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Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel

Titel: Alejandro Canches 01 - Die siebte Geissel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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sprechen; er schloß die Augen und lag still, erschöpft von der Anstrengung, seine Wünsche zu bekunden.
    Alejandro hatte gehört, daß die Opfer der Seuche in ihren letzten Stunden unter schrecklicher, verzweifelter Hoffnungslosigkeit litten, und er spürte, daß das jetzt auch bei Hernandez so war, doch er hatte nicht geahnt, daß dieselbe Verzweiflung auch die Überlebenden ergriff. Er umfaßte die schwarz gewordene Hand des Mannes und flüsterte ihm zu: »Wie Ihr wollt, mein Freund. Ich werde Eure Leiden nicht vergrößern.«
    Um die Mitte des Nachmittags waren beide Hände des Spaniers vollkommen schwarz. Alejandro hatte nicht gewagt, sich die Füße anzusehen, vermutete aber, daß sie in ähnlichem Zustand waren. Untätig saß er am Bett des Spaniers und empfand abwechselnd tiefe Betrübnis und hilflose Wut. Er dachte zurück an den Tod des Schmiedes Carlos Alderon und seine Enttäuschung, weil er das Fortschreiten seiner Krankheit nicht hatte verhindern können. »Wollt Ihr mir nicht Zeit lassen, mich vorzubereiten?« fragte er Hernandez, der ihn nicht mehr hören konnte.
    Alejandro betrachtete den verfallenen Körper und erinnerte sich, wie kräftig und stark er einmal gewesen war. Der Leib hatte sich während der kurzen Krankheit im Fieber verzehrt und wirkte viel kleiner und knochiger, als sei das Leben schon aus ihm entwichen. Der Hals war wieder geschwollen, da er sich rasch mit schwarzem Blut aufgefüllt hatte, das jetzt aus der Wunde tropfte und in körnigen Klumpen an den Seiten des Halses gerann.
    In dem verzweifelten Wunsch, den Kontakt mit dem Mann nicht zu verlieren, den er inzwischen bewunderte und der nun sein einziger Freund auf der Welt war, sprach Alejandro leise auf ihn ein, während Hernandez dem Tode näher und näher kam, obwohl er wußte, daß der Spanier ihn nicht hören konnte.
    »Ich verfluche mein Schicksal, Hernandez«, sagte er. »Ich wäre noch immer in Cervere bei meinen Freunden und meiner Familie, wenn dieses Mädchen nicht gewesen wäre. Und wenn der Bischof sich ehrenhaft benommen hätte - Ihr habt mir gezeigt, daß Christen dazu imstande sind -, dann hätte ich auf dieser Reise nicht die Angst vor Entdeckung kennengelernt.« Beschämt ließ er den Kopf hängen. »Und ich hätte auch keinen Grund gehabt, Euch mein Geheimnis zu verschweigen. Ich habe ihn getötet, wißt Ihr; ich habe ihm mein Messer in die Brust gestoßen. Ich wollte, daß sein Leben vor meinen Augen rot aus ihm herausströmt. Das belastet meine Seele; irgendwie werde ich diese Tat büßen müssen.«
    Hernandez stöhnte, und Alejandro wischte ihm die Stirn ab. »Aber wenn das alles nicht passiert wäre, hätte ich nicht das Privileg gehabt, Euch kennenzulernen, mein Freund; es war eine größere Freude, als ich mir je hätte vorstellen können. Ihr werdet mir wirklich fehlen.«
    Hernandez starb bei Sonnenuntergang, nachdem er die Augen kurz geöffnet und sich ein letztes Mal umgesehen hatte. Er flüsterte: »Madre de Dios.« Dann schloß er die Augen und tat seinen letzten Atemzug.
    Alejandro wußte, daß er nun nichts mehr für Hernandez tun konnte. Er bedeckte ihn mit dem Laken, ging dann langsam in seine eigene Schlafkammer und fiel erschöpft ins Bett. Er machte sich nicht einmal die Mühe, die Kleider abzulegen.
    Papst Clemens saß in seinen privaten Gemächern und fächelte sich in der drückenden Hitze. Wozu ist das gut? fragte er sich im stillen. Hier hat es keine frische Luft mehr gegeben, seit dieser Schurke de Chauliac mich eingeschlossen hat, und noch dazu auf meinen eigenen Befehl, welche Ironie ! Er wischte sich den Schweiß von der roten Stirn; das feuchte Tuch hatte er seit dem Beginn seiner Gefangenschaft bei sich.
    Das leise Klingeln einer Glocke lenkte ihn für einen Augenblick von seinem Elend ab. Oh, Herr Jesus, laß es etwas Schmackhaftes sein, oder etwas mit Honig, oder vielleicht etwas Wollüstiges und Williges! Ich bin dieser Langeweile so müde!
    Doch zu seiner Enttäuschung wurde ihm nur eine Schriftrolle überbracht, wenn auch von eindrucksvoller Größe. Eifrig öffnete er sie, gierig nach Abwechslung von der Langeweile als Gefangener seines Arztes. Er sah sich nicht einmal vorher das Siegel an, sondern begann gleich zu lesen.
     
    Eure Heiligkeit,
     
    mit großer Traurigkeit schreibe ich Euch über Angelegenheiten, die sehr wichtig für die Heilige Kirche Christi und das Königreich England sind. Nun sind auch wir mit der Geißel geschlagen, die schon in ganz Europa wütet. Wir

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