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Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Alcatraz und die dunkle Bibliothek

Titel: Alcatraz und die dunkle Bibliothek Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sein – wer auch immer das sein sollte –, weil ich viel zu sehr damit beschäftigt war, wegen diverser Sachschäden in Schwierigkeiten zu geraten.
    Grandpa Smedry und die anderen hielten mein Talent für einen Segen. Aber mir fiel es schwer, das so zu sehen. Sogar während der Infiltration schien es eher ein Zufall zu sein, wenn das Talent einmal von Nutzen war. Macht ohne Kontrolle war eben nichts wert.
    Der Belebte machte einen weiteren Schritt auf mich zu, und ich biss frustriert die Zähne zusammen und sah zu ihm hoch. Ich packte den Schwertgriff noch fester.
    Ich will das alles nicht, dachte ich. Ich wollte nichts von alledem, noch nie! Bastille wollte unbedingt ein Okulator sein … aber ich, ich wollte immer nur eins.
    Normal sein!
    Der Schwertgriff in meiner Hand begann sich aufzulösen, und die sorgsam geschmiedeten Metallstücke fielen klappernd zu Boden. »Du willst also Schaden anrichten?«, schrie ich dem Belebten entgegen. »Du willst Zerstörung?«
    Die Kreatur holte wieder zum Schlag aus. Ich schrie und presste mit voller Wucht meine Handfläche gegen den Boden. Wie ein gewaltiger Stromstoß durchzog das Talent meinen Körper, raste durch meine Brust und konzentrierte sich erst in meinem Arm, dann in der Hand. So viel Macht hatte ich noch nie zuvor heraufbeschworen.
    Der Fußboden zerbrach. Oder vielleicht wäre platzte das geeignetere Wort. Explodierte würde hier sicher am besten passen, aber das habe ich ja vorhin gerade erst gebraucht.
    Die schweren Steinblöcke bebten. Der Belebte schwankte, als der Boden unter seinen Füßen sich hob wie die Wellen in einem Ozean. Dann lösten sich die Blöcke. Sie fielen in das Stockwerk unter uns, sodass sich vor meinen Füßen ein Loch auftat. Einige Regale in dem großen Bibliotheksraum unten wurden zerschmettert, als der Regen aus Steinblöcken auf sie niederging, begleitet von einem riesigen Papiermonster.
    Der Belebte schlug auf dem Boden auf, und man hörte deutlich ein Geräusch, als würde Glas zerspringen. Die Kreatur stand nicht wieder auf.
    Ich flog herum und ließ die letzten Schwertgriffreste fallen. Sing lud verzweifelt sein Gewehr nach. Ich lief an ihm vorbei und stellte den zweiten Belebten. Aber als ich mich bückte, um den Boden zu berühren, sprang das massige Wesen behände zur Seite. Es war offensichtlich schlau genug, um zu verstehen, was ich gerade mit seinem Freund angestellt hatte.
    Ich hob die Hand und presste sie gegen die Brust der Kreatur. Dann ließ ich meinem Talent freien Lauf.
    Ein seltsamer, heftiger Rückstoß erfasste mich, ungefähr so, wie wenn man mit einem Baseballschläger gegen etwas unheimlich Hartes schlägt. Ich wurde zurückgeschleudert, und in meinem Arm breitete sich ein brennender Schmerz aus.
    Der Belebte fiel auf die Knie. Einen Moment lang hielt er sich noch schwankend aufrecht. Dann erklang ein Zischen, und er explodierte; Tausende zerknüllter Papierfetzen wurden zu einem riesigen Haufen wild flatternder Konfetti.
    Ich blieb erst mal einfach sitzen und starrte. Dann blinzelte ich heftig und hob stöhnend meinen verletzten Arm. Überall um uns herum wirbelten Papierschnipsel durch die Luft.
    »Wow«, meinte Sing, als er sich aufrappelte. Er drehte sich um und betrachtete das riesige Loch, das ich geschaffen hatte. »Wow.«
    »Das … war nicht meine Absicht«, stotterte ich. »Ich habe einfach, na ja, meine Kräfte losgelassen, und das ist dabei rausgekommen.«
    »So oder so, ich werde bestimmt nicht meckern«, sagte Sing und legte sich das Gewehr über die Schulter.
    Ich stand auf und bewegte vorsichtig meinen Arm. Es schien nichts gebrochen zu sein. »Bastille«, rief ich dann und stolperte hastig zu ihr hinüber. Sie bewegte sich leicht, und als ich sie erreichte, stöhnte sie und richtete sich auf. Ihre Jacke war … zerbrochen. Sie sah aus wie eine Autowindschutzscheibe nach einem Zusammenprall mit einem Riesenpinguin.
    Diese verdammten Riesenpinguine.
    Ich wollte Bastille aufhelfen, aber sie schüttelte genervt meine Hand ab.
    Es gelang ihr, sich zu erheben, auch wenn sie nicht ganz sicher auf den Füßen stand. Dann zog sie ihre Jacke aus und begutachtete die Risse, die sich wie ein Spinnennetz durch das Gewebe zogen. »Tja, die ist dann wohl nicht mehr zu gebrauchen.«
    »Sie hat dir wahrscheinlich das Leben gerettet«, merkte Sing an.
    Bastille zuckte nur mit den Schultern und ließ die Jacke fallen. Sie klimperte wie Glasscherben, als sie auf dem Boden landete.
    »Deine Jacke war aus Glas?«,

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