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Albertas Schatten

Albertas Schatten

Titel: Albertas Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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angemeldet und trug natürlich ihr Namensschild darin. Wahrscheinlich hat sie es nicht die ganze Zeit über getragen –
    Alina Rosenberg erinnerte sich nicht daran, es gesehen zu haben –, aber sie mußte es vorzeigen, wenn sie irgendwo hinein wollte und danach gefragt wurde. Es würde nicht zu Alberta passen, sich einfach darüber hinwegzusetzen.«
    »Sie hat ihr Namensschildchen aufbewahrt?«
    »Nein. Nur den Plastikhalter. Vielleicht hat sie gedacht, sie könn-te ihn nochmal gebrauchen. Vielleicht hat sie es auch gar nicht gemerkt. Ohne ihn wären wir uns nicht begegnet. Ich hoffe, Sie kommen wieder zurück an die Ostküste«, sagte Kate, als sie der Aussicht den Rücken zukehrten und fortgingen.
    »Die Kinder werden jetzt wohl zu Hause sein«, sagte Biddy.

    14

    K ate kehrte nach New York und an ihre Universität zurück; der Winter hatte angefangen, und das Semester war schon fast zur Hälfte vorüber, bevor es richtig begonnen hatte – zumindest schien es Kate immer so. Der Gedanke an Alberta verfolgte sie noch immer, aber weiter ohne Ergebnis. Nachdem Kate mehrere Wochen lang über der Angelegenheit gebrütet hatte, beschloß sie plötzlich – das war so eine Gewohnheit von ihr –, sich einen klaren Kopf zu verschaffen, indem sie alles noch einmal unter Reeds kritisch prüfendem Blick durchging. Nach ihrer Rückkehr aus Kalifornien hatte sie das eine oder andere Detail erwähnt. Aber Reed hatte schon vor langer Zeit die Erfahrung gemacht – eigentlich schon bald, nachdem er sie kennengelernt hatte –, daß es Zeitverschwendung war, Kate irgendwelche Fragen zu stellen, bevor sie die Dinge für sich selbst in geordnete Bahnen gebracht hatte. Was sich als Abneigung gegen die Beantwortung von Fragen darstellte, war in Wirklichkeit die Erkenntnis, daß für sie noch keine Antworten in Sicht waren.
    Eines Tages nahm Kate an einer Ausschußsitzung teil. Der Sprecher war ein Mann, der sie urplötzlich an Stan Wyman erinnerte, und zwar so deutlich und real, daß sie fast an eine Halluzination glaubte; später sagte sie zu Reed, es sei ihr vorgekommen, als sei da in ihrem Gehirn irgendein Teilstück plötzlich eingerastet. Nach einem kurzen Augenblick war ihr Verstand wieder klar, und ihre Gedanken kehrten zurück zu der etwas dubiosen Geschichte über einen namhaften Professor, den man engagieren könnte, aber nicht wollte, nachdem er sein Interesse an der ausgeschriebenen Position zwar bekundet hatte, aber nicht sehr ernsthaft. »Kate, sollen wir ihm auf den Zahn fühlen?« fragte der Vorsitzende.
    »Frag’ ihn telefonisch, wie ernst es ihm ist«, sagte sie. Sie spielten alles noch einmal durch, wie in einem Theaterstück. Die Schauspieler vertauschten Rollen und zeitliche Abfolge und dennoch stand alles im Textbuch. Das Geheimnis guter Arbeit in Ausschüssen liegt im richtigen Zeitpunkt des Erwachens. Es ist wie eine Gratwande-rung, und viele alternde Professoren gleiten gefährlich ab in Halb-schlaf und Verschwommenheit. Dann bestätigten sie, was alle schon wußten und sowieso schon beschlossen hatten. Kate hatte lange Zeit geglaubt, solche Sitzungen seien reine Zeitverschwendung, aber dann hatte sie ihren Wert und ihre Bedeutung erkannt: Wenn man erwartete, daß jede Ausschußsitzung produktiv war und jedes Gespräch voll tiefsinniger Bedeutung, dann blieb kein Raum für die Routine, aus der Bedeutsames erwachsen kann. Gleichzeitig aber kann Routine süchtig machen wie Kokain und zu einem Realitätsver-lust führen, wenn viele dem auch widersprechen. Ich werde ja direkt philosophisch, dachte Kate; ist das ein Zeichen dafür, daß ich reif für ein Gespräch bin? Aber mit welchem Ziel?
    Als sie nach Hause kam, war Reed gerade dabei, einen Martini zu mixen; immer ein gutes Zeichen. Kate hatte sich mehr auf ein Gespräch eingestellt als auf Schreibtischarbeit und nahm daher dankbar den Martini an, nachdem sie sich auf der Couch ausgestreckt hatte.
    »Manchmal denke ich, wir sollten uns einen Hund anschaffen«, sagte sie. »Stell’ dir vor, man kommt nach Hause und kann so einem großen Lebewesen den Hals klopfen und es wedelt wie verrückt mit dem Schwanz: Könnten wir uns nicht einen großen Hund anschaffen und jemanden suchen, der gegen Bezahlung tagsüber mit ihm Gassi geht?«
    »Immer wenn du auf ein längst vertrautes Thema zu sprechen kommst, das mit hinlänglich bekanntem Ergebnis oft genug durch-diskutiert worden ist, weiß ich, daß du etwas auf dem Herzen hast«, sagte Reed. »Kann ich dir

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