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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Bindung zu zerreißen …
    Merik saß in den Ästen eines riesigen Rotholzbaumes und zählte die Zwerge, die unter ihm vorüberzogen. Zehn. Es war die zweite Streife, auf die seine Gruppe auf dem Weg zum Amov Felsen gestoßen war. Und auch dieser Trupp bewegte sich ganz unbekümmert über den Gebirgspass. Meriks Gruppe war rechtzeitig gewarnt worden, sie hatte das grölende Gelächter und die lauten Stimmen schon von weitem gehört. Hier oben waren die Zwerge nachlässig geworden. Aber warum auch nicht? Was hatten sie in dieser Wildnis, gut gedeckt von den Grim der Furchthöhen und ihren eigenen Heerscharen, die sich um Burg Mryl verschanzt hatten, schon zu befürchten? Wer sollte ihnen gefährlich werden? Merik hob eine Hand, legte sie an den Mund und ahmte den durchdringenden Schrei eines Eisadlers nach. Sofort brach Ferndal wie ein Schatten hinter dem Gebüsch hervor, sprang den letzten Zwerg im Trupp von hinten an, durchtrennte ihm die Kniesehne und war auch schon wieder verschwunden. Der verletzte Zwerg stürzte mit einem Aufschrei zu Boden. Erst jetzt drehten die anderen sich um.
    Die Ablenkung war geglückt. Merik sprang von seinem Baum und setzte gerade so viel von seiner Wind Magik ein, dass er elegant zu Boden schwebte, während die beiden Armbrüste in seinen Händen sirrend ihre Pfeile abgaben. Der eine traf einen Zwerg ins Auge; der andere fuhr einem zweiten in die Kehle. Schon landete der Elv’e leichtfüßig auf einem Haufen Kiefernnadeln, ließ die Armbrüste fallen, zückte schnell wie der Blitz sein schmales Schwert und stach einen dritten Zwerg nieder.
    Wie aus dem Nichts tauchten von hinten Kral und Tyrus auf einer so dunkel wie der Wald ringsum, der andere strahlend wie die Morgensonne und stürzten sich mit Axt und Schwert auf die ungedeckte Nachhut. Einen Augenblick später trat Mikela von der Seite auf den Pfad und griff mit ihren beiden Schwertern die eine Flanke des Trupps an.
    Die Zwerge waren so überrascht, dass die meisten tot waren, bevor sie ihre Waffen zücken konnten. Es war ein schnelles und sehr blutiges Gemetzel. Kral watete durch die Reihen der erschütterten Krieger und ließ seine schreckliche Axt niedersausen, dass das Blut nur so spritzte. Mikela und Tyrus kamen hinter ihm her und erledigten, was der Gebirgler ihnen übrig ließ.
    Merik sah einen Zwerg aus dem Trupp ausbrechen. Er war schlanker als seine Gefährten und hatte längere Beine. Ein Läufer, kaum den Kinderschuhen entwachsen. In seinen Augen stand die helle Panik. Er rannte den Weg zurück, ganz offensichtlich in der Absicht, Alarm zu schlagen und sein Leben zu retten. Merik senkte sein Schwert und schüttelte den Kopf.
    Der Zwerg kam nicht weit. Schon nach wenigen Schritten streckten sich Wurzeln aus der Erde und legten sich um seine Füße. Er schlug der Länge nach hin, war aber bemerkenswert schnell wieder auf den Beinen. Doch es war schon zu spät. Ferndal sprang lautlos aus dem Gebüsch und biss ihm die Kehle durch.
    Als der Wolf den Läufer zerfleischte, wandte Merik sich ab.
    Um ihn herum lagen sämtliche Zwerge der Streife aufs Schwerste verletzt auf dem Waldpfad. Ihr Blut dampfte in der kalten Morgenluft. Ein Zwerg wollte davonkriechen, er wimmerte leise, der rechte Unterarm war ihm am Ellbogen abgetrennt worden. Tyrus trat hinter ihn, fasste sein Schwert mit beiden Händen und schlug ihm, ohne eine Miene zu verziehen, den Kopf ab.
    Ni’lahn schlüpfte hinter einem Hagedornbusch hervor. Die Nyphai hielt den kleinen Rodricko im Arm. Mogwied war bei ihr. Ni’lahn hob die Hand, und die Wurzeln, die dem jungen Läufer ein Bein gestellt hatten, sanken in den lehmigen Boden zurück. Sie betrachtete das Gemetzel mit starrem Blick. Endlich wandte auch sie sich ab. »Das ist nicht in Ordnung«, murmelte sie.
    Kral stöberte zwischen den Toten herum, sammelte Ranzen mit Verpflegung ein und prüfte die Waffen. Dann richtete er sich auf. Sein Bart war mit Blut durchtränkt. Merik zuckte zusammen. Ni’lahn hatte Recht: Es war nicht in Ordnung. Er erinnerte sich an den Zwergentrupp, der Elena nach Gul’gotha begleitete, an die Gefangenen, die der Anblick des Try’sils, des legendären Hammers der Zwerge, aus dem Bann des Herrn der Dunklen Mächte befreit hatte. Diese Truppe hier war ebenso verdorben und dem Willen des Schwarzen Ungeheuers von Gul’gotha unterworfen. War es richtig, sie zu töten und er sah das Leuchten in Krals Augen das auch noch zu genießen?
    Seufzend steckte Merik seine Waffe wieder ein.

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