Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Albach und Mueller 01 - Russische Seelen

Titel: Albach und Mueller 01 - Russische Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bronnenmeyer
Vom Netzwerk:
sein, obwohl sich so gut wie keine Möbel darin befanden. Außerdem schien der Bewohner ziemlich betrunken … und zum zweiten«, Alfred erhob die Zigarette, »weil sich der russische Hilfsarbeiter, den sie dabeihatten, plötzlich höchst merkwürdig benommen hat, er ist nämlich kurz darauf spurlos verschwunden«, er blieb stehen, trat die Zigarette aus und blickte Renan herausfordernd an.
    »Langsam«, sagte sie und zog Alfred vom Teerweg in die Wiese bis zu einem Spielplatz, wo sie sich auf einer Schaukel niederließ.
    »Setz dich doch«, sie deutete auf den ebenfalls freien Sitz zu ihrer Rechten.
    »Warum nicht?«, er zuckte mit den Schultern und nahm Platz. Renan sagte etwa drei Minuten lang nichts, sondern schaukelte nur leicht vor und zurück. Alfred tat unbeteiligt, drehte sich eine neue Zigarette und beobachtete ein paar Knirpse, die offensichtlich auch ein Auge auf das Spielgerät geworfen hatten, nun aber mit einigen Metern Sicherheitsabstand darum herumschlichen.
    »Wann war denn das genau?«, fragte Renan abrupt bremsend.
    »So genau wusste der Mann das nicht mehr«, Alfred begann, seine Sonnenbrille zu putzen, »es war im Frühjahr, also ungefähr vor einem Vierteljahr.«
    »Könnte es sein, dass der Hilfsarbeiter den anderen von irgendwoher gekannt hat?«, sie begann wieder zu schaukeln, kurz darauf stoppte sie und sah ihrem Brille putzenden Kollegen in die Augen. »Was glaubst du? Wie ist es weitergegangen mit dem Hilfsarbeiter?«
    »Also, Ivan«, antwortete Alfred, sein Äußeres in einem Brillenglas prüfend, »wie er immer genannt wurde, war eigentlich ein sehr guter Arbeiter. Klein hat ihn die ganze Umbauaktion lang beschäftigt. Kurz nachdem er unseres Toten angesichtig wurde, hat er unentschuldigt die Baustelle verlassen und ist einfach nicht mehr erschienen. Gesehen hat ihn keiner mehr.«
    »Und gibt es eine Adresse von ihm?«
    »Natürlich nicht«, Alfred strich sich mit dem kleinen Finger über die Augenbrauen, »der hat schwarzgearbeitet und die Kohle gab es bar auf die Hand.«
    »Haben sie ihn dir beschrieben?«, Renan musste sich schwer zusammenreißen, um ihn nicht wegen seiner Geckenhaftigkeit zu maßregeln.
    »Diese Russen sehen doch alle gleich aus!«
    »Wie bitte? Was soll denn diese Scheiße?«, sie funkelte Alfred düster an.
    »Das war der Originalton von Herrn Klein«, Alfred hob abwehrend die Hände, »es gibt einen Gesellen, der am meisten mit ihm zusammen war, der kommt morgen Mittag und darf sich ein bisschen mit unserem Phantombildzeichner unterhalten. Wir müssen Klein allerdings die Kosten für die entfallende Arbeitszeit erstatten«, Alfred kontrollierte Renans Miene mit einem Seitenblick, »natürlich muss das noch lange nicht heißen, dass dieser Mann ein Mörder ist.«
    »Aber hallo«, entgegnete sie, »er sieht einen scheinbar völlig Fremden und verschwindet kurz darauf spurlos, das hat doch was zu bedeuten.«
    »Vielleicht ist er schwer erkrankt oder hat plötzlich die Lust verloren«, Alfred spürte, dass er Renans Neigung zu Schnellschüssen langsam etwas entgegensetzen musste.
    »Und da kann man nicht Bescheid sagen oder sich abmelden?«
    »Vielleicht hat er eine Depression bekommen«, er trat seine Zigarette aus, »was wissen wir schon von russischen Seelen?«
    »Genau weil wir davon nichts verstehen, ist das eine heiße Spur, kapierst du das nicht? Und vor allem ist es die einzige, die wir haben!«
    »Weißt du, was mich heute am meisten beeindruckt hat?«, fragte Alfred nach einer Minute schaukelnden Schweigens.
    »Das Gejammer der Meister?«, entgegnete sie monoton.
    »Woher weißt du das?«
    »Mein Vater behauptet immer, das lernt man auf der Meisterschule«, sie sah ihn an und konnte sich ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, »Teil drei: Betriebswirtschaft!«
    »Faszinierend! Hoffentlich hat er damit kein Geheimnis der Zünfte verraten«, Alfred sah auf die Uhr. Der Termin mit Heinrich saß ihm etwas im Nacken.
    »Das wäre ihm ziemlich egal, glaube ich«, sagte Renan und blickte gedankenverloren auf den Rindenmulch zu ihren Füßen.
     
    Eine gute Stunde später befand sich Renan auf dem Heimweg. Sie hatte beschlossen, zu Fuß zu gehen, und zunächst den Burgberg angesteuert, was genau entgegengesetzt zu ihrer Wohnung lag. Sie brauchte ein bisschen Auslauf, um abschalten zu können. Vor allem die langen Sommerabende machten sie rastlos; es lag an der viel zu spät einsetzenden Dunkelheit. Erst dann konnte ihr Gehirn die Gedanken loslassen, fühlte sie

Weitere Kostenlose Bücher