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Aleph

Aleph

Titel: Aleph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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Tür und öffne sie einen Spaltbreit. Draußen wartet mein Verleger.
    »Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Fast den ganzen Tag. Es ist jetzt fünf Uhr nachmittags.«
    Ich bitte um einen Augenblick Zeit, um zu duschen und richtig wach zu werden, damit ich dem Journalisten gegenüber nicht irgendetwas sage, was ich später bereuen könnte.
    »Kein Problem. Der Zug hält hier noch mindestens eine Stunde.«
    Wie gut, dass wir stehen: In einem schwankenden Zug zu duschen hat seine Tücken, schnell ist man ausgerutscht, und dann beendet man die Reise auf die denkbar unangenehmste Art und Weise - auf Krücken. Immer wenn ich in diese Badewanne steige, habe ich das Gefühl, auf einem Surfbrett zu stehen. Aber heute ist es kein Problem.
    Eine Viertelstunde später bin ich fertig, trinke mit den anderen einen Kaffee, und dann werde ich auch schon dem Journalisten vorgestellt.
    Auf die Frage, wie lange er für sein Interview brauchen wird, erwidert er:
    »Das bleibt Ihnen überlassen. Ich hatte mir vorgestellt, dass ich Sie bis zur nächsten Station begleite und -«
    »Zehn Minuten. Dann können Sie hier noch aussteigen, ich möchte Ihnen keine Umstände machen.«
    »Aber ich bitte Sie!«
    »Ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände machen«, wiederhole ich. Ich hätte dem Journalisten nie zusagen sollen, offenbar hatte ich mich erweichen lassen, als ich nicht geradeaus denken konnte. Der Zweck dieser Reise ist ein ganz anderer.
    Der Journalist blickt den Verleger an, der angelegentlich zum Fenster hinausschaut. Yao fragt, ob der Tisch ein guter Platz zum Filmen sei.
    »Mir wäre es draußen, zwischen den Waggons lieber.«
    Hilal wirft mir einen Blick zu. Dort ist das Aleph.
    Hat sie es nicht allmählich satt, immer an diesem Tisch zu sitzen? Ob sie mich beim Schlafen beobachtet hat, nachdem sie mich mit ihrer Musik an einen Ort außerhalb von Zeit und Raum versetzt hatte? Ich nehme mir vor, sie zu einem späteren Zeitpunkt darauf anzusprechen.
    »Gut«, antworte ich. »Stellen Sie Ihre Kamera auf. Aber warum ausgerechnet an diesem engen, lauten Platz, wenn wir es hier so ruhig haben könnten?«
    Der Journalist und der Kameramann sind schon auf dem Weg dorthin, und uns bleibt nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen.
    »Warum hier?«, frage ich noch einmal, während sie die Ausrüstung aufbauen.
    »Um dem Fernsehzuschauer ein realistisches Gefühl zu vermitteln. Hier spielt sich alles ab. Die Leute treten aus ihrem Abteil, und weil der Gang zu eng ist, kommen sie hierher zum Reden. Hier wird geraucht, oder man trifft sich zu einem Rendezvous. Am Ende jedes Waggons gibt es so einen Raum.«
    Dorthinein quetschen sich jetzt der Interviewer, mein Verleger, der Dolmetscher, Hilal und ein Koch, der zusehen will.
    »Könnten wir ein bisschen mehr Privatsphäre haben?«
    Obwohl ein Fernsehinterview alles andere als privat ist, ziehen sich der Verleger und der Koch zurück. Hilal und der Dolmetscher dagegen rühren sich nicht vom Fleck.
    »Können Sie bitte etwas nach links rücken?«
    Nein, kann ich nicht. Dort befindet sich das Aleph, für alle Menschen, zu allen Zeiten. Auch wenn ich weiß, dass wir nur dann noch einmal in diesen bestimmten Punkt eintauchen würden, wenn wir ganz nah beieinanderstünden und obwohl Hilal sicheren Abstand wahrt, gehe ich das Risiko lieber nicht ein.
    Die Kamera läuft.
    »Sie haben uns erzählt, dass Sinn und Zweck dieser Reise nicht die Promotion eines Ihrer Bücher sei. Was war dann der Grund für Ihre Reise mit der Transsib?«
    »Weil ich es gern einmal erleben wollte. Ein Jugendtraum. Nichts weiter.«
    »Wenn ich richtig informiert bin, ist dieser Zug nicht gerade die bequemste Art zu reisen.«
    Ich schalte meinen Autopiloten an und antworte, ohne viel nachzudenken. Eine Frage folgt der anderen - was eine solche Reise für eine Erfahrung sei, was ich mir davon erwartete, über die Begegnungen mit meinen Lesern unterwegs. Ich antworte geduldig, höflich, kann aber das Ende des Interviews kaum erwarten. Ich schätze, dass die zehn Minuten sicher schon um sind, aber der Journalist fragt immer weiter. Diskret, so dass es die Kamera nicht aufnimmt, mache ich ihm ein Zeichen, dass jetzt Schluss ist. Der Journalist scheint etwas irritiert, fängt sich aber schnell wieder. »Reisen Sie allein?«
    In meinem Kopf beginnt eine Warnleuchte zu blinken. Also spricht man bereits darüber. Und mir wird klar, dass dies der einzige Grund für das improvisierte Interview ist.
    »Keineswegs. Sie haben doch sicher

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