Aldebaran
demütigen würde. Er hatte zusehen können, wie die Worte sich auf Aminas Lippen formten. Fast hätte er sie ablesen können. Wie immer hatte er gedankenlos vor sich hin geplappert. Im Grunde tat sie ihm Leid. Wegen dieser Beleidigung ihrer Schönheit.
Er senkte den Blick, nahm einen Schluck Bier, streifte noch einmal flüchtig Lallas Beine und sah dann wieder Amina an. »Das war dumm, Amina. Entschuldige. Das hätte ich nicht sagen sollen.« Ohne Lalla zu fragen, griff er nach ihrer Zigarettenschachtel und zündete sich eine an.
Was war er doch für ein Widerling. Echt.
Ihr Vater hatte sie an Bruno Schmit verkauft. Zu welchem Preis, wusste sie nicht. Aber er hatte sie schlicht und einfach verkauft. Sie war gerade aus der Schule gekommen und hatte es eilig, das Erlernte zu vertiefen. Lesen. Das Abitur stand bevor, und je näher der Augenblick rückte, desto weniger glaubte sie zu wissen. Sie wollte es unbedingt schaffen. Und dann an die Uni und Lehrerin werden. So hatte sie sich ihre Zukunft ausgemalt.
Das Haus war verlassen, und das wunderte sie. Ihre Mutter war sonst immer da, wenn sie heimkam. Sie ging vormittags putzen, nachmittags erledigte sie Bügelarbeiten zu Hause. Aber das beunruhigte sie zunächst nicht. Wäsche liefern oder abholen, ihre Mutter stand am Monatsende immer unter Druck.
Es war Ende Mai und schon sehr heiß. Sie trank ein großes Glas Wasser in der Küche und beschloss dann zu duschen. Sie würde sich umziehen, bevor sie sich wieder an Balzac machte. Balzac langweilte sie. Er war ein Angeber. Sie zog Dumas vor. Königin Margot, Die San Felice, Der Graf von Monte Christo. Aber Dumas gehörte nicht zum Programm …
Als sie aus der Dusche kam, war Schmit da. Er reichte ihr grinsend ein Handtuch. Sie stieß einen Schrei aus. Er verpasste ihr zwei Ohrfeigen. Heftig. Zwei Ohrfeigen, die ihr die Sprache verschlugen.
»Halt ja die Klappe, du dumme Gans!« Er griff sie am Arm und zerrte sie durch die Wohnung. »Wir beide werden jetzt ein bisschen Spaß miteinander haben«, sagte er. »Du hast doch hoffentlich nichts dagegen?«
»Lassen Sie mich los«, erwiderte sie zitternd. »Lassen Sie mich los, ich bitte Sie.«
Schmits Griff schloss sich fester um ihren Arm. Er schob sie vor sich her. »Dich loslassen? Aber du gehörst mir, Schätzchen. Du gehörst mir. Für immer. Ich habe dich gekauft. Ja, ich habe sogar bezahlt, ohne die Ware zu testen.« Er lachte schallend. »Aber ich bin sicher, du bist es wert. Außerdem bist du Jungfrau, wie es scheint.« Er öffnete die Schlafzimmertür ihrer Eltern und stieß sie auf das Bett.
»Nein!«, schrie sie.
Schmit langte ihr noch ein paar. »Wenn du noch einmal schreist, schlag ich dich wirklich.«
Amina begann zu schluchzen.
»Richtig, heul nur«, sagte er und zog seine Hose aus. Er kam mit aufgerichtetem Schwanz auf sie zu. Sie hatte nie einen gesehen.
»Nein«, schluchzte sie und rollte sich auf dem Bett zusammen. Er griff sie bei den Haaren und zog sie zu sich, vor seinen Schwanz. »Nimm ihn in den Mund«, befahl er.
Sie schluchzte. Sie hörte ein Klicken. Dann sah sie die Messerklinge in seiner Hand. Er legte die Klinge an ihre Stirn. Der Stahl war kalt. Er ließ die Klinge langsam von ihrer Stirn über die Wange bis zum Hals gleiten. Dort hielt er inne. An ihrem Hals. Die feine Messerschneide piekte auf ihrer Haut.
»Mit diesem Messer habe ich schon haufenweise kleinen Flittchen wie dir die Gurgel durchgeschnitten. Auch Vietnamesen. Und diesen Arschlöchern von Kameltreibern. Aber ich will dir was sagen, ihre Frauen haben sich nicht dagegen gewehrt. Nicht eine …«
Der Druck der Klinge auf ihre Haut verstärkte sich. Sie spürte ihre Halsschlagader ums Leben pochen.
»Diese Schlampen hatten nicht so viel Glück wie du, verstehst du. Also, Schätzchen …« Er drückte leicht gegen den Messergriff, und Amina reckte ihren Hals instinktiv bis zu Schmits Schwanz. Ein Netz violetter Äderchen unter durchsichtiger Haut. Sie schloss die Augen und öffnete die Lippen.
»Lutsch«, sagte er.
Dieses Ding in ihrem Mund. Dieses Stück blutunterlaufenes Fleisch. Widerwärtig.
»Siehst du, du kannst es. Wie ihr alle.«
Danach vergewaltigte er sie. Als ihre Tränen versiegt waren – für immer, glaubte sie –, ließ er sie auf dem Bett liegen. Er steckte sein Messer weg und kleidete sich an. Sie rührte sich nicht, zog sich nicht einmal die Decke über. Sie hatte nichts mehr zu verbergen. Sie existierte nicht mehr. Sie war nicht tot, nein,
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