Alaska
aber auf seine Hilfe in schwierigen Zeiten konnte er mit Sicherheit bauen.
Von Solikamsk aus ging es mit der Troika weiter über gefrorene Felder bis nach Tobolsk, einer wichtigen Station, aber östlich davon hatte sich der Schnee schon so hoch aufgetürmt, dass sie fast neun Wochen zum Nichtstun verurteilt waren. Zhdanko nutzte die Zeit trotzdem und durchstreifte die Gegend, zusätzliche Soldaten zu requirieren, wobei er die Proteste der örtlichen Kommandeure einfach überging. Bering seinerseits befahl einem Mönch und dem Kommissar eines kleinen Dorfes, sich der Expedition anzuschließen. Als sich die Truppe wieder in Bewegung setzte, Richtung Norden, zählte sie siebenundsechzig Männer und siebenundvierzig Wagen.
Nachdem sie das bequeme Tobolsk verlassen hatten, waren sie genau einhundert Tage unterwegs und hatten achtbare 2.250 Kilometer zurückgelegt, mitten im Winter. Die ausgebaute Verbindungsstraße mit den gut ausgestatteten Stationen hörte jetzt auf, und es ging weiter über Flüsse, quer durch öde Wüsten und im Schatten bedrohlicher Berge. An die Stelle des bequemen Dreigespanns mit seinen warmen Fellsitzen traten Pferdekarren, dann mussten die Männer selbst reiten, und schließlich konnten sie sich nur noch zu Fuß durch die Schneeverwehungen fortschleppen.
Im frühen Sommer 1725 legten sie nur 350 Kilometer zurück - Tobolsk, Surgut, Narim stießen dann jedoch endlich auf ein verzweigtes Flusssystem, das sie mit Flößen befahren konnten, so dass sie schnell vorankamen. Eines Tages erreichten sie die düstere Grenzfestung Marakovska, wo Bering ein paar Gebete sprach, die er an den sagenhaften Missionar und Metropoliten Philophei richtete, der die Menschen in diesem Gebiet erst wenige Jahre zuvor vom Heidentum zum Christentum bekehrt hatte. »Eine ehrenvolle Aufgabe«, sagte der Däne zu seinem Berater, »den Menschen die Botschaft Jesu Christi zu bringen«, aber Zhdanko plagten andere Sorgen: »Wie sollen wir unsere Männer und die ganze Ausrüstung über die Berge an den Jenissej kriegen?«
Mit sorgfältiger Vorbereitung und unter größten Anstrengungen schafften sie auch das und kamen dann mehrere Wochen hintereinander ohne Schwierigkeiten voran, denn vor ihnen ging ein Fluss in den nächsten über, so dass sie mit Booten bis zu der kleinen Stadt Ilimsk fahren konnten - auf jenem größeren Strom, dessen obere Ausläufer Zhdanko einst erforscht hatte, der Lena.
Dann jedoch brach wieder ein vernichtender Winter über sie herein, und jeder Versuch, sich weiter ostwärts einen Weg zu bahnen, war zwecklos. Die Wintermonate 1725/26 überdauerten sie in armseligen Hütten und mit kaum ausreichender Nahrung, fügten aber der Dienstliste noch die Namen von dreißig Schmieden und Schreinern hinzu. Sie waren jetzt insgesamt siebenundneunzig Mann, und wenn sie jemals, wenigstens mit einem Teil des Materials, das sie mit sich führten, an der pazifischen Küste ankommen sollten, waren sie auch vorbereitet, die Schiffe zu bauen. Nicht einer, außer Bering natürlich, hatte jemals in seinem Leben ein echtes Schiff zu Gesicht bekommen, geschweige denn eins gebaut, und die, mit denen Zhdanko gesegelt war, glichen eher Nussschalen oder Kinderspielzeug, aber wie sich Ilja, einer der Schreiner, ausdrückte, als er zwangsweise verpflichtet wurde: »Wenn jemand ein Boot bauen kann, das auf der Lena fährt, dann kann er auch ein Schiff bauen, das sich auf dem Meer da draußen hält, wie immer das auch heißen mag.«
Als endlich der Frühling wiederkam und das Eis in den Tälern und auf den Flüssen anfing zu schmelzen, legten die Reisenden mit Flößen die 1.500 Kilometer von Ilimsk bis zur Feste Yakutsk zurück, wo Trofim dem dänischen Kapitän voller Aufregung den mächtigen Strom zeigte, den er schon zweimal befahren hatte, und als Bering diesen gewaltigen Wasserlauf sah, so dicht am arktischen Ozean, da schätzte er seinen Berater, diesen energischen Mann, noch mehr. »Wie gerne würde ich diesen Fluss befahren«, sagte Bering ergriffen, »aber mein Befehl lautet: nach Osten«, und Zhdanko sagte, fast ebenso gefühlvoll: »Wenn unsere Reise erfolgreich ist, sehen wir die Lena dann nicht von der anderen Seite?«, und Bering antwortete: »Ich würde so gerne die hundert Mündungen sehen, von denen Sie erzählt haben.«
Die Männer benötigten den ganzen Sommer des Jahres 1726 und noch einen Teil des Herbstes, die 1.300 Kilometer von Yakutsk nach Ochotsk zurückzulegen, jenem trostlosen, einsamen Hafen
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