Albtraum
Falls Sie irgendwelche Zweifel haben, ist jetzt der Zeitpunkt, sie zu äußern. Später, wenn das Baby erst mal übergeben wurde, wird es schwer für alle Beteiligten.“
Julianna zögerte einen Moment. „Ich habe keine Zweifel.“
Wie könnte ich? In diesem Moment endet das alte Leben der Julianna Starr, und ein neues beginnt. Von nun an bin ich die Frau, die Richard lieben wird.
„Klingeln Sie nach der Schwester, sie soll die Kleine jetzt wieder abholen. Und sagen Sie Kate und Richard, ihre Tochter wurde geboren.“
19. KAPITEL
Kate betrachtete ihre neue Tochter, die sie zum ersten Mal in den Armen wiegte. Ein Bündel in Rosa und Weiß. Sie war vor zwei Tagen, am 29. April, auf die Welt gekommen.
Kate und Richard hatten ihr dann den Namen Emma Grace gegeben.
Sie ließ den Blick über das Gesicht ihrer schlafenden Tochter wandern und nahm je des Detail in sich auf: die kleine Stupsnase, den winzigen Mund, die noch leicht verquollenen, fest geschlossenen Augen, die Kappe aus seidigem dunklem Haar und die zarte weiße Haut.
Als Kate ihr mit einem Finger über die Wange fuhr, drehte Emma sofort den Kopf zur Seite und suchte instinktiv die Brust zum Saugen.
Kate holte zittrig Atem, als eine Mischung aus heftiger Liebe und Beschützerinstinkt sie durchflutete. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht gewusst, was Mutterliebe bedeutet. Es war ein ehrfurchtgebietendes, mächtiges Gefühl. Ihr wurde klar, dass sie bis zur Selbstaufopferung absolut alles für dieses Kind tun würde.
Sie hob den tränenfeuchten Blick zu Richard und sah, dass auch ihm Tränen in den Augen standen. In diesem Moment liebte sie ihn mehr denn je.
„Sie ist so hübsch“, flüsterte Kate, „so perfekt.“
„Du bist perfekt. Und ihr seid ein hübsches Paar.“
Vor Rührung konnte sie nicht sprechen. Als sie ihre Stimme wieder fand, konnte sie nur danke sagen.
20. KAPITEL
Die ersten sechs Wochen waren verwirrend und anstrengend für Kate. Die Sorge für Emma beanspruchte sie jeden Augenblick des Tages. Die Kleine musste alle paar Stunden gefüttert werden, schrie viel und das anscheinend grundlos.
Oft trug Kate sie auf den Armen herum, sang ihr leise etwas vor oder setzte sich mit ihr in den großen Schaukelstuhl, den Richard ihr gekauft hatte. Emma schrie trotzdem.
Frustriert und verunsichert weinte Kate mit ihr. Sie zweifelte an ihrer Befähigung, Mutter zu sein. Vielleicht stimmte etwas nicht mir ihr, vielleicht fehlte ihr etwas an mütterlichen Instinkten, um ein Baby optimal zu versorgen. Vielleicht war sie des halb nicht schwanger geworden. Vielleicht hatte die Natur ihr damit etwas sagen wollen.
Doch so plötzlich, wie es begonnen hatte, hörte das Schreien auch auf. Und dann sah Emma ihr vertrauensvoll in die Augen und lächelte sie entzückend an. Ein Lächeln, das nur ihr galt.
In solchen Momenten änderte sich alles. Dann fühlte Kate sich wahrhaftig als Emmas Mutter. Für diesen Augenblick lohnte sich alles, der Schlafmangel, das stundenlange Herumtragen, die eingefallenen Wangen und die Selbstzweifel.
Kate betrachtete ihre schlafende Tochter, und das Herz quoll ihr über vor Liebe. Sie streichelte ihr mit einem Finger das seidige Köpfchen und konnte nie genug davon bekommen, Emma zu halten und zu berühren. Alles andere in ihrem Leben verblasste, und sie war fasziniert von den winzigsten Änderungen im Ausdruck des Kindes.
Unten öffnete und schloss sich die Eingangstür. Richard war zu Hause. Kate sah verblüfft auf ihrer Uhr, wie spät es schon war.
Vorsichtig erhob sie sich aus dem Schaukelstuhl, um Emma nicht zu stören. Nachdem sie das Baby in die Wiege gelegt hatte, ging sie hinunter, um ihren Mann zu begrüßen.
Er war in der Küche und sah die Tagespost durch. „Hallo, Schatz“, sagte sie und ging zu ihm.
„Hallo.“ Er unterbrach seine Tätigkeit, beugte sich zu ihr und küsste sie. „Wie war dein Tag?“
„Großartig. Und deiner?“
„Okay. Ich hatte viel zu tun.“
Sie schenkte jedem ein Glas Wein ein und stellte seines auf den Tresen neben die Post. „Hungrig?“
„Ausgehungert. Ich habe das Mittagessen ausgelassen.“
„Ein Jammer.“ Sie lächelte entschuldigend. „Ich hoffe, du hast nichts gegen aufgewärmte Pizza einzuwenden.“
„Habe ich denn eine Wahl?“
„Sicher.“ Sie öffnete den Kühlschrank und holte den Rest der Riesenpizza vom Vortag heraus. „Ein Tunfisch-Sandwich. Aber ich fürchte, das Brot fängt schon an zu schimmeln.“
Richard sagte darauf nichts, und sie
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