Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung
verwahrt. Warum sollte es mich kümmern, wenn sie zerstört wird?«
»Weil sie noch immer deine Heimat ist!« Kesla zückte einen verborgenen Dolch und stieß, ohne sich von der Stelle zu rühren, so schnell wie eine Wüstenschlange damit zu aber die Klinge ging einfach durch den Nebelschatten hindurch, ohne ihn zu verletzen.
Asmara lächelte nur. »Du hast heute wenig Glück mit deinen Dolchen.« Ein Sandspeer schoss empor und schlug ihr die Waffe aus den Händen. Der Dolch flog davon und bohrte sich in den Sand. »Lass uns die Sache ein für alle Mal zu Ende bringen. Wenn du deine Wüste so sehr liebst, dann will ich dir helfen, zu ihr zurückzukehren.« Asmara hob die Hand.
Die Sandfäuste, die Kesla festhielten, sanken in den Boden zurück und zogen sie mit sich.
»Einmal hast du mich begraben«, sagte Asmara. »Jetzt ist es an mir, mich dafür erkenntlich zu zeigen.«
Kesla versuchte vergeblich, sich zu befreien. Ihre Beine verschwanden immer tiefer im Sand.
»Wir müssen ihr helfen«, zischte Kast, der immer noch versuchte, seine Fesseln mit dem Schwert zu sprengen.
Aber Joach regte sich nicht. Er wusste, dass er einen anderen Weg gehen musste. Die Vermutung des Schamanen Parthus fiel ihm ein. Vielleicht hatte man Kesla tatsächlich nicht nur nach A’loatal geschickt, damit sie den Nachtglasdolch mit dem Blut seiner Schwester benetzte, sondern auch, damit sie ihn den Traumbildner in die Wüste lockte. Und jetzt wusste Joach auch, wozu: Die Wüste wollte, dass er gegen Asmara antrat. Ein Bildner gegen den anderen. Nur wie sollte er diese Auseinandersetzung gewinnen ein Neuling gegen einen Meister? Es war aussichtslos.
Doch bevor Kesla noch weiter im Sand versinken konnte, setzte er die Zackenkante des zerbrochenen Nachtglasdolches an den Stumpf seines rechten Arms und stieß sie tief hinein. Ein dicker Blutstrom floss zu seinen Füßen in den Sand. Joach zuckte zusammen, seine Augen schlossen sich, und er versank mit dem Blut in der Traumwüste.
Die Wände der Höhle wurden durchsichtig. Dahinter leuchtete der Sand. Die beiden Welten verschmolzen miteinander, eine legte sich über die andere. Joach vergoss sein Blut in alle beide, als verschüttete er roten Wein.
Er sah sich in der Traumlandschaft um. In der Ferne leuchteten die Dünen hell, doch zu seinen Füßen hatte der Sand dunkle Flecken. Er drehte sich um und sah, gespalten zwischen der wirklichen und der Traumwelt, die Basilisken Statue auf dem Silberfluss hocken, die Krallen tief in ihn versenkt.
In der Traumwüste drehten sich die Energien des Landes langsam im Kreis und wurden hineingezogen in den Strudel, den man das Wehr nannte. Die Finsternis zehrte an der Kraftader wie ein riesiger schwarzer Blutegel. Doch damit nicht genug, wurde der dunkle Fleck allmählich größer, breitete sich in der Wüste aus und vergiftete alles, was er berührte.
Plötzlich verstand Joach, was der Herr der Dunklen Mächte hier zu erreichen suchte. Das Schwarze Ungeheuer von Gul’gotha war es wohl müde geworden, nur die schwachen Elementarkräfte in den Geschöpfen des Landes für seine Zwecke zu missbrauchen. Einst hatte das Schwarze Herz Schwarzsteinscherben als Brennglas verwendet, um die Energien einzelner Elementarmagiker zu bündeln und sie zu Bösewächtern zu formen. Nun wendete er die gleiche dunkle Magik in größerem Maßstab an. Er setzte diese Riesenstatuen ein, um die Energie der Welt direkt zu vergiften und das Land selbst zum Bösewächter zu formen und der Erfolg war nahe!
Ein Aufschrei holte Joach in die wirkliche Welt zurück. Kesla steckte bis zur Hüfte im Sand und versuchte sich mit den Händen in die Höhe zu stemmen. Doch schon stiegen neue Klauen aus dem Boden, legten sich um ihre Handgelenke und ließen nicht los, so sehr Kesla sich auch dagegen wehrte.
Wieder blickte Joach in beide Welten und sah die dunklen Fäden der Macht, ein wirres, schwarzes Geflecht, das Asmaras Geschöpfe mit der Traumwüste verband. Dies waren keine Blutbande, diese Macht entstieg dem schwarzen Fleck. Sie entstammte dem Wehr selbst.
Sie jagte ihm Angst ein, aber er wusste, dass es nur eine Möglichkeit gab, sie zu bekämpfen: mit den Elementarkräften, die ihm innewohnten. Er konzentrierte sich auf das Blut zu seinen Füßen und setzte seine Traum Magik frei. Dann hieb er mit seiner eigenen Energie auf die Kraftfäden ein und durchtrennte sie sofort.
In der wirklichen Welt beobachtete er mit Genugtuung, wie die von Asmara geschaffenen Fäuste zu Sand
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