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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Verlegenheit über die taktlose Bemerkung, teils aus blankem Zorn. Richald blieb stocksteif neben dem Tisch stehen, schaute hochnäsig über den Betrieb hinweg und wollte nicht einmal zur Kenntnis nehmen, wie schwer hier gearbeitet wurde. Er war ein typischer Elv’e: unnahbar, kalt, voller Geringschätzung für alles, was um ihn herum geschah. Sein blasses Gesicht war dem seines Bruders Merik sehr ähnlich, nur waren seine Züge schärfer ausgeprägt, wie mit einem feineren Messer geschnitzt. Auch sein Haar glänzte wie Silber, doch anders als Merik hatte er eine kupferrote Strähne über dem linken Ohr.
    Joach erhob sich und sah den Elv’en herausfordernd an, obwohl der ihn um eine volle Handbreite überragte. »Diese Menschen arbeiten hart, Richald. Ich dulde nicht, dass du sie mit deiner Arroganz beleidigst.«
    Die frostig blauen Augen senkten sich langsam und erwiderten seinen Blick mit eisiger Gleichgültigkeit. »Du wirfst mir Arroganz vor? Meine Schwester hatte sich solche Mühe gegeben, ihre sechs Kusinen zu dem Fest herbeizuschaffen und sie dir vorzustellen. Und du hast sie nur kurz begrüßt und bist dann verschwunden. Unter gutem Benehmen stelle ich mir etwas anderes vor.«
    »Ich hatte nicht darum gebeten, beim Abendessen von einer Horde Elv’en Jungfrauen überfallen zu werden.«
    Richald zog die Augenbrauen in die Höhe, für einen Elv’en eine außergewöhnlich starke Reaktion. »Hüte deine Zunge. Prinz oder nicht, kein Halbblut darf sich unterstehen, meine Familie zu schmähen.«
    Nur mit Mühe verbiss sich Joach ein Grinsen der Genugtuung. Nun war es ihm also doch gelungen, diesen Eisklotz aus der Reserve zu locken seine Verachtung für ihn zu Tage zu fördern, jene Verachtung, die er bei allen Elv’en spürte. Halbblut. Halb Elv’e, halb Mensch.
    Fast einen Mond lang hatte Joach die Aufmerksamkeit, die ihm die Elv’en entgegenbrachten, als sehr schmeichelhaft empfunden. Wer von den silberhaarigen Männern und Frauen eine Tochter oder Nichte sein Eigen nannte, hatte um seine Gunst gebuhlt. Man hatte ihn mit unzähligen Frauen bekannt gemacht manche hatten noch nicht einmal die erste Mondblutung hinter sich, andere waren älter als seine eigene Mutter. Doch nach einer Weile hatte er gespürt, dass sich unter der demonstrativen Freundlichkeit etwas anderes verbarg ein leiser Abscheu, der nur manchmal in einem gezischten Wort, einem abschätzigen Blick zum Vorschein kam. Obwohl das Blut eines Elv’en Königs in seinen Adern floss, war er in den Augen dieses Volkes mit einem Makel behaftet. Bei aller Liebenswürdigkeit und ungeachtet der zahllosen Töchter und Nichten, die man ihm präsentierte, hegten die Elv’en einen unüberwindlichen Widerwillen gegen ihn. Er war nur das Gefäß für das Blut des verlorenen Königs, der Hengst, der eine Maid aus ihren unbefleckten Reihen decken und dem Volk das königliche Erbgut zurückgeben sollte. Wenn er diese Pflicht erst erfüllt hätte, dachte Joach, würde man ihn fallen lassen wie eine wertlose Münze.
    Vor diesem kalten Zeremoniell hatte er heute Abend die Flucht ergriffen. Er hatte das Theater satt. Er wollte nicht mehr mitspielen.
    Joach sah zu Richald auf. »Ich muss doch jemandem wie dir ein schrecklicher Dorn im Auge sein, Sohn der Königin«, flüsterte er. »Kochst du nicht innerlich, wenn du mit ansehen musst, wie sich die edelsten Zuchtstuten der Elv’en einem Halbblut wie mir an den Hals werfen, während sie dich gar nicht beachten?«
    Jetzt war Richald so wütend, dass er an allen Gliedern zitterte. Er konnte nicht mehr sprechen; seine ohnehin schmalen Lippen waren nur noch ein dünner Strich.
    Joach schob ihn beiseite und ging zur Tür. »Du kannst deinen Tanten, ja, deinem ganzen Volk ausrichten, dass sich das Halbblut nicht mehr vorführen lässt.«
    Richald versuchte gar nicht erst, ihm in den Weg zu treten.
    Aus dem Augenwinkel beobachtete Joach zwei Küchenmädchen, die sich vor einem der Geschirrschränke herumdrückten. Ein Augenpaar folgte ihm über den ganzen Raum hinweg. Marta. Sie hatte das Kopftuch abgenommen und den Zopf gelöst. Nun fiel ihr das Haar wie ein dichter goldener Vorhang über die Schultern.
    Joach stolperte über die Küchenschwelle.
    Der Schatten eines Lächelns umspielte die Lippen des Mädchens. Joach zog sich energisch den Umhang gerade und grinste zurück. Sie schlug scheu die Augen nieder und zog sich in den Schatten des Schranks zurück.
    Joach sah ihr nach, dann verließ er die Küche. Er hatte

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