Alasea 03 - Das Buch der Rache
Mutter und beim bettlägerigen Elv’en Wache. Mogwied hatte seinen Stuhl verlassen und kauerte nun in der hintersten Ecke. Wenn Kral sich und seine Gefährten befreien wollte, würde er den Fluchtweg allein bahnen müssen.
»Tol’chuk! Nimm Merik und folge mir!« brüllte der Gebirgler.
In einem Durcheinander aus Klingen und Armen haute er sich den Weg zur Tür frei. Links und rechts von ihm stürzten schreiende Männer mit zuckenden Gliedmaßen zu Boden. Krals Bart war getränkt mit ihrem Blut, sein weißes Lächeln ein Leuchtfeuer in dem verzerrten Gesicht. Ein altes Kriegslied kam ihm in den Sinn, als er sich seinen Weg durch die Stadtwachen bahnte.
Niemand konnte ihn aufhalten! Seine Blutgier entfachte die schwarze Magik, die in seine Axt eingeschmiedet war. Er sehnte sich danach, seine Zähne in die Hälse dieser derben Männer zu graben, aber er wusste, dass er im Beisein der anderen diese Lust zügeln und seine Begierden mit der Schneide seiner Klinge befriedigen musste. Sein Herz pochte bis in die Ohren, die taub waren für die Klagen und Hilferufe seiner Opfer.
Er wäre auch mit den letzten Soldaten spielend fertig geworden, wenn da nicht plötzlich der Anführer der Stadtwache aufgetaucht wäre. Kleiner als die meisten anderen seiner Truppe und von schwächlicher Gestalt, wirkte der Mann äußerlich nicht sehr einschüchternd, als er durch die zerborstene Tür trat. Aber er bremste Kral mit einem einzigen Blick. Böse Magik tanzte hinter diesen kleinen Augen. Kral erkannte die Natur des Mannes: Es handelte sich um einen Bösewächter, genährt von der schwarzen Magik seines Meisters. Umgekehrt erkannte der Anführer der Wache Kral jedoch nicht als Verwandten. Das Schwarze Herz hatte das Geheimnis des Gebirglers so tief vergraben, dass selbst andere Bösewächter ihn nicht erkennen konnten.
Als Kral innehielt, hob der Bösewächter Anführer eine klauenartige Hand und reckte sie in seine Richtung. Bei diesem Zeichen brach vom Flur eine tosende schwarze Wolke herein. Flügel und Krallen stoben durch die Luft und auf Kral zu. Ein Schwarm monströser Raben und Aaskrähen! Mit schwingender Axt bekämpfte Kral die dämonischen Vögel. Seine Waffe konnte nur wenig ausrichten gegen diese vielen, kleinen Widersacher; dennoch benutzte Kral Klinge, Griff und Faust, um die Angreifer zurückzuschlagen.
Ein wenig konnte auch Merik vom Bett aus zur Unterstützung des Gebirglers beitragen. Der Elv’e bot all seine noch verbliebenen Kräfte auf und schleuderte dem Schwarm scharfe Magik Windstösse entgegen. Die Vogelwolke wurde übel zugerichtet von diesem unerwarteten Gegenschlag. Selbst der Anführer der Wache stolperte einen Schritt zurück aus Angst vor diesem plötzlichen Sturm.
Nun preschte Kral vor, aus Verteidigung wurde Angriff, und er hoffte, den Bösewächter zu erreichen, um damit den Narren töten zu können, der seine Pläne so böswillig durchkreuzt hatte. Einer der Krähen gelang es, an Krals Axt vorbeizuschlüpfen. Sie stieß auf sein Bein herab und vergrub ihren scharfen Schnabel in seinem Oberschenkel. Das Tier konnte ihm jedoch keinen Schmerz zufügen. Er spürte nur ein leichtes Zwicken, dann zertrümmerte Kral den Vogel mit dem Stiel seiner Axt. Der Schaden aber war nicht mehr rückgängig zu machen. Krals linkes Bein wurde sofort taub. Durch nichts mehr gehalten, stürzte er zu Boden.
Dann fiel die schwarze Wolke über ihn her, wobei heftiges Kreischen den Anschlag begleitete. Schnäbel und Krallen zerrten und zogen an ihm. Schon nach kurzer Zeit wurde ihm die Axt aus den tauben Fingern gerissen.
»Genug jetzt!« drang das Gebrüll des Anführers durch das Gekreische der Vögel. »Ich brauche sie lebend!«
Die Vögel verliehen ihrem Missfallen keifend Ausdruck, gehorchten jedoch ihrem Meister und entfernten sich hüpfend und mit den Flügeln schlagend von Kral. Gelähmt von schwarzer Magik, konnte Kral nicht einmal den Kopf zur Seite drehen, als er die Schritte des Bösewächter Anführers hörte. Aus dem Augenwinkel sah Kral, dass es Tol’chuk nicht besser erging als ihm. Er lag ausgestreckt auf dem Teppich und bewegte sich nicht. Es schien, als hätte sich nicht einmal der Og’er der betäubenden Magik der dämonischen Krähen widersetzen können.
Ein verkniffenes Gesicht beugte sich über Kral. »Niemand in Port Raul kann sich vor mir verstecken.«
Kral unterdrückte ein Stöhnen. Verfluchter Bösewächter Narr! Der Mann hatte keine Ahnung, wie dumm es von ihm war, die Erfüllung
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