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Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung

Titel: Alasea 04 - Das Buch der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clemens
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Hier waren zwei Wachen postiert. Als sie näher kam, richteten sie sich auf und packten ihre Spieße fester.
    Mit einer stummen Verwünschung senkte Mikela den Kopf, um sich nicht durch ihre bernsteingelben Augen zu verraten, und ging auf die beiden zu.
    Ein langer Spieß mit stählerner Spitze versperrte ihr den Weg. »Was hast du mitten in der Nacht hier zu suchen?«
    Wieder schlug Mikela ihren Umhang zurück und zeigte die drei Kaninchen vor. »Nachtimbiss für den Gardehauptmann. Er hatte noch Appetit auf einen leckeren Happen.« Sie öffnete den Umhang noch weiter, um ihren üppigen Busen zu zeigen, und veränderte ihn dabei so, dass er noch voller wirkte. »Sind die lecker genug, um passieren zu dürfen?« fragte sie mit anzüglichem Grinsen und bewegte die Hüften, sodass die Kaninchen hin und her schwangen.
    Keiner der Soldaten beachtete die Tiere.
    Mikela schob den Spieß mit dem Zeigefinger beiseite. »Ihr müsst mich jetzt entschuldigen. Man hat mir gesagt, der Hauptmann sei sehr hungrig.«
    Die beiden ließen sie ungehindert vorbei. Der eine murrte nur leise: »Der verdammte Hauptmann kriegt immer die besten …«
    » … Kaninchen«, vollendete der Zweite.
    Dann lachten sie laut auf und nahmen ihren Posten wieder ein.
    Mikela strebte dem Hauptturm zu. Die Nacht war kalt geworden, doch ihr stand der Schweiß in dicken Tropfen auf der Stirn, und sie zitterte an allen Gliedern. Sie musste sich beherrschen, um nicht loszurennen.
    Als sie die Treppe zum Haupteingang hinaufstieg, sah sie erleichtert, dass hier keine Wachen standen. Die Marodeure waren offenbar leichtsinnig geworden und fühlten sich in ihrem gut befestigten Feldlager durch die Grim Horden, die ringsum durch die Wälder streiften, ausreichend beschützt.
    Sie passierte das aufgebrochene Steintor und drang in die Burg vor. Ihre Schritte waren fester geworden, denn von hier aus glaubte sie den Weg zu kennen. In diesen Mauern war sie vor Jahrzehnten zur Kriegerin ausgebildet worden, hier hatte man ihr beigebracht, ein Schwert zu führen, und anschließend hatte sie König Ry im großen Festsaal den Treueschwur geleistet. Doch als sie nun die Wendeltreppe hinaufstieg und durch die dunklen Gänge eilte, fand sie sich kaum noch zurecht. Die einst so sauberen, hellen Korridore waren unbeleuchtet und voller Unrat. Überall lagen zertrümmerte Möbel und Abfälle aller Art herum. Am oberen Ende der Treppe sah sie in einer Ecke das Gerippe eines Verteidigers, an den Knochen hingen noch Leder und Tuchreste. Sie wandte sich ab und eilte weiter, von Gespenstern verfolgt, während Ratten und anderes Ungeziefer vor ihr flüchteten.
    Das war nicht mehr die Burg, die sie in Erinnerung hatte.
    Doch so sehr das Bauwerk im Inneren auch heruntergekommen sein mochte, die Architektur war immer noch die gleiche.
    Mikela gelangte über die letzte Wendeltreppe ins oberste Geschoss und marschierte auf den offenen Wehrgang zu. An der Tür hielt sie inne und tastete nach ihren Waffen.
    Wie sie vergangene Nacht ausgekundschaftet hatte, waren da draußen zwei Wachen postiert.
    Sie lehnte sich gegen die Tür, um sich zu sammeln. Die Männer durften keine Gelegenheit bekommen, Alarm zu schlagen. Sie zog ihre beiden Wurfdolche und wog sie prüfend in der Hand. Dann zog sie den Riegel zurück und sprang mit einem Satz ins Freie. Einer der Wächter hörte die Angeln quietschen und fuhr herum. Doch da flog sie ihm schon entgegen.
    »Was willst du …?« Der Dolch blieb unter seinem Kinn stecken und schnitt ihm das Wort ab. Er hustete, ein Blutstrahl spritzte ihm aus der Kehle, und er fiel hintenüber.
    Der Zweite wurde einen Augenblick zu spät auf das Los seines Gefährten aufmerksam. Bevor er sich umdrehen konnte, war Mikela schon da und stieß ihm den zweiten Dolch in die weiche Stelle zwischen Wirbelsäule und Schädel. Dann trieb sie die Waffe mit dem Handballen nach oben bis tief ins Gehirn. Ein Zucken durchlief seinen Körper, der breite Mund schnappte lautlos wie ein Fischmaul nach Luft. Die Muskeln erschlafften, und er sackte zusammen.
    Mikela wartete das Ergebnis nicht ab. Der erste Zwerg hatte sich den Dolch aus der Kehle gerissen und beiseite geworfen. In der anderen Hand hielt er nun eine langschäftige Axt. Er wollte Alarm schlagen, brachte aber mit seinem zertrümmerten Kehlkopf nicht mehr als ein Gurgeln zustande.
    Mikela trat einen Schritt zurück und verschaffte sich einen Überblick. Der Überraschungsvorteil war dahin. Der Soldat wirbelte die Axt geschickt

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