Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
Elena ausgegeben. Glaubst du, auf solch einen Trick falle ich noch einmal herein?«
Greschym seufzte ärgerlich, legte das Aussehen des Schamanen Parthus ab und kehrte in seinen eigenen altersschwachen Körper zurück. Die braune Krücke verwandelte sich in seinen grauen Steinstab. »Zufrieden?«
Joach musterte ihn finster. »Was hast du mit dem Schamanen Parthus gemacht?«
»Ich brauchte einen neuen Mantel.«
»Und deshalb hast du ihn getötet?«
Greschym zuckte die Achseln. »Woran hast du eigentlich gemerkt, dass ich es bin?«
»Du hast Asmara erwähnt. Schamane Parthus wusste nichts vom Schatten des Ghuls. Die Ebene des Traumbildens war ihm verschlossen. Dein Wissen hat dich verraten.« Joach begann wieder zu verblassen. »Ich habe dich ertappt. Also verschone mich mit deinem Ränkespiel.«
»Warte!«
Joach wandte sich ab. »Zwischen uns gibt es nichts mehr zu sagen.«
Greschym wusste, dass er im Begriff war, den Jungen endgültig zu verlieren. Wenn Joach den Kampf wieder aufnahm, war sein Schicksal besiegelt. Asmara würde ihn zermürben und schließlich töten. Das musste er verhindern. »Ich könnte dir wirklich sagen, wie du ihn besiegen kannst.«
Joach betrachtete ihn misstrauisch. »Und ich soll dir vertrauen?«
»Die Frage ist nicht, ob du mir vertraust, sondern ob ich dir trauen kann.«
Joach drehte sich um. »Was soll das heißen?«
»Ich biete dir ein Geschäft an. Ich verrate dir, wie du Asmara besiegen kannst, und dafür versprichst du mir, in die Traumwüste zurückzukehren.«
»Warum willst du mich dort haben?«
Greschym lächelte hinterhältig. »Ich habe derzeit nur ein Geheimnis zu verkaufen. Aber eines kann ich dir versprechen: Wenn du zu deinem Wort stehst, werde ich dich weder töten noch gefangen nehmen noch deine Seele beschmutzen. Das schwöre ich.«
»Als ob man auf deine Schwüre bauen könnte«, murmelte Joach, aber er wandte sich nicht ab.
»Du kannst auf mein Angebot eingehen oder es bleiben lassen.« Greschym umfasste seinen Stab fester. »Du kannst deine Freunde retten … oder hier zugrunde gehen. Mich kümmert es nicht.«
Joach zögerte. Seine linke Hand ballte sich zur Faust. »Verrate es mir«, bat er mit gepresster Stimme.
»Schwöre mir zuerst beim Leben deiner Schwester, dass du hierher zu mir zurückkehren wirst.«
Joach biss sich auf die Unterlippe, dann nickte er widerwillig. »Ich schwöre es. Aber nur, wenn uns dein Geheimnis tatsächlich hilft, Asmara zu besiegen.«
Greschym entspannte sich und grinste. »Oh, mach dir deshalb keine Sorgen. Wenn ich mich irre, lässt der Ghul ohnehin keinen von euch am Leben.«
»Nun sprich!« fuhr Joach ihn an. »Was ist sein Geheimnis?«
Greschym zuckte die Achseln und zog mit dem Stab einen Kreis in den dunklen Sand zu seinen Füßen. »Ist dir nicht aufgefallen, dass Asmara seine kleine schwarze Glasinsel niemals verlässt?«
Joachs Augen begannen zu funkeln. »Und das heißt?«
»Sie ist seine Verbindung zu dieser Ebene.« Greschym verwischte die Kreislinie mit dem flachen Ende seines Stabes. »Zerbrich die Insel, und der Schatten kehrt zu seinen Gebeinen zurück und ist wieder im Aii’schan gefangen.«
Joach war so überrascht, dass sich der Schleier auflöste und er um ein Haar vollends auf die Traumebene geraten wäre. Im letzten Augenblick wich er zurück. »So einfach ist das?«
»Magik ist meistens einfach«, sagte Greschym und grinste höhnisch, um seine Enttäuschung zu verbergen.
»Ich kann dir nur raten, mich nicht zu belügen.« Joach drehte sich um, und seine Gestalt verschwamm.
Greschym stützte sich schwer auf seinen Stab und rief ihm nach: »Sei vorsichtig, Junge. Lass dich nicht umbringen!«
Kesla stieß mit einer blitzschnellen Drehung einem Sandsteinskorpion das gezackte Ende des Nachtglasdolchs in den Rücken, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und schnitt einem Salamander mit riesigen Klauen die Kehle durch. Ringsum zerstoben die Traumgebilde zu formlosen Sandwolken. Unter ihr schoss eine Sandsteinspitze aus dem Boden. Sie sprang zur Seite und rollte sich ab.
Atemlos kam sie wieder auf die Beine und duckte sich. Sie war gewohnt, in der prallen Mittagssonne meilenweit durch die Wüste zu laufen, aber die ständigen Angriffe zehrten an ihren Kräften. Schließlich musste sie gleichzeitig sich selbst und Joach beschützen.
Saag wan und ihr Drache waren ihre einzigen Verbündeten. Ragnar’k schoss mit Gebrüll von einem Ende der Höhle zum anderen und beschäftigte Asmara unentwegt.
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