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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Aber hatten sie denn eine andere Wahl? Das Wehrtor im Inneren der Zitadelle musste zerstört werden.
    Nachdem sie die Leichen versteckt hatten, sammelte sich die Gruppe und ging weiter. Ferndal lief voraus, um mit seiner feinen Nase neue Gefahren frühzeitig zu wittern.
    Der Tag wollte kein Ende nehmen. Es ging immer weiter bergauf, doch als die Sonne den Gipfeln im Westen entgegensank, hatten sie endlich die Passhöhe erreicht.
    Merik kam als einer der Ersten am höchsten Punkt an. Vor ihm öffnete sich ein weites Tal, das so riesig war, dass er die Gipfel auf der anderen Seite kaum erkennen konnte. Vor den schwarzen Kiefern schwebten dichte Nebelschwaden wie weiße Tücher durch die Luft. Doch all das bildete nur den Rahmen für das eigentliche Wunder dieses Hochlandbeckens.
    Unter ihm lag, den Talkessel fast ausfüllend, ein gewaltiger Bergsee, mitternachtsblau und glasklar wie ein Spiegel der Amov See.
    Mogwied trat neben den Elv’en. »Süße Mutter«, keuchte er.
    Merik konnte seine Überraschung verstehen. Über den großen See spannte sich ein mächtiger Granitbogen, der sich auf beiden Seiten aus dem Wasser erhob. Der Wind hatte seine Oberflächen glatt geschliffen. Und ganz oben an seinem Scheitelpunkt hatte man eine große Burg mit Türmchen, Wehrgängen und schroffen Mauern aus dem Stein gehauen. Dort leuchteten Fackeln von den Wänden und aus den Fenstern.
    »Die frühere Heimat des Bergvolkes«, sagte Kral. Die Stimme versagte ihm. Er konnte den Blick nicht von der Burg losreißen. »Die Zitadelle des Eisthrons.«
    »Sie ist wunderschön«, sagte Ni’lahn und stieg von ihrem klapprigen Pony.
    Bogen und Burg strebten nicht nur himmelwärts, sondern spiegelten sich auch im unbewegten Wasser des Sees, sodass der Eindruck eines vollständigen Kreises entstand. Es war tatsächlich ein wunderschönes Bild das allerdings einer gewissen Strenge nicht entbehrte. An der Unterseite des Bogens, unterhalb der Umfassungsmauern der Burg, wo seit Jahrhunderten die Feuchtigkeit vom Stein herabtropfte und in der dünnen, kalten Luft gefror, hingen dicke Eiszapfen. Sie ragten bis zum Wasser hinunter und glitzerten in den letzten Strahlen der Abendsonne wie die Zähne eines Bergungeheuers.
    Merik fröstelte, als er die düstere Ausstrahlung dieses Ortes wahrnahm.
    Er war nicht der Einzige, der so empfand. Tyrus musterte die hohe Burg mit finsterem Blick. »Er ist da oben. Ich kann ihn riechen.«
    »Wer?« fragte Mikela.
    »Der Greif«, antwortete der Prinz. »Das Wehrtor. Spürst du es nicht? Ein Übel, das pocht wie eine entzündete, eitrige Wunde.«
    Merik nickte. »Ich fühle es auch. Eine hungrige Finsternis, die alles Leben an sich zieht. Ein Loch im Gewebe des Weltalls.«
    »Ich spüre nur die Kälte«, sagte Mogwied mit klappernden Zähnen.
    »Ich auch«, sagte Mikela. »Seid ihr ganz sicher?«
    Ein gedämpfter Schrei ließ alle aufschrecken. Sie fuhren herum. Das Kind in Ni’lahns Armen weinte und strampelte mit seinen winzigen Armen und Beinen, um sich aus seinen Tüchern zu befreien. »Das Samenkind spürt es ebenfalls. Genau wie ich.« Ni’lahn trat zurück und versuchte, den Kleinen zu beruhigen.
    Mikela sah Kral fragend an.
    Der nickte. »Ein Übel, schlimmer als jeder Zwerg, hält die Burg besetzt.«
    Mikela warf einen Blick in die Runde. »Aber nur die Elementargeister sind dafür empfänglich.«
    »Wie meinst du das?« fragte Merik.
    »Mogwied und ich können nichts Ungewöhnliches feststellen. Ihr anderen hingegen seid euch alle einig.« Wieder schaute sie mit zusammengekniffenen Augen über das Tal.
    Merik überlegte, ehe er sagte: »Elena hat tatsächlich erwähnt, dass die Wehrtore auf Magik und deren Träger eingestimmt sind. Sie haben die Fähigkeit, nicht nur elementare Energien in ihr dunkles Herz zu saugen, sondern auch Personen, sofern sie stark genug von Magik durchdrungen sind.«
    »Und das sind alle, die Elementarkräfte besitzen.«
    Der Elv’e nickte. »Ein Tor hat Er’ril verschlungen. Und ein anderes Tyrus, obgleich nur für kurze Zeit. Und wenn man den Erkenntnissen glauben kann, die in A’loatal gewonnen wurden, dann ist sogar der Geist Chi im Wehr gefangen.«
    »In diesem Fall befindet ihr euch alle in höchster Gefahr«, sagte Mikela. »Wenn wir dieses Tor zerstören wollen, können nur Mogwied, Ferndal und ich uns dem Greifen bedenkenlos nähern.«
    »Aber wie soll einer von uns ihn überhaupt zerstören?« fragte Merik. Diese Sorge nagte an ihm, seit er die Reise angetreten

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