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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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es mit eigenen Augen, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt.«

    Die Männer schwiegen verlegen. Chandos brauchte sie nicht daran zu erinnern, dass die schöne und tapfere Gräfin die Truppen des Mannes, der Land und Vermögen ihres Gatten an sich reißen wollte - König Edward höchstpersönlich -, so lange aufgehalten hatte, bis ihr schließlich Nahrung und Wasser ausgegangen waren.
    Leise Ayes waren zu hören. Chandos rief zum Aufbruch. »Nach Norden«, murmelte er vor sich hin. »Wenn auch Gott allein weiß, warum.«

24
    Kristina strich sich nervös eine Haarsträhne hinters Ohr und räusperte sich. »Doppeldelta ist eine genetische Mutation«, sagte sie. »Eine ganz bestimmte.«
    »Die was tut?«, fragte Steve.
    »Eine ganze Menge«, sagte sie. »Alle Einzelheiten kenne ich auch nicht, aber zumindest die Geschichte, die alldem zugrunde liegt. In Nordengland gibt es eine kleine Stadt namens Eyam. Ihr habt alle vom Schwarzen Tod im Mittelalter gehört - nun, ungefähr zu derselben Zeit wie überall sonst brach auch in dieser Stadt die Pest aus, eingeschleppt vermutlich von Flöhen in einem Stoffballen aus London.«
    Janie merkte auf, als sie das hörte, und sie dachte: Stoff aus London ist eine gefährliche Sache.
    »Sie könnte aber auch durch etwas anderes übertragen worden sein. Jedenfalls heißt es in den historischen Berichten, dass kurz vor dem Ausbruch eine Lieferung Stoffballen eintraf. Nun, die Leute von Eyam hatten es zuvor immer geschafft, die Pest von sich fernzuhalten, und priesen sich glücklich. Daher taten sie zum Dank für die ihnen bislang zuteilgewordene göttliche Gnade, wie sie es nannten, etwas unglaublich Gutes und moralisch Richtiges - sie stellten sich selbst unter Quarantäne, damit die Pest sich nicht über ihr Städtchen hinaus
ausbreitete. Sie wussten, dass sie sich geographisch ausbreiten konnte, auch wenn sie nicht genau begriffen, auf welche Weise. Sie waren sich einig, dass niemand Eyam verlassen oder betreten durfte, bis die Seuche von ihnen gewichen war. Wenn einer der Einwohner erkrankte, dann isolierte man ihn mitsamt der ganzen Familie und steckte ihn wahrscheinlich in einen Kerker oder etwas in der Art. Ich weiß nicht, wo genau sie diese Leute unterbrachten - es war ein winziges Städtchen, im Grunde genommen ein Dorf, daher kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie dort einen so großen Kerker hatten. Vielleicht haben sie sie auch in einer Kirche oder einem anderen öffentlichen Gebäude eingesperrt.«
    »Du lieber Gott«, flüsterte Steve. »Ich frage mich, wie viele Leute allein deshalb an der Pest sterben mussten, weil sie mit Kranken zusammengesteckt wurden.«
    »Eine ganze Menge, davon kann man ausgehen«, sagte Kristina. »Aber das ist das eigentlich Interessante. Man sollte doch annehmen, dass unter diesen Umständen so gut wie jeder erkranken würde. Man weiß von Hunderten von Fällen, in denen in einem geschlossenen System alle infiziert wurden - Klöster, Kollegs, Burgen …«
    Janie ließ einen Moment lang ihre Gedanken schweifen; sie erinnerte sich an eine Passage aus Alejandros Journal, in der es um ein Kloster ging, an dem er während seines ersten Aufenthalts in England vorbeigekommen war. Nur einer von Dutzenden von Mönchen hatte überlebt, und als Alejandro ihn entdeckte - verrückt und sabbernd -, hatte der Mann gerade den letzten seiner Brüder begraben. Aber er selbst lebte.
    Genauso erinnerte sie sich an eine Passage über einen Ort namens Eyam, und als sie jetzt diesen Namen aus Kristinas Mund hörte, fiel ihr alles wieder ein.
    »Eine bemerkenswert große Zahl an Leuten in Eyam erkrankte niemals an der Pest.«
    Janie bemerkte, dass Kristinas Augen kurz auf ihr ruhten, bevor sie fortfuhr. »Wenn man nun bedenkt, wie die Pest verbreitet
wird - wovon die Leute damals natürlich keine Ahnung hatten -, war das doch sehr erstaunlich. Und dann gab es viele Leute, die an der Pest erkrankten und sie überlebten, und zwar zu einem sehr viel höheren Prozentsatz, als es in anderen Orten der Fall gewesen zu sein scheint. Da sie peinlich genau alles niederschrieben, wäre es merkwürdig, wenn sie nicht von etwas so Bedeutsamem wie einem Heilmittel gegen die Pest berichtet hätten. Es gab eine Frau, die vor Durst Wahnvorstellungen hatte und glaubte, ein Topf mit ausgelassenem Speck sei Wasser, und sie trank ihn aus. Prompt überlebte sie, und weil die Leute das Schmalz für ein Heilmittel hielten, probierten sie es auch aus. Sie hielten eine ganze

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