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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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ihm ins Gesicht. Joach hatte entdeckt, dass auch er das Erbe ihrer Familie in sich trug: Elementarmagik. Er beherrschte das Traumweben, eine vergessene Kunst, die nur von einigen wenigen Auserwählten der Bruderschaft noch aufrechterhalten wurde. Es handelte sich hierbei um die Fähigkeit, Bruchstücke von zukünftigen Ereignissen auf Traumebene zu erleben. Bruder Flint und Bruder Moris hatten Joach eingehend geprüft, um den Reifegrad seiner Magik festzustellen. Joach nickte zu der Kate vor ihnen. »Ich habe es noch niemandem gesagt.«
    »Vielleicht war es nur ein ganz gewöhnlicher Traum«, meinte Elena. Aber der Hexe in ihr ließen die Worte des Bruders keine Ruhe. Magik. Man brauchte das Wort nur zu erwähnen, schon geriet ihr Blut in Wallung. Beide Hände wiesen das frische Zeichen der Rose auf, die Magik jauchzte in ihrem Herzen. Elena schluckte hart und verschloss ihren Geist vor dem Ruf der Hexe. »Warum denkst du, dass es ein Traumgewebe war?«
    Joach machte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich… ich verspüre etwas ganz Bestimmtes, wenn ich mich in einem Traumgewebe befinde. Es ist wie ein Zittern in meinen Adern, als stünde mein Sein durch einen inneren Sturm in Flammen. Das fühlte ich auch während dieses Traumes.«
    Ein innerer Sturm, dachte Elena. Auch sie erfuhr dieses Gefühl, wenn sie auf ihre eigene wilde Magik stieß ein rasender Sturm, eingeschlossen in ihrem Herzen, der seine angestaute Energie nach draußen schrie. Sie presste unbewusst die Hände fest gegeneinander, als ihr die vergangenen Ausbrüche der groben Magik einfielen. Nur mit größter Mühe gelang es ihr, die Hände zu trennen. »Erzähl mir von deinem Traum.«
    Joach biss sich auf die Unterlippe und zögerte plötzlich.
    »Los«, drängte Elena.
    Er senkte die Stimme. »Ich sah dich auf der Spitze eines hohen Turmes in A’loatal. Ein Ungeheuer mit schwarzen Flügeln kreiste in nächster Nähe um die Brüstung…«
    »Schwarze Flügel? War es der Drache Ragnar’k?« fragte Elena und nannte damit den Namen des schwarz geschuppten Seedrachen, der dem Fleisch des Blutreiters Kast entstammte und der Leibgefährte der Mer Frau Saag wan war.
    Joachs Finger wanderten zu dem elfenbeinfarbenen Drachenzahn, der an einer Kordel an seinem Hals baumelte; es war ein Geschenk von Saag wan. »Nein, das war kein Drache.« Seine Hände rangen nach einer Beschreibung der Gestalt, aber er gab mit einem hilflosen Schulterzucken auf. »Das Ungeheuer bestand eher aus Schatten als aus Fleisch und Blut. Doch das war ohnehin nicht das Wichtigste an diesem Traum. Weißt du…« Seine Stimme erstarb, und sein Blick schweifte hinaus aufs Meer. Ihr Bruder verbarg etwas vor ihr, etwas, das ihm große Angst einjagte.
    Elena leckte sich über die trockenen Lippen und fragte sich plötzlich, ob sie die Antwort überhaupt erfahren wollte. »Was, Joach?«
    »Du warst nicht allein auf dem Turm.«
    »Wer war bei mir?«
    Joach wandte sich wieder seiner Schwester zu. »Ich. Ich stand neben dir und trug den Poi’holz Stab, den ich dem Dunkelmagiker gestohlen habe. Als das Ungeheuer im Sturzflug auf uns herabstieß, hob ich den Stab und schmetterte das Scheusal mit einem Magik Blitz zu Boden.«
    »Nun, das beweist, dass es nur ein Albtraum war. Du übst die schwarzen Künste nicht aktiv aus. Du hast nur geträumt, dass ich deinen Schutz brauche. Wahrscheinlich waren es Sorge und Furcht, die dein Blut im Traum ›erschreckt‹ haben, und kein Traumweben.«
    Stirnrunzelnd schüttelte Joach den Kopf. »Zugegeben, nach dem ersten Traum dachte ich dasselbe wie du. Papas letzte Worte verlangten, dass ich dich beschützen soll, und diese Aufgabe lastet seitdem schwer auf meinen Schultern. Aber als der Traum erneut zu mir kam, war ich mir dessen nicht mehr so sicher. Nach dem zweiten Traum gestern erhob ich mich um Mitternacht von meinem Lager und ging hier heraus, und ich… ich sprach den Zauberbann aus dem Traum laut aus, während ich den Stab in der Hand hielt.«
    Elena verspürte mit einem Mal eine heftige Übelkeit. »Joach…?«
    Er deutete hinter sie. Elena drehte sich um. Nur wenige Schritte entfernt stand eine vom Blitz gespaltene Kiefer, die Rinde verkohlt und die Äste zerbrochen. »Der Zauberbann aus dem Traum verfehlte seine Wirkung nicht.«
    Elena starrte den Bruder mit großen Augen an, ihre Beine drohten zu versagen, nicht nur bei dem Gedanken daran, dass Joachs Traum vielleicht wahr sein könnte, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Joach in der Lage war,

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