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Alasea 03 - Das Buch der Rache

Alasea 03 - Das Buch der Rache

Titel: Alasea 03 - Das Buch der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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entrüstet.
    »Nein«, antwortete der Og’er. »Ich glaube, sie sagt die Wahrheit. Nur deuten wir ihre Worte falsch.«
    Mikelas Gesicht wirkte angespannt vor Sorge und Ungeduld. »Sprich, Tol’chuk. Was meinst du?«
    Der Og’er fasste in den Beutel an seinem Oberschenkel und holte den rubinroten Herzstein heraus. Ein ehrfürchtiges Raunen ging durch die Schar der Sumpfbewohner, als sie des Steines ansichtig wurden. Tol’chuk hielt den Stein zum Südende des Waldes, ohne dass er sich veränderte. »Vorhin fühlte ich, wie der Ruf des Steines mich in eine andere Richtung zog. Es war, als würde mir das Herz aus der Brust gerissen. Der Ruf erklang klar und stark. Wir sollten den Rat der Sumpfhexe beherzigen, wir müssen uns beeilen. Aber Süden ist nicht die richtige Richtung. Elena ist nicht mehr dort.«
    Mikela runzelte die Stirn. »Was sagst du da?«
    »Elena flieht in Richtung Port Raul«, behauptete Tol’chuk.
    »Wie…?« setzte Kral an.
    Der Og’er deutete mit dem Arm hinter sich in Richtung Norden, zurück nach Port Raul. Der Herzstein erstrahlte nun in einem Glanz, der den der Sonne noch übertraf. Kral musste schützend die Hand erheben, um von dem grellen Licht nicht geblendet zu werden. Tol’chuk zuckte zusammen vor Schmerz, als hätte das Strahlen des Juwels seine Klauen verbrannt. »Der Stein verlangt, dass wir Sehen.«
    Mit ihrem großen Wallach führte Mikela die Karawane auf die Tore von Port Raul zu. Sie trug nicht ihre sonst übliche Kleidung aus Leder und Stahl. Sie alle hatten sich mit der groben, einfache Tracht der Sumpfhändler verkleidet: derbe Hemden, abgetragene Hosen aus Moorhanf, Jacken aus Schlangenleder mitsamt Kapuze und Kro’kan Stiefel, die bis über die Knie reichten. Fast schien es so, als sollte dieser Tag nur aus Maskeraden bestehen.
    Während des Rittes fasste sich Mikela mehrmals an den Arm und streichelte die kleine Schlange, die um ihr Handgelenk gewickelt war. Die Paka’golo züngelte über Mikelas Fingerspitze, bedankte sich für die Zuwendung; dann schmiegte sie sich wieder an die Haut. Mikela musste darüber lächeln, wie sehr ihr die kleine Schlange doch zugetan war. Wie seltsam, dass eine derart kleine Geste auch ihr eigenes Herz so erwärmte.
    Während sie den Ärmel über die Schlange streifte, damit diese es warm hatte, warf sie einen Blick hinauf zum aufgehenden Mond, einer hellen Sichel inmitten der wolkenverschleierten Sterne. Sie waren gut voran gekommen, aber waren sie auch schnell genug? Wenn sich das Omen des glühenden Steines als wahr herausstellen sollte, waren sie gerade dabei, sich kopfüber in unbekannte Gefahren zu stürzen. Aber Mikela vertraute den Vorzeichen, die ihr Sohn fühlte. Sie hatte eine Zeit lang unter den Og’ern gelebt und gelernt, den Stein, der auch das Herz der Clane genannt wurde, zu respektieren. Tol’chuk spürte, dass Elena in Gefahr war, und das hieß für Mikela, dass sie dem Rat des Steines ohne zu zögern folgte auch wenn das bedeutete, dass sie in diese Stadt der schwarzen Herzen zurückkehren mussten.
    Ein leiser Fluch lenkte ihre Aufmerksamkeit ab. Rechts neben ihr ritt Jaston auf Er’rils gesprenkeltem Hengst. Der große Mann hatte ordentlich zu kämpfen mit dem heißblütigen Pferd. Mikela sah eine Weile zu, wie der Mann aus dem Sumpf des Pferdes Herr zu werden versuchte, und entwickelte neue Hochachtung vor Er’rils Reitkünsten. Der Präriemann hatte während ihrer Reise durch die Sümpfe mit dem Hengst, den sie in Schattenbach erstanden hatten, kaum Schwierigkeiten gehabt.
    »Verflucht sei dieses Pferd«, schimpfte Jaston. Der Hengst rollte die tief schwarzen Augen, warf den Kopf zurück und atmete weiße Striemen in die kühle Nachtluft. »Lass ihm seinen Willen. Es ist ein kluges Pferd, und mit nicht ganz so strengen Führung kommst du vielleicht besser mit ihm zurecht.«
    »Mit einem brünstigen Kro’kan Männchen hätte ich weniger Schwierigkeiten«, murmelte Jaston. Aber er versuchte es mit Mikelas Vorschlag, und der Hengst schien darauf anzusprechen. Zufrieden drehte sich Mikela im Sattel nach hinten und warf einen Blick auf die lange Sumpfkarawane. Sie ritten auf ihren Pferden dahin. Nur Merik und Mama Freda fuhren den offenen Wagen, und Tol’chuk und Ferndal konnten zu Fuß Schritt halten. Sie seufzte. Mit Jastons Sumpfjägern war ihre Gruppe nun auf fünfzehn angewachsen. Zu wenig, um einen ernsthaften Angriff wagen zu können, aber sie mussten damit auskommen.
    Sie drehte sich wieder nach vorn, und

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