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Albtraum

Albtraum

Titel: Albtraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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Entschluss nicht mehr leicht abzubringen.“
    „Sie bekommt, was sie haben möchte“, bemerkte Richard ruhig.
    „Und in diesem Fall will sie Sie.“

17. KAPITEL
    Julianna zog nach Mandeville, um in der Nähe von Kate und Richard zu sein. Sie fand eine kleine schäbig möblierte Wohnung, nur sechs Blocks von den Ryans entfernt, und nahm sie trotz des überhöhten Preises.
    Sie hielt es für einen geschickten Schachzug, in der Nachbarschaft der Ryans zu leben. So fiel es nicht auf, wenn sie sich im Uferpark aufhielt, mehrmals täglich an ihrer Villa vorbeiging oder -fuhr und dieselben Läden und Restaurants frequentierte wie Kate und Richard.
    Und so verbrachte sie die nächste Zeit vor allem damit, die Ryans zu beobachten und ihnen zu folgen.
    Beides erwies sich als erstaunlich einfach. Kate und Richard kamen und gingen, ohne ihre Anwesenheit zu bemerken. Sie lernte rasch ihren Tagesablauf und ihre Vorlieben und Abneigungen kennen. Sie wusste, mit wem sie sich beruflich trafen und mit wem privat. Richard liebte Golf, und Kate las gern, vor allem Krimis. Wenn sie zum Essen ausgingen, bestellte Richard häufiger Fisch als Fleisch. Kate liebte Schellfisch und Desserts. Die Liste von Juliannas Entdeckungen wurde immer länger. Alles Neue fügte sie ihrem Gedächtnis liebevoll hinzu. Je mehr sie sich mit dem Leben ihrer neuen Familie befasste, desto mehr wuchs sie ihr ans Herz.
    Nach den ersten zwei Wochen richtete Julianna ihre Aufmerksamkeit mehr auf Kate. Sie studierte ihre Bewegungen, ihre Gestik und Mimik und merkte sich, wann und wie sie lachte. Sie entdeckte, welches Parfum sie benutzte, welchen Kaffee sie bevorzugte und studierte ihre Sprechweise.
    Julianna ging auch ins „Uncommon Bean“, allerdings zu Zeiten, wenn Kate nicht anwesend war. Sie lauschte den Unterhaltungender Angestellten, während sie vorgab zu lesen, und blieb so lange, wie sie keine Aufmerksamkeit erregte. Kate wurde von ihren Angestellten gemocht und respektiert. Sie hatte offenbar Humor und eine schier unendliche Energie und schien rundherum ein netter Mensch zu sein.
    Julianna fühlte sich von Kate inspiriert. Doch von all ihren Qualitäten beeindruckte sie am meisten das künstlerische Talent. Bei ihrem ersten Besuch im „Uncommon Bean“ hatte sie die Glasmalereien auf jedem Fenster, die das Innere des Cafés in buntes Licht tauchten, voller Ehrfurcht betrachtet.
    Sie hatte Kate beneidet, zumal sie selbst einmal davon geträumt hatte, Künstlerin zu werden und in Paris oder New York zu studieren. John hatte sie jedoch gezwungen, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen: dass sie weder das Talent noch die Disziplin besaß, um als Künstlerin zu bestehen.
    Kate hingegen hatte alles, wie es schien, allerdings nicht mehr lange.
    Es war inzwischen April geworden. Dr. Samuel sagte, der Geburtstermin sei nah, es könne jeden Tag losgehen. Das Baby hatte sich gesenkt und in die richtige Lage gedreht. Es ist bereit, genau wie ich, dachte Julianna und stand bis auf Slip und BH nackt vor dem Badezimmerspiegel.
    Sie drehte sich zur Seite und betrachtete ihren bis zum Äußersten gespannten Leib. Kate konnte vielleicht mit Glas und Blei wunderbare Bilder schaffen, aber sie konnte kein Leben schenken.
    Das Baby strampelte unter ihren Händen. Julianna lachte, zum ersten Mal erfreut über den unbehaglichen Zustand, genannt Schwangerschaft. Das Baby gab ihr das Gefühl, etwas Besonderes und wichtig zu sein.
    Zeit, sich an die Arbeit zu machen. Sie schloss die Augenund stellte sich Kate vor: ihre Bewegungen, ihre Gestik und Mimik. Dann öffnete sie die Augen wieder und versuchte, wie Kate zu lachen und zu sprechen. Sie imitierte sie in allem, immer wieder, so lange, bis sie ihr ähnlich wurde.
    Das Licht wurde grell gegen Mittag und schwächer, als der Tag sich dem Ende neigte. Julianna übte immer noch. Ihr Rücken schmerzte, und der Kopf tat ihr weh. Da sie etwas essen und trinken musste, nutzte sie die Gelegenheit, zu üben, wie Kate aß, und kontrollierte sich dabei mit einem Handspiegel.
    Nach dem Essen begab sie sich wieder vor den großen Spiegel im Bad, obwohl ihr Körper nach Ruhe verlangte. Sie öffnete die Mitteltür des Badezimmerschrankes und entfernte ein Foto von Kate, eine Nahaufnahme, die sie aus dem Album des Paares gestohlen hatte. Dann nahm sie die kleine Kosmetiktasche mit den am Vortag gekauften Schminksachen in warmen Erdfarben, die Kate so liebte. Sie befestigte Kates Foto am Spiegel und begann sich in ihrer Art zu schminken.
    Dass

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