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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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an und sagte: »Ich fürchte, wenn wir durchreiten, wird alles vergessen sein, und hinter meinem Sattel wird sich kein Heilmittel mehr befinden.«
    Mit einer Weisheit, die ihrem Alter nicht angemessen war, schob Adele ihre eigenen Zweifel beiseite und tröstete ihn. »Das kann nicht sein. Wir haben es in der Hand gehalten. Es kann nicht verschwinden. Erinnere dich, was die Frau gesagt hat. Es wird eine Zeit kommen, wo du es benutzen wirst .«
    Doch er rührte sich noch immer nicht von der Stelle. Er schaute zurück in den Wald, wo zwischen den hohen Bäumen leuchtende Sonnenstrahlen auf die weichen Tannennadeln am Boden fielen. Dann drehte er sich wieder um und schaute auf die Wiese, die im dünnen grauen Licht des kühlen Nachmittags kein so zauberhaftes Bild abgab. Er fühlte, wie der Wind durch das Tor zwischen den beiden Eichen pfiff und trockene Blätter um die Hufe der Pferde wehen ließ, und er hätte sich am liebsten nie wieder bewegt. Ihn lähmte die Furcht, das zu verlieren, was er gewonnen hatte.
    »Alejandro«, sagte Adele drängend, »wir müssen fort! Erinnere dich, was sie über Kate gesagt hat! Wir müssen sofort zu ihr zurück!«
    Sie wandte sich der Weide zu, drückte die Füße an die Flanken ihres Pferdes, und das große, sanfte Tier gehorchte und setzte sich in Bewegung. Sie stieß einen Schrei aus, nicht vor Schmerz, sondern vor Überraschung, als die rauhe, kalte Luft jenseits des Tores ihre Lungen füllte. Sie hielt das Pferd an, das ebenfalls keuchte, und hustete laut, während sie nach Luft schnappte.
    Alejandro beobachtete sie, vergaß all seine Befürchtungen und gab seinem Pferd ebenfalls die Sporen. Auch er spürte den Angriff des Windes auf seinen unvorbereiteten Körper und rang kurz nach Luft. Doch bald verging sein Unbehagen, und er erreichte an Adeles Seite den Rand der Wiese. Keiner von ihnen bewegte sich. Alejandro schaute zum Himmel nach dem Stand der Sonne und sah, daß er sich kaum verändert hatte, seit sie das Eichentor zum ersten Mal passiert hatten. Er sah die weichen Schatten, die sich kaum bewegt hatten, und wußte, daß nur sehr wenig Zeit vergangen war. Es war, als hätten sie sich kaum von der Stelle bewegt.
    Doch mit überwältigender Freude stellte er fest, daß er sich erinnerte. Er erinnerte sich an die Wärme der milden Luft, und er sah die alte Frau noch vor sich. Er wandte sich an Adele und fragte ängstlich: »Liebste, erinnerst du dich auch, was wir dort drinnen erlebt haben?«
    »Ja, mein Geliebter, ich weiß es so genau, als wäre ich noch dort.«
    Glücklich sprang er vom Pferd und öffnete die Riemen der Satteltasche. Er griff hinein, und seine Hand fand, was er suchte. Er ertastete den Stoffbeutel, den er hineingelegt hatte, und zog ihn eifrig heraus.
    Doch dieser Beutel war nicht aus feinem, besticktem Leinen, sondern nur aus rohem, gekämmtem Flachs, grob gewebt, braun und abgenutzt, beinahe verschlissen. Was ist das für ein Zaubertrick? dachte er. Hat diese Frau mich getäuscht? Bestürzt sah er Adele an und löste dann die Kordel. Der Beutel enthielt die gleichen kostbaren Kräuter, nur jetzt in gröberen Säckchen; die exotischen Gegenstände waren alle intakt, Gott sei Dank, und hatten den Übergang überlebt.
    Er steckte den Beutel wieder in seine Satteltasche, saß energisch auf und im Galopp ritten sie über die große Wiese. Die Pferde wieherten und schnaubten protestierend über das rasche Tempo in der kalten Luft, und Alejandro fragte sich, ob auch sie gern dort geblieben wären, woher sie kamen.

16
     
    Die Wärterin gab Janie ein heißes Wegwerfhandtuch, um die Reste des Gleitmittels von ihrem Körper zu wischen, und als sie mit dem kleinen Tuch soviel wie möglich von den Überbleibseln des Bo- dyprintings entfernt hatte, reichte Janie es zurück. Sie sah zu, noch immer etwas benommen von der verstörenden Erfahrung, wie die Wärterin es zu ihrem ersten sterilen Anzug in den gelben Plastikbeutel steckte und diesen dann versiegelte. Sie klebte ein Etikett darauf - Janie konnte sehen, daß es mit »Merman, Ethel J.« beschriftet war - und legte ihn beiseite. Dann gab sie Janie einen frischen sterilen Anzug und neue Wegwerfslipper. Janie zog sich sofort an, denn sie zweifelte nicht daran, daß die Augen hinter den Spiegeln sie noch immer betrachteten; sie konnte beinahe spüren, wie die Blicke sich in ihr Fleisch bohrten. Sie schlang die Arme um den Oberkörper, um sich zu wärmen, denn im Printingraum war es ziemlich kühl, und sie hatte

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