Albert Schweitzer
Arbeitsgebieten; 4. die medizinische Forschungsarbeit.“
Zum 80-jährigen Bestehen des Spitals fand im September 1993 in Libreville und Lambarene ein internationales Symposium zu Zukunftsfragen statt, an dem neben 60 international renommierten Fachleuten auch der Dalai-Lama teilnahm. Zu einer der wichtigsten medizinischen Aufgaben der Gegenwart gehört auch in Lambarene die Bekämpfung von Aids.
Im Jahr 2000 wurde die Renovierung des alten Spitals dringlich. Die wichtigsten Gebäude und Anlagen mussten von Grund auf saniert werden, wollte man das Herzstück des alten Urwaldkrankenhauses erhalten. Munz schrieb dazu: „Das erneuerte Spital wird verschiedenen Zwecken dienen. Es steht zum Gedächtnis an die Patienten der früheren Zeit und an die Arbeit von Albert Schweitzer, seiner Helferinnen und Helfer. Es soll die Gedanken bezeugen, die früher und heute gleich wichtig sind.“
Das Spital von Lambarene war von Anfang an und ist bis heute auf die Spendengelder aus aller Welt angewiesen. Ohne sie wären seine Entwicklung und sein Fortbestand nicht denkbar. Der Spitaldirektor Damien Mougin schrieb dazu: „Es wäre nach dem Tod von Albert Schweitzer wahrscheinlich einfacher gewesen, das Spital in den nationalen Gesundheitsdienst einbeziehen zu lassen. Hätte aber die Gesinnung persönlichen Dienstes überlebt, welche von Bevölkerung und Regierung immer wieder gelobt wird? Vielleicht wäre die Suche nach dem finanziellen Gleichgewicht leichter gewesen. Hätte aber die multikulturelle Dimension des Spitals mit ihren unschätzbaren Werten überlebt? … die finanzielle Fortführung des Werkes [ist] ein schwieriges Dauerproblem. Doch in der Selbständigkeit liegt auch die Kraft des Spitals … Seine Zukunft liegt in seinen Werten. Das geistige Erbe von Albert Schweitzer, in welchem die Ehrfurcht vor dem Leben die treibende Kraft ist, muss in unserem Alltag gegenwärtig bleiben. Wir hoffen, dass das erstaunliche Abenteuer ‚Lambarene‘ auch für kommende Generationen ein Zeugnis dafür sei, was der Glauben an den Menschen bewirken kann.“
Wir haben uns mit dem Leben Albert Schweitzers befasst und einen Blick auf sein Lebenswerk in Lambarene geworfen. Im folgenden Kapitel werden wir uns der zentralen Botschaft des großen Schöpfungsfreundes zuwenden.
DIE BOTSCHAFT
D IE E THIK DER E HRFURCHT VOR DEM L EBEN
„Ich bin Leben, das leben will,
inmitten von Leben, das leben will.“
Dies dürfte wohl der am häufigsten zitierte Satz aus der Feder Albert Schweitzers sein. Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben ist im Grunde ein umfangreicher Kommentar zu diesem Zitat und eine gründliche Darstellung der Konsequenzen, die dieser oft plakativ gebrauchte Satz haben muss. Es wäre falsch und Schweitzer wäre völlig missverstanden, wollte man in diesem oft verwendeten Zitat die Quintessenz der Ehrfurchtsethik sehen. Er ist deren Ausgangspunkt.
Schweitzer hat viel Mühe und Denkarbeit auf sich genommen, um seine Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben zu begründen. Ausgehend von dem zitierten fundamentalen Einleitungssatz möchte ich einige Kerngedanken kurz erläutern.
„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ – „
Ich
…“ – schon dieses Wort ist des Nachdenkens wert. Wer kennt nicht die Erfahrung, dass es ihm an einem bestimmten Tag so vorkommt, als sei er ein anderer Mensch als am Tag zuvor? Gestern noch war ich gut gelaunt und zufrieden mit meinem Leben, und heute überfällt mich eine unerklärliche Missstimmung, eine plötzliche Traurigkeit. Man denkt: Was ist mit mir los? Das bin ich doch eigentlich gar nicht! – Auch Schweitzer hat von sich selbst einmal gesagt, sein Leben sei ihm ein Rätsel. Unser „Ich“ ist von vielen Einflüssen, Menschen, Unwägbarkeiten und Fügungen abhängig; es ist eingebettet in das große Schauspiel des Lebens, und eine der größten Erfahrungen, die ein Mensch machen kann, ist wohl, die Verbundenheit zwischen sich und anderem Leben zu ahnen und zu fühlen: „Wir leben in der Welt und die Welt lebt in uns. Um diese Erkenntnis türmen sich alle Rätsel.“
„
Ich bin Leben …“
. – Was ist das: Leben? Die Naturwissenschaften haben eine bemerkenswerte Fülle an Erkenntnissen über das Leben herausgefunden. Und doch ändert dies nichts an der Tatsache, dass wir auch beim Begriff des Lebens vor einem Geheimnis stehen. Wir können nicht sagen,
was
Leben und
warum
Leben ist. Der religiöse Glaube gibt die Antwort, dass Gott alles Leben, überhaupt
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