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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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bereits Überlegungen laut, nach denen wir uns den Bibliothekaren ergeben sollten!« Er schüttelte bedrückt den Kopf. »Ich bin sehr froh, dass es Leute wie deinen Großvater gibt, die dazu bereit sind, den Kampf auch auf das Hoheitsgebiet der Bibliothekare auszudehnen. Dadurch machen wir deutlich, dass wir uns nicht einfach nur zurücklehnen und zusehen werden, wie sie uns ein Königreich nach dem anderen wegnehmen.«
    Bastille warf uns über die Schulter einen bösen Blick zu. »Wollt ihr nicht vielleicht noch ein bisschen lauter reden? Oder wie wäre es mit einem fröhlichen Lied? Falls da vorne irgendwelche Bibliothekare unterwegs sind, wollen wir doch nicht, dass sie uns nicht kommen hören.«
    Sing sah betreten zu Boden, und wir verfielen in Schweigen – obwohl ein Teil von mir am liebsten laut losgebrüllt hätte, am besten so etwas wie: »Was hast du gesagt, Bastille?« Das ist nun einmal der schreckliche, traurige Effekt des Sarkasmus.
    Und es ist wirklich lustig.
    Doch ich ging einfach schweigend weiter und dachte darüber nach, was Sing gesagt hatte – besonders über die Behauptung, dass die Bibliothekare den Bewohnern der Länder des Schweigens angeblich nur die »primitivste« Technologie zugestünden. Es kam mir einfach lächerlich vor, dass Dinge wir Schusswaffen oder Autos in den Freien Königreichen als »primitiv« galten. Sie waren nicht primitiv, sie waren … na ja, sie waren eben das, was ich kannte. Da ich in Amerika aufgewachsen war, war ich bisher davon ausgegangen, dass alles, was ich hatte – und tat –, das Neueste, Beste und Fortschrittlichste auf der ganzen Welt war.
    Es war daher ziemlich beunruhigend, nun auf Leute zu treffen, die alles andere als beeindruckt davon waren, wie fortschrittlich meine Kultur war. Am liebsten hätte ich einfach die Nase gerümpft und mir gesagt, dass, was immer sie zu bieten hatten, wohl auch nicht so toll sein könnte. Aber da gab es eben ein Problem, denn ich hatte ja gesehen, dass sie über selbstfahrende Autos verfügten und über Brillen, mit denen man Fußspuren erkennen konnte, und Ritter in voller Rüstung. Das alles war dem, was ich kannte, auf die eine oder andere Art überlegen. (Ihr müsst zugeben, Ritter sind einfach nur cool.)
    Ich musste mich wohl oder übel mit einer sehr unbequemen Erkenntnis anfreunden. Langsam akzeptierte ich, dass die Art, wie ich die Dinge handhabte – und damit die Art, wie meine Leute das taten –, vielleicht doch nicht zwangsläufig die beste war.
    Oder anders ausgedrückt: Ich verspürte Demut.
    Ich hoffe sehr, dass ihr dieses Gefühl niemals kennenlernen müsst. Genau wie Spargel und Fisch ist es keineswegs so gut für euch, wie immer behauptet wird. Selbstsucht, Arroganz und Herzlosigkeit haben mich wesentlich weitergebracht als Demut.
    Habe ich bereits erwähnt, dass ich kein guter Mensch bin?
    Unsere kleine Gruppe erreichte schließlich das Ende des Korridors. Bastille ging noch immer voraus. Sie verharrte kurz, hob warnend eine Hand und spähte um die Ecke. Dann lief sie weiter, und ihre Plateausandaletten gaben ein leises Knarzen von sich, als sie den ersten Schritt auf den angrenzenden Teppichboden machte. Sing und ich folgten ihr. Der Raum, den wir betraten, war voller Bücher.
    So richtig voller Bücher.
    Wahrscheinlich habt ihr noch nie die ganze erstickende Pracht einer wahren Bibliothek erfahren. Ihr Mundtoten wart vermutlich schon einmal in einer Bibliothek in eurer Nachbarschaft und habt dort in den Abteilungen herumgestöbert, die den normalen Besuchern zugänglich sind. Dort findet man unzählige Bücherregale, die in übersichtlichen Reihen aufgestellt sind. Diese ansprechende Platzierung dient einem bestimmten Ziel, und es ist dasselbe Ziel, das Kätzchen mit ihrer Niedlichkeit verfolgen – so können sie dich anlocken und in Sicherheit wiegen, um dich dann anzuspringen und gnadenlos zu töten.
    Das ist mein Ernst. Haltet euch bloß von Kätzchen fern.
    Öffentliche Bibliotheken sind ein Mittel der Verführung. Die Bibliothekare wollen, dass möglichst viele Leute ihre Bücher lesen – sowohl die tiefgründigen, ergreifenden Werke über tote junge Hunde als auch Sachbücher über erfundene Themen wie die Pilgerväter, Penicillin oder Frankreich. Eigentlich gibt es nur ein einziges Buch, das ihr, wenn es nach denen geht, nicht lesen solltet, und das ist eben jenes, das ihr gerade in der Hand haltet.
    Aber das, was ihr kennt, sind keine wirklichen Bibliotheken. Wirkliche Bibliotheken geben

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