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Albspargel

Albspargel

Titel: Albspargel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Bentele
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mein Nachfolger, wozu ich ihm Glück wünschte.
    »Ich werde es brauchen können«, sagte er mit säuerlicher Miene.
    Er hatte sich die Übernahme des Amtes wohl anders vorgestellt. Andererseits durfte er vorläufig ja seine Arbeit gar nicht zum Abschluss bringen. Die Forschung ruhte. Die Ermittlungen dagegen wurden intensiver.
    War er befangen? Eher nicht. Franziska wusste ja nicht, dass er nun meine Arbeit machen würde. Und Dr. Hagenbach sah die junge Dame wohl nun doch mit anderen Augen an und nicht mehr mit so roten Backen.
    Ich war nun frei von Windstärken und -richtungen: Ich konnte mich mit den beiden Mordfällen beschäftigen, ohne Rücksicht auf mein Amt und ohne Termindruck.
    Ich brauchte Zeit und einen neuen Blick auf das Ganze.
    Wieder einmal wollte ich durch das Glastal nach Zwiefalten wandern. Zuvor aber fuhr ich mit dem Klapprad nach Tigerfeld in die Schmiede, wie die Tigerfelder den Fuchslocher’schen Betrieb nannten, auch wenn dort kaum mehr Schmiedearbeiten verrichtet wurden. Ich hörte aus der Werkstatt Hämmern und Zischen und traf Jörg Fuchslocher in der Montiergrube unter der Achse eines Traktors an. Ich war froh, dass ich ihn allein sprechen konnte.
    Er tauchte mit verschmiertem Gesicht auf und kletterte sofort nach oben, wobei er ein sperriges Hebegerät heraufwuchtete.
    »Herr Dr. Fideler.« Er wirkte verlegen.
    Ich hatte beschlossen, streng zu sein, vielleicht etwas sarkastisch. Einschüchterung würde hier zuverlässig der Wahrheitsfindung dienen.
    »Jörg Fuchslocher«, begann ich, »was soll ich sagen? Hat sich die Handbremse von selbst gelöst? Weiß der Schmied von Tigerfeld nicht, wie man ein durchgehendes Auto anhält? Dein Großvater hätte ein durchgehendes Ross mit der Linken aufgehalten und dein Vater mit der Rechten. Und der Sohn kein durchgehendes Mädchen?«
    »Ich weiß«, sagte er kleinlaut, »und ich bitte um Entschuldigung.«
    »Was heißt Entschuldigung – dass ich mich bei Nacht, Wind und Wetter durch das Geisinger Hart tasten musste, willst du dich dafür entschuldigen oder wofür?«
    Er druckste herum.
    »Jörg, du weißt, ich habe dich immer für einen netten Kerl gehalten und Respekt gehabt vor deinen Leistungen.«
    »Ich weiß«, sagte er, »es tut mir leid.«
    »Was tut dir leid?«
    »Es war nicht recht. Es hat ja auch geregnet.«
    »Im Mai bei Mondenschein und Glühwürmchenspiel wäre es wohl in Ordnung gewesen, ja?«
    »Nein«, sagte er und blickte auf den Boden.
    Er tat mir leid, aber ich durfte ihn nicht schonen. »Warum dann?«
    Er schwieg.
    Das war eigentlich Antwort genug und auch nicht anders zu erwarten. Aber ich gab nicht nach. Ich musste sein schlechtes Gewissen ausnützen; so günstig bekam ich ihn nicht mehr vor die Flinte.
    »Na?«
    Er presste die Lippen zusammen.
    »Ist Franziska im Haus oder weg?«
    »Wir hatten Streit«, sagte er leise.
    »Darüber, dass ihr mich habt stehen lassen?«
    Er blickte immer weiter auf den ölverschmierten Betonboden. Dann nickte er.
    Streit mit Franziska, das stellte ich mir nicht lustig vor. Vor allem nicht, wenn er sie kritisiert hatte für etwas, das sie für absolut notwendig hielt.
    »Hat man deshalb dein Hämmern meilenweit gehört, als ich gekommen bin?«
    Er richtete sich auf. »Das geht nur Franziska und mich etwas an.«
    Recht hatte er. Aber ich durfte immer noch nicht nachgeben.
    »Sicher. Wir müssen nicht darüber reden. Aber die Nässe, die Kälte und der Wind, die ihr mir zugemutet habt, die gingen mich etwas an, und darüber will ich schon mit dir reden.«
    »Sie wollte es so.«
    »Einfach so? Ohne Grund einen alten Mann ärgern?«
    Er scharrte mit den Schuhen auf dem Betonboden und schwieg, irgendwo tropfte Wasser.
    »Sie hat gesagt, dass ich nichts sagen soll.«
    »Du bist in einer schlimmen Lage, Jörg, ihr beide seid es. Ihr wollt heiraten, sobald die Finanzierung der neuen Werkstatt steht.«
    Ich wollte nicht davon reden, dass Franziska ihn sonst nicht heiraten würde. Er wusste es auch ohne mich. Dennoch durfte ich nicht locker lassen.
    »Es muss doch einen Grund geben, dass sie so etwas von dir verlangt.«
    »Ja.«
    Ich musste ihm Fleisch anbieten. »Ihr habt mich zu Frau Strauß gebracht. Was sollte ich dort? Plaudern über alte Zeiten?«
    »Nein, das wissen Sie doch. Sie wollten doch –« Er zögerte.
    »Ich sollte etwas erfahren, was den Mord vor zwanzig Jahren angeht.« Den Namen Amelie sprach ich nicht aus.
    Er nickte.
    »Aber was habe ich denn schon erfahren? Doch bestimmt nichts

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