Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus
nach, was ich tue, was mein Herz sehr berührt. Seine Hände sind geschickt - er zeigt eine große Vorliebe für Schnitzarbeiten. Was er mit dem Messer anzustellen vermag, ist beinahe Magie. Er fertigt die erstaunlichsten kleinen Dinge an.«
Er fuhr mit seiner Beschreibung der wunderbaren Eigenschaften von Kates Sohn fort, bis sie schließlich sagte: »Gott segne Euch dafür, Père, dass Ihr Euch so gut um ihn gekümmert habt. Es kommt mir wie ein Traum vor, dass ich ihn wiedersehen soll!« Sie schloss die Augen und fuhr leise fort: »Noch niemals verspürte ich eine solche Müdigkeit wie jetzt. Ich sehne mich nach der Zeit, da ich mich ohne Angst zur Ruhe begeben kann und beim Aufwachen das Lächeln meines Sohnes sehe.«
»Dieser Tag wird kommen, und zwar schneller, als du meinst.« Er streckte die Hand aus und strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. »Schlaf jetzt, meine Tochter, ich werde wachen.«
»So wie früher, als ich ein Kind war.«
»In meinem Herzen wirst du immer mein Kind sein. Jetzt schlaf.«
»Ihr müsst versprechen, dass Ihr mich weckt, wenn Ihr müde werdet, Père. Dann löse ich Euch ab.«
Alejandro nickte, auch wenn er entschlossen war, für den Rest der Nacht auf dem Bett zu liegen und keinen Blick von seiner geliebten Kate zu wenden, damit sie ihm niemand mehr würde wegnehmen können. Niemals.
Kate erwachte bei Tagesanbruch. Alejandro stand an dem schmalen Fenster und blickte auf den Garten hinaus. Er war bereits angekleidet und trug dieselben einfachen Sachen wie auf der Reise von Paris nach England, die dunklen Haare waren im Nacken zusammengebunden. Als er hörte, dass seine Tochter sich bewegte, drehte er sich um und wünschte ihr einen guten Morgen. »Dieser Garten - er muss einst wunderschön gewesen sein«, sagte er leise.
Kate richtete sich auf den Ellbogen auf. »Wir sollten unverzüglich aufbrechen.«
Sie strich ihr Hemd glatt, das sie zum Schlafen nicht abgelegt hatte, und zog ihre Stiefel an. Ihr prachtvolles Haar steckte sie wieder unter eine Kappe, um es verbergen.
Die Geste erinnerte ihn an Philomène. Er griff nach dem Reisesack mit ihren wenigen Habseligkeiten, und sie gingen zu der Tür, die in den Garten führte. Wie immer begrüßte ihn sein Pferd mit einem freudigen Wiehern; in der Nacht hatte das Tier alles Gras in seiner Reichweite gefressen. Alejandro stieg rasch auf, dann half er Kate in den Sattel. Im gleichen Augenblick, in dem sie den Wald erreichten, schickte die Sonne ihre ersten Strahlen zwischen den Bäumen hindurch.
Sir John Chandos wählte zehn seiner treuesten und tapfersten Männer aus, die gemeinsam mit ihm die Verfolgung des jüdischen Arztes und der jungen Frau aufnehmen sollten. Der wild aussehende Haufen versammelte sich gerüstet und bereit zum Aufbruch im Unteren Hof nahe dem Tor. Der Meuteführer hatte Mühe, seine prächtigen Hunde, die schwanzwedelnd und mit hängenden Lefzen um ihn herumsprangen und an ihren Lederleinen zerrten, im Zaum zu halten. Während die Männer letzte Hand an Rüstung und Waffen legten, kam eine junge Frau mit einem Bündel in der Hand über den kopfsteingepflasterten Hof gerannt. Sie trat vor Sir John, machte einen tiefen, ehrerbietigen Knicks und reichte es ihm.
»Das Leintuch, Mylord.«
Er hielt sich das Tuch an die Nase und roch daran; selbst er konnte Kates Duft wahrnehmen. »Sehr gut. Hab Dank.«
Das Mädchen knickste erneut und eilte wieder davon. Als sie weg war, rief Sir John seine Männer zu sich. »Kommt her«, sagte er. Sie bildeten einen Kreis um den alten Krieger, der sie mit einem gewissen Stolz musterte, auch wenn ihm das, was sie tun sollten, zuwider war.
»Unser König hat uns eine ehrenvolle Aufgabe übertragen«, sagte er. »Wir werden unverzüglich aufbrechen und ihm seine Tochter zurückbringen. Sie ist ihm abermals von jenem Juden geraubt worden, der sie schon vor so vielen Jahren aus Canterbury entführt hat. Nun beklagt unsere Prinzessin Isabella den Verlust ihrer Schwester und ist nahezu untröstlich.«
Er vernahm Hufschläge und hielt inne, um einen Blick in die Richtung zu werfen, aus der sie kamen. Er sah de Coucy auf sich zureiten, hinter ihm Benoît.
»Seht, da sind die Bräutigame.« Seine Stimme war während der gesamten Ansprache völlig ausdruckslos geblieben und hatte keinerlei Tatendrang erkennen lassen.
Die Männer blieben auffallend still, und ohne dass man es ihm erst hätte sagen müssen, wusste Chandos, warum. Jeder von ihnen kannte die junge Frau, um die es
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