Alaska
für die Alten, zu gehen.«
Varnak und Tevuk wollten davon nichts hören, obwohl sie selbst eine sehr alte Frau zu versorgen hatten. Sie bedeutete ihnen aber so viel, dass sie lieber selbst verhungert wären, als ihr Entbehrungen zuzumuten, Sie war Varnaks Mutter, und man nannte sie auch die Altehrwürdige. Varnak war entschlossen, alles zu tun, dass sie ihr Leben in Frieden beenden konnte, denn sie galt als der weiseste Mensch im ganzen Dorf, die einzige, die die Jüngeren an ihr heroisches Erbe zu erinnern vermochte, »Es gibt welche, die sagen, lasst die Alten sterben«, flüsterte er eines Nachts zu seiner Frau, »ich denke nicht daran.«
»Ich auch nicht«, antwortete Tevuk, und da sie selbst keine Mutter oder Tante mehr hatte, galt das, was ihr Mann sagte, nur seiner eigenen Mutter, aber sie war bereit, dieser resoluten alten Frau, solange sie lebte, zur Seite zu stehen. Es würde nicht einfach werden, denn die Alte war nicht leicht zufriedenzustellen, und die Last, sie zu versorgen, würde allein auf Tevuk fallen, aber die Bande zwischen ihnen waren stark und unauflösbar.
Als Varnak noch ein junger Mann gewesen war und sich eine Frau suchte, hatte er ein junges Mädchen von seltener Schönheit umworben, eines, der viele ihre Aufmerksamkeit schenkten, aber seine Mutter, die ihren Mann durch einen Jagdunfall früh verloren hatte, sah deutlich voraus, dass sein Sohn zu Schaden käme, wenn er sich an diese Frau binden würde, und sie versuchte, ihm die Augen zu öffnen, dass es besser für sein Leben sei, wenn er sich mit Tevuk zusammentat, einer schon etwas älteren Frau, dafür aber mit gesundem Menschenverstand und einer ungewöhnlichen Fähigkeit, hart zu arbeiten.
Varnak, von der Jüngeren ganz eingenommen, hatte sich dem Ratschlag seiner Mutter widersetzt und sich für die Verführerische entschieden, worauf die Alte den Eingang zu ihrer gemeinsamen Hütte versperrte und ihrem Sohn drei Tage lang nicht erlaubte, die Hütte zu verlassen, bis sie sicher war, dass ein anderer Mann die Zauberin erobert hatte. »Sie ersinnt einen bösen Zauber, Varnak. Ich habe gesehen, wie sie Moose sammelte und Geweihsprosse suchte, um sie zu einem Pulver zu zermahlen. Ich muss dich vor ihr schützen.«
Zunächst war er untröstlich, dass er die Wunderschöne verloren hatte, und es dauerte eine ganze Weile, bis er bereit war, auf seine Mutter zu hören, aber als sein Ärger verflogen war, sah auch er Tevuk mit anderen Augen und erkannte, dass seine Mutter recht hatte. Tevuk würde als alte Frau mit vierzig noch genauso nützlich sein wie jetzt. »Sie gehört zu der Art von Frauen, die mit den Jahren an Kräften zunehmen, Varnak. Wie ich.« Und Varnak hatte festgestellt, dass dieses Urteil zutraf.
Jetzt, in dieser schweren Zeit, als es in der Hütte nichts mehr zu essen gab, hatte Varnak die Gelegenheit, die beiden guten Frauen besonders schätzen zu lernen, denn seine eigene Frau durchkämmte das Gebiet nach allem Essbaren für ihre beiden Söhne, auch wenn es nur ein winziger Brocken war, während seine Mutter nicht nur ihre eigenen Enkelsöhne, sondern auch die anderen Kinder aus dem Dorf um sich versammelte, um ihnen mit Erzählungen über die heldenhafte Geschichte ihres Stammes den Gedanken an Hunger zu vertreiben. »Vor langer Zeit lebte unser Volk im Süden, wo es viele Bäume gab und alle möglichen Arten von Tieren, die man essen konnte. Wisst ihr, was Süden bedeutet?«
»Nein.« Und in der Eiseskälte und in der Dunkelheit, in der sie der Winter gefangen hielt , erzählte sie ihnen: »Es ist warm dort, hat meine Großmutter mir berichtet. Und es gibt keinen endlosen Winter.«
»Warum sind die Menschen dann hierher, in dieses Land gezogen?«
Es war eine Frage, die sie selbst ihr Leben lang beschäftigt hatte, und die Antwort der Alten entsprach ihrem ungenauen Wissen: »Es gibt starke Menschen und schwache Menschen.
Mein Sohn Varnak ist sehr stark, wie ihr wisst . Auch Toorak, der das große Bison erlegt hat. Aber als unser Volk im Süden lebte, war es nicht so stark, und andere haben uns von dem guten Land vertrieben. Dann zogen wir nach Norden, wo das Land nicht so gut ist, und auch dort haben sie uns vertrieben. Eines Sommers kamen wir hierher, und es war schön, und alle tanzten, erzählte meine Großmutter. Und was geschah dann?«
Sie stellte diese Frage einem Mädchen, das elf Lenze zählte. »Dann kam der Winter«, und die Alte antwortete: »Ja, dann kam der Winter.«
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