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Alchemie der Unsterblichkeit

Alchemie der Unsterblichkeit

Titel: Alchemie der Unsterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Pflieger
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Möglichkeiten, ein Vampir zu werden. Entweder wird man von Vampiren gezeugt wie der Fürst, oder man wird in einem Blutritual zu einem verwandelt. Dadurch entstehen die Blutsbande.«
    »Das werde ich bei meinen Untersuchungen bedenken. Aber ich muss wissen, ob Urch Dornschweif Feinde hatte.«
    Seine Frau schaukelte ihr Kind in der Wiege. Ihr Blick ging ins Leere. »Er hatte keine.«
    Ein Flackern in ihren Augen veranlasste Icherios, die Wahrheit ihrer Worte anzuzweifeln.
    Die Männer entschlossen sich aufzubrechen. Als sie sich verabschieden wollten, packte die Witwe Kolchin am Arm. »Fang den Mistkerl, und überlass ihn uns Werwölfen. Erspart dir viel Arbeit.«
    Der Flurhüter umarmte sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Nachdem sie außer Hörweite waren, seufzte er. »Es ist schwer, sie so zu sehen. Meine Frau und Hel bekamen ihre Töchter mit nur drei Tagen Abstand. Eva und sie freundeten sich während der Schwangerschaft an.« Er holte voller Stolz ein Medaillon hervor, das ein Abbild seiner Frau und seiner Tochter Kassandra zeigte. Eva war eine blonde Schönheit, deren grüne Augen auf dem Papier leuchteten. Icherios spürte einen Funken Neid. Seit er ein kleiner Junge war, hatte er davon geträumt, eine große Familie zu haben.
    Die Unterhaltung mit der Werwolfswitwe warf neue Fragen auf. Nachdem sein Begleiter sich verabschiedet hatte, um mit einem wehleidigen Grinsen zu seinen Akten zurückzukehren, schlenderte Icherios zum Haus des Bürgermeisters. Er hoffte, dass er niemandem begegnete, denn er brauchte jetzt Ruhe, um seine Gedanken zu sortieren. Doch kaum öffnete er die Tür, trat ihm Calan von Sohon entgegen. Offenbar hatte der Fürst auf ihn gewartet. Wie immer trug er seinen Stab. Die weißen Rüschen an den Ärmeln seines Hemds, das unter dem weinroten Gehrock hervorblitzte, milderten die Strenge seiner starren, schwarzen Augen. »Inspektor!«
    »Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?«
    »Was machen Ihre Ermittlungen?«
    »Ich habe mit Hel Dornschweif gesprochen, und sie ist der Ansicht, dass weder ein Werwolf noch ein Vampir die Morde begangen haben könnte. Ich gebe zu, dass ihre Erläuterungen einsichtig erscheinen, auch wenn es oft so ist, dass raffinierte Mörder nicht den allgemeinen Verhaltensregeln entsprechen. Aber fürs Erste gehe ich davon aus, dass es sich um einen Menschen handeln muss, wodurch der Kreis der möglichen Täter deutlich eingegrenzt wird.«
    »Ich hoffe für Sie, dass Sie ihn bald fassen.« Sohon trat so dicht an Icherios heran, dass der Gelehrte die Kälte der Vampirhaut spürte. Der Fürst schien die Wärme seiner Umgebung aufzusaugen wie ein Egel das Blut. »Menschen verschwinden häufig in dieser Gegend. Vor allem Menschen, die keinen festen Wohnsitz in Dornfelde besitzen. Sollten Sie die Morde aufklären, kann ich Ihnen meinen Schutz gewähren und eine sichere Heimkehr garantieren. Wenn nicht, könnte so manch einer meinen, dass Sie inzwischen zu viel wissen.« Mit einem als Lächeln getarntem Zähnefletschen verbeugte er sich. »Aber das wird natürlich nicht geschehen.«
    Fasziniert und etwas schockiert betrachtete Icherios die langen Fangzähne hinter seinen Eckzähnen. In ihm breitete sich die Gewissheit aus, dass er Dornfelde nicht lebend verlassen würde.
    Nachdem der Fürst gegangen war, zitterten Icherios’ Knie so sehr, dass er sich an der Wand abstütze. Einige Minuten später kam Marie in die Eingangshalle und zündete die Kerzen in einem Leuchter an. Die Sonne sank und tauchte das Haus in Dunkelheit. Er lächelte, doch sie zuckte erschreckt zurück. »Könntest du mich bitte vom Essen entschuldigen? Ich werde mich früh zurückziehen.«
    Marie erbleichte. Der Gedanke, dem Bürgermeister mit dieser Nachricht gegenüberzutreten, schien ihr nicht zu behagen. Doch Icherios nahm ihre Reaktion nicht wahr. Mit einer angedeuteten Verbeugung ging er zur Küche. Vor dem Speisesaal hielt er kurz inne. Die Erinnerung an Maribelles Schreie zerrten an seinen Eingeweiden.
    Die Köchin gab ihm auf seine Bitte hin einen Teller mit einer dicken Scheibe Schinken, Brot, Butter und Honig. Icherios sah sie das erste Mal lächeln. »Sehen Sie sich mal den Bürgermeister an. Im Herzen ist er zwar kein guter Mensch, doch zumindest die Figur täuscht einen stattlichen Charakter vor. Sie brauchen mehr Speck auf den Rippen, junger Mann.«
    Zurück auf seinem Zimmer verschloss Icherios sorgfältig die Tür und setzte sich mit dem Teller an den Tisch. Lustlos stocherte er im

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