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Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus

Titel: Alejandro Canches 03 - Der Fluch des Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Benson
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Janie lächelte und sagte: »Erziehungsmethoden wie im Mittelalter.«
    »Na und, damals wusste man eben noch, wie man Kindern Benehmen beibringt.« Sie wandte sich an Tom. »Wie geht es Jellybean?«
    »Der Huf scheint noch ein bisschen empfindlich zu sein, aber ich habe zugesehen, wie Ed sie heute herumgeführt hat, und da machte sie einen ganz guten Eindruck. Die Krise scheint dank deiner liebevollen Pflege überwunden zu sein.«
    »Das freut mich. So, ich denke, wir sollten jetzt essen.«
    Erst einmal gingen alle in verschiedene Richtungen davon, aber binnen Kurzem waren die Bewohner des Camps um den langen Tisch versammelt, angezogen vom Klappern des Geschirrs und vom Essensgeruch. Elaine, der Mehl an den Ärmeln hing, und der nach Holz riechende Terry halfen seiner an Alzheimer erkrankten Mutter auf den Stuhl an einem Ende des Tisches. Sie weigerte sich stur, ihr Bein über die Bank zu heben, deshalb war stets ein ganz bestimmter Stuhl für sie reserviert. Patricia, die Tochter von Elaine und Terry, saß zur Rechten der alten Frau. Sie steckte ihrer Großmutter eine Serviette in den Kragen und streichelte ihr zärtlich über die Schulter. Ed Golochuk, ein ehemaliger Kurierfahrer, der schon immer ein Einzelgänger gewesen war, nahm neben ihr Platz und lächelte sie kurz an. Die Schüsseln und Platten mit Essen wurden herumgereicht, und alle fingen an, sich über die Geschehnisse des Tages zu unterhalten.
    Genau wie bei den Waltons, dachte Janie, als sie die Szene von der Küchentür aus betrachtete. Die Neuigkeit, die sie nach dem Abendessen verkünden musste, würde diese ganz eigene, schöne Stimmung, die in einer so großen »Familie« wie der ihren schwer erarbeitet worden war, zerstören. Sie nahm die letzte Schüssel mit dem Rübengemüse und setzte sich auf den Platz, den Tom und Alex für sie frei gelassen hatten.
    Janie konnte die Erleichterung auf Carolines Gesicht sehen, als Tom seinen Bericht über die Stute näher ausführte und Ed
ihn bestätigte. Von Berufs wegen hätte es eigentlich ihr zufallen müssen, sich um die Blessuren der Pferde zu kümmern, aber sie hatten bald nach ihrem Eintreffen im Camp festgestellt, dass die Pflichten eher nach den Vorlieben der Bewohner verteilt werden sollten und weniger danach, was jemand einmal gelernt hatte. Caroline, die ehemals als Biologin in der Forschung tätig gewesen war, hatte keine Lust, im Labor zu arbeiten, und übernahm dagegen gern die Aufgabe, sich um die Bewohner der Scheune und der Ställe zu kümmern. Sie melkte die Ziegen, schor die Schafe und wachte mütterlich über die letzten zwei von anfänglich zwölf Kühen. Gerade noch rechtzeitig stellten sie eine Mutation des MR-SAM-Bakteriums fest, an dem die meisten Tiere zugrunde gegangen waren, nachdem alles mit einer harmlos scheinenden Euterentzündung bei einer der Kühe begonnen hatte. Die Krankheit war von Stall zu Stall übergesprungen und hatte Symptome hervorgerufen, die der menschlichen Abart von Mr Sam ähnelten. Als nur noch sieben Tiere übrig waren, isolierten sie sie voneinander, weil sie hofften, damit eine weitere Verbreitung zu unterbinden. Trotzdem starben noch weitere fünf.
    Janie beobachtete ihren Mann, als er von dem Huf des Pferdes sprach. Dieser freundliche und großzügige Mann, der einmal kurz davor gestanden hatte, auf einen vakanten Sitz am Bundesgericht berufen zu werden, war in der neuen Zeit zum Handwerker des Clans geworden. Tom reparierte und bastelte mit unerschöpflicher Energie und bewies eine für alle überraschende Geduld, wenn er etwas Neues entwarf und zusammenbaute und dann überarbeitete und die Überarbeitung noch einmal überarbeitete, bis es genau so funktionierte, wie es sollte. Er hatte Karren mit abnehmbaren Rädern gebaut, damit sie die toten Kühe wegschaffen konnten; die Holzbretter, auf denen sie transportiert wurden, mussten zusammen mit den Kadavern verbrannt werden. Sie hatten einen ganzen Wald voll Holz, aber nur ein paar Räder.
    Janie hörte röhrendes Gelächter vom anderen Ende des Tisches,
als Sarah ihrem Vater, Michael Rosow, ihre gerollte Zunge vorführte. Auf einen scharfen Blick von Caroline hin blinzelte er seiner Tochter zu und sagte in seinem stark britisch gefärbten Englisch: »Tu das Ding lieber weg, mein Kleines, und iss deine Rüben.« Er deutete mit seiner Gabel, die er wie ein Europäer hielt, auf den dampfenden goldfarbenen Haufen auf ihrem Teller. »Ed und ich haben uns mächtig angestrengt, damit sie groß und

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