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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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um Licht handelte, das durch eine Halle oder einen Gang außerhalb der Falltür fiel. Doch als die Zeit verging, wurde es allmählich dämmrig, und er fand sich damit ab, daß er viele lange Stunden seine Sinne nicht voll würde gebrauchen können. Es war verblüffend still in seinem Verlies. Wenn dies ein Gefängnis wäre, dachte er, dann würde ich sicherlich die Schreie der anderen Insassen hören.
    Bei Einbruch der Dunkelheit konnte er seine Sinne nicht länger ignorieren, so sehr er sich auch bemühte. Seine ausgetrocknete Kehle schrie nach Wasser, sein leerer Magen knurrte fast unablässig. Schlafen konnte er nicht, da ihm unablässig alles Schreckliche durch den Kopf ging, das ihm bevorstehen mochte. Mit beklemmender Deutlichkeit erinnerte er sich an das Schicksal eines Mannes, der vor ihm verurteilt worden war, weil er ein Grab ausgeraubt hatte. Nach Beratungen mit der örtlichen Geistlichkeit hatte der Magistrat sich eine logische und passende Bestrafung für das Verbrechen ausgedacht: Der Missetäter wurde lebendig begraben, damit er über sein Vergehen nachdenken konnte, während er in derselben Umgebung starb, in der er es begangen hatte. Und dieser Verbrecher war ein Christ gewesen; er konnte sich nicht ein- mal vorstellen, was sie mit ihm, einem Juden, wegen desselben Verbrechens anstellen würden.
    Wie kann ich sie davon überzeugen, daß mein Handeln kein Verbrechen war, daß ich nur Wissen gesucht habe, das auf vernünftigere Art zu erlangen ihr Papst in seiner Ignoranz mir verbietet? Ich habe kein Grab ausgeraubt, sondern mir seinen Bewohner nur für eine Weile ausgeliehen; ich hätte ihn zurückgebracht, und sein Zustand wäre nicht schlimmer gewesen als bei der Grablegung. Trotzdem machte er sich stundenlang Vorwürfe, nicht wegen seiner Tat, sondern wegen seiner Dummheit, sich erwischen zu lassen. Er suchte in seiner Erinnerung nach etwas, das er hätte tun können, um eine Entdeckung zu vermeiden, doch ihm fiel nichts ein; es war schlicht Pech, daß man ihn ertappt hatte. Sein Gefühl von Ungerechtigkeit wurde stärker, während die Nacht verging, und als das erste Licht durch den Türspalt fiel, war er voll großer Pläne, sich zu retten.
    Seine grimmige Entschlossenheit ging ins Leere, als kurz nach der Morgendämmerung die kleine Tür aufgerissen wurde. Das helle Licht blendete ihn, und er mußte seine Augen beschirmen, obwohl er sich fast so sehr nach Helligkeit gesehnt hatte wie nach Nahrung. Eine Schale Wasser und ein kleiner Laib hartes Brot wurden schnell in sein Verlies gestellt, und dann fiel die Tür wieder zu. Das alles ging so schnell, daß Alejandro völlig unvorbereitet war. Er hatte tausend Fragen an seinen Bewacher, doch blitzschnell war die Gelegenheit vorbei.
    »Habt Erbarmen! Bitte sagt mir, wo ich bin! Um der Liebe Gottes willen, gewährt mir eine Kerze ...« Er sehnte sich verzweifelt danach, etwas zu trinken, aber er wußte, er mußte seine Bitten vorbringen, ehe der Wärter zu weit fort war. Wieder und wieder schrie er flehentlich, bis ihm klar wurde, daß ihn keiner hörte. Er sank auf die Knie nieder, gedemütigt durch seine Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit seines Wärters zu erregen, und nahm das erbärmliche Mahl zu sich. Er leckte die Schale mit seiner trockenen Zunge aus, um keinen Tropfen des kostbaren Wassers zu verschwenden.
    Wieder ein ganzer Tag und eine Nacht, dachte er und argwöhnte das Schlimmste. Der Gedanke an einen weiteren stillen , dunklen und einsamen Tag erfüllte ihn mit Verzweiflung. Wenn er während dieser Folter die Kontrolle über sich verlieren sollte, so würde ihn nicht sein Körper als erster verraten , das wußte er ; bald würde sein Geist sich so nach etwas Sichtbarem oder Hörbarem sehnen , daß er anfangen würde zu halluzinieren . Sollte es so weit kommen , so war er sicher , daß er den Tod dem Wahnsinn vorziehen würde . Die äußerste Würdelosigkeit lag darin , daß es ihm sogar an den Mitteln fehlte, sein Leben selbst zu beenden.
    In der Mitte eines riesigen Salons standen sich zwei Männer an einem verzierten Eichentisch gegenüber. Trotz der beeindruckenden Ausmaße des Raums war es bemerkenswert still, ein Resultat der zahlreichen weichen Teppiche und Tapisserien, mit denen er ausgestattet war.
    Höflich bot der Bischof seinem Gast einen Stuhl an. Der ältliche Jude verbeugte sich leicht, um seinem Gastgeber für diese Einladung zu danken, ordnete dann sorgfältig seine Gewänder und nahm Platz. Sein Rücken war krumm, weil er

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