bemühten, sie in den Himmel zu tragen. Ragnar’k stieg über die höchsten Türme, dann driftete er nach Westen ab und kreiste um die Gipfel des Berges Orr. Die Bäuche der Kriegsschiffe befanden sich genau über ihnen. Merik konnte den Geruch der elektrischen Blitze riechen.
Ragnar’k schwenkte herum, um noch mehr an Höhe zu gewinnen. Langsam schraubte er sich immer höher in die Luft, jedoch zu langsam. Als Merik aufblickte, sah er, dass die Kiele der fünf Donnerwolken nun blitzten vor Energie. »Beeil dich«, stöhnte Merik, halb zum Drachen und halb zu sich selbst gewandt.
Ragnar’k musste ihn gehört haben. Plötzlich wendete der Drache und neigte sich bedrohlich steil zur Seite. Merik konnte die Stadt und den Ozean weit unter sich sehen. Als Ragnar’k die Kurve zu Ende geflogen hatte, erhielten seine Flügel scharfen Auftrieb, und sie schossen förmlich himmelwärts. Bald segelten sie über der Armada, nur die Sonnenjäger, das Flaggschiff der Elv’en Königin, befand sich noch über ihnen. Ragnar’k legte sich erneut auf die Seite und hielt auf das Schiff zu.
Saag wan beugte sich über den Hals des Drachen und zwang Merik damit, ebenfalls nach vorn zu gehen. Ragnar’k wurde schneller. »Wir müssen nur über das Schiff steigen!« schrie Merik in Saag wans Ohr.
Der Drache hatte sich nun nahe genug an das Schiff herangearbeitet. Merik konnte die Besatzungsmitglieder sehen. Am Heckruder erkannte er einen Seemann mit einer Kupfersträhne im silbernen Haar. Es war sein älterer Bruder, Richald. Als sie noch näher kamen, entdeckte Merik auch eine große Frau, die am Bug des Schiffes stand. Ihr silbernes Haar glühte förmlich vor Macht.
»Mutter«, flüsterte er.
Sie schien ihn gehört zu haben und blickte hinauf zum Drachen, aber ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie keine große Freude empfand bei dem, was sie sah. Selbst aus dieser Entfernung konnte man das Feuer in ihren Augen wild funkeln sehen. Sie stieß verärgert eine Hand in die Luft, und plötzlich wurde der Drache von einem Windstoß gepackt.
»Immer, wenn wir ihr zu nahe kommen, macht sie das!« schrie Saag wan gegen den Wind, während Ragnar’k erbittert darum kämpfte, die Stellung zu halten.
Merik nahm eine Hand von der Hüfte der Mer’ai und hielt sie in den Wind. Er sammelte seine Magik, die schon sehr geschwächt war, und schleuderte sie dem Angriff seiner Mutter entgegen. Die Winde ließen nach. Vom Rücken des Drachen sah Merik den überraschten Gesichtsausdruck seiner Mutter.
»Vorwärts!« schrie Merik Saag wan ins Ohr und zog seine Magik zurück.
Ragnar’k nutzte die Flaute, um über das Schiff zu steigen. Nun schwebte er über den Masten. Da nahm Merik auch den anderen Arm von Saag wans Leib und ließ sich vom Rücken des Drachen fallen. Er stürzte hinunter in
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