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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Schweinefratze demütig in den rauen Sand. Von seinen Krallen tropfte Blut. Er hielt in jeder Hand ein frisches Herz.
    »Die Kinder des Karawanenführers?«
    »Ja.«
    Dem Dunkelmagiker war das geronnene Blut an Ruhacks Lippen und Zähnen nicht entgangen. »Du hast schon gefressen?«
    Ruhack hörte den Vorwurf in der Stimme seines Meisters und wühlte das Gesicht noch tiefer in den Sand. »Hungrig … Sehr hungrig.«
    Greschym hob drohend seinen Stab, ließ ihn aber mit einem Seufzer wieder sinken. Er konnte es dem Gnom nicht verdenken. Der Marsch durch die Bröckelberge war lang gewesen, und sie hatten noch weit zu laufen.
    Er blickte zu den Sternen auf. Nur allzu gern hätte er sich mithilfe seiner Magik auf der Stelle an sein Ziel befördert, doch das wagte er nicht. Als er vor einem halben Mond vor seiner Höhle im Steinwald den Portalzauber sprach, hatte er die brodelnden Energien nahe des Südwalls gespürt und sofort erkannt, dass er mit seiner Magik im Schatten dieser großen Mauer allenfalls sparsam umgehen durfte, wollte er nicht Gefahr laufen, dass man auf ihn aufmerksam wurde.
    Also hatte er sich und seinen Diener nur bis in die Trockenregion der benachbarten Bröckelberge versetzt. Seither wanderte und kletterte er mühsam durch die sonnenverbrannte Landschaft und gestattete sich nur das unbedingt erforderliche Minimum an Magik, um seinem hinfälligen Körper die nötigen Kräfte zu verleihen und Wasser aus den Felsen zu ziehen. Vor zwei Tagen war er dann auf einen Gegner getroffen, der noch schlimmer war als die ohnehin lebensfeindliche Gegend ein Feld tödlicher Sonnenspiegelkrautblüten versperrte ihm den Weg. Er schickte alle Sinne weit aus und stellte fest, dass die üble Pflanze die ganze Region umgab, eine Barriere zum Schutz der keimenden Verderbnis in ihrem Zentrum. Da Greschym auf keinen Fall umkehren wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als mehr Magik aufzuwenden, um sich und Ruhack unverletzt durch die Pflanzen zu bringen. Ein so starker Bann war ein Risiko, aber er hatte keine andere Wahl wenn er sein Vorhaben nicht aufgeben wollte.
    Zum Glück war der Magik Einsatz offenbar unbemerkt geblieben, und kurz nachdem Greschym die Blütenbarriere passiert hatte, war er auf eine Karawane gestoßen, einen bunt zusammengewürfelten Haufen aus Seidenhändlern und verarmten Familien, die ihre ganze Habe auf dem Rücken trugen. Sie waren auf der Flucht aus den Ödlanden am Sonnenspiegelkraut gescheitert. Greschym schloss sich ihnen gern an. Sie nahmen ihn gastfreundlich auf und teilten ihr Wasser mit ihm, sodass er seine schwindenden Magik Reserven schonen konnte. Er genoss es, bequem mit der Karawane zu reisen, während Ruhack in einer Meile Entfernung folgte.
    Doch als heute am frühen Nachmittag die offene Wüste in Sicht kam, brauchte Greschym seine neuen Gefährten nicht mehr und versetzte die Karawane mit einem Bann in tiefen Schlaf. Bevor er allein weiterging, befahl er Ruhack, alle zu töten und ihm die Herzen der zwei Töchter des Anführers zu bringen. Beide waren noch Jungfrauen, von keinem Mann berührt, und standen in der Fülle der Kraft, die kurz vor der ersten Mondblutung aufzuwallen pflegt.
    »Hör auf, vor mir im Staub zu kriechen, Ruhack. Halte die Herzen höher.«
    Der Gnom zuckte erleichtert mit den langen Ohren. Er richtete sich auf, setzte sich auf die Fersen zurück und streckte seinem Herrn die beiden Herzen entgegen.
    Greschym berührte die Fleischklumpen mit dem Ende seines Stabes. Sofort begannen sie von neuem zu schlagen und spritzten Blut in den Sand. Ein schwaches Klagen wurde laut. Die Seelen waren noch in den Herzen gefangen und bettelten um ihre Befreiung.
    »Geduld, meine Kleinen, nur Geduld.«
    Greschym stellte seinen Stab wieder in den Sand, stützte sich darauf und beugte sich über die Herzen. Er berührte die zuckenden Muskeln mit dem Mund, küsste sie sanft und atmete dabei ein. Die Seelen und die Energien strömten in seinen Körper. Während kaum hörbare Entsetzensschreie seine Ohren füllten, wurde die Magik der keimenden Weiblichkeit ein Teil von ihm.
    Als er sich aufrichtete, fühlte er sich deutlich erquickt und gestärkt.
    Die beiden Herzen in den Krallen des Stumpfgnoms waren nur noch runzelige, verdorrte Fleischbrocken. Greschym nickte und wischte sich die blutigen Lippen ab. »Das hat gut getan«, flüsterte er zufrieden.
    Er tätschelte seinem Diener den ledrigen Schädel und hinkte, auf seinen Stab gestützt, an ihm vorbei. Er war durchdrungen von

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