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Aleph

Aleph

Titel: Aleph Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo Coelho
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das Mädchen bleiben stehen.
    Mir wäre wohler, wenn dieses Gesindel nicht anwesend wäre. Ich weiß, wenn nur wir drei hier wären, würde sich der Inquisitor möglicherweise erweichen lassen. Wäre die Anschuldigung nicht öffentlich gemacht worden, was nur sehr selten vorkam, denn die meisten fürchten sich vor dem Gerede der Leute, dann wäre möglicherweise nichts von alldem hier geschehen. Aber das Schicksal hat bestimmt, dass die Dinge einen anderen Lauf nehmen sollen. Die Kirche braucht dieses Gesindel dafür, die Rechtmäßigkeit des Verfahrens zu verbürgen. Da man uns in der Vergangenheit Exzesse vorgeworfen hat, wurde bestimmt, dass alles in geeigneten zivilen Dokumenten aufgezeichnet werden soll, damit in Zukunft jeder sehen kann, dass die kirchliche Amtsgewalt würdig und ausschließlich zur berechtigten Verteidigung des Glaubens angewandt wurde. Die Strafen werden vom Staat ausgesprochen; den Inquisitoren obliegt allein, den Schuldigen auszumachen.
    »Hab keine Angst. Ich habe gerade mit deinen Eltern gesprochen und gelobt, alles zu tun, um zu beweisen, dass du nie an den Ritualen teilgenommen hast, deren du angeklagt bist. Dass du die Toten nicht angerufen hast, dass du nicht versucht hast, in die Zukunft zu blicken, dass du nicht versucht hast, in die Vergangenheit zurückzugehen, dass du die Natur nicht anbetest, dass die Schüler Satans deinen Körper nie berührt haben, obwohl ihr Mal deutlich sichtbar ist.«
    »Ihr wisst, dass -«
    Alle Anwesenden, für die Beklagte nun sichtbar, wenden sich dem Inquisitor zu in Erwartung einer gebührend heftigen Reaktion. Aber er hebt nur seinen Finger an die Lippen und bittet das Mädchen erneut, das Gericht zu respektieren.
    Meine Gebete werden erhört. Ich bitte den himmlischen Vater, dass er meinem Superior Geduld und Toleranz schenkt, dass er das Mädchen nicht aufs Rad flicht. Niemand widersteht dem Rad, so dass es nur bei denjenigen angewandt wird, von deren Schuld man überzeugt ist. Bis jetzt hat noch keines der vier Mädchen, die vor dem Gericht gestanden haben, diese äußerste Form der Folter erleiden müssen: über dem Radbogen festgebunden zu werden, auf dem spitze Nägel und glühende Kohlen befestigt sind. Wenn das Rad dann von einem von uns gedreht wird, verbrennt der Körper langsam, während die Nägel das Fleisch zerreißen.
    »Bringt das Bett.«
    Meine Gebete sind tatsächlich vernommen worden. Einer der Wachen brüllt einen Befehl.
    Sie versucht zu fliehen, obwohl sie weiß, dass es unmöglich ist. Sie rennt hin und her, wirft sich gegen die steinernen Wände, läuft zur Tür, aber wird zurückgestoßen. Trotz der Kälte ist ihr Körper schweißbedeckt und glänzt im schwachen Licht des Raumes. Sie schreit nicht wie die anderen Mädchen, sie versucht nur zu entkommen. Die Wachen packen sie schließlich: Im Durcheinander berühren sie absichtlich die kleinen Brüste, die von einem Haarbüschel verborgene Scham.
    Zwei Männer tragen ein hölzernes Bett herein, ein Streckbett, das in Holland eigens für die Inquisition konstruiert wurde. Inzwischen wird sein Gebrauch in verschiedenen Ländern empfohlen. Sie stellen es dicht vor den Tisch, packen das Mädchen, das sich stumm wehrt, spreizen seine Beine, schieben die Knöchel durch zwei Ringe. Dann strecken sie die Arme des Mädchens über ihren Kopf und binden sie mit Seilen an einen Hebel.
    »Ich werde den Hebel bedienen«, sage ich.
    Der Inquisitor schaut mich an. Normalerweise übernimmt einer der anwesenden Soldaten diese Aufgabe. Aber ich weiß, wie leicht diese Barbaren die Muskeln des Mädchens zerreißen können, und der Inquisitor hat mich schon bei den anderen vier Verfahren den Hebel bedienen lassen.
    »In Ordnung.«
    Ich gehe zum Fußende des Streckbetts und lege die Hände auf das vom vielen Gebrauch abgenutzte Holz. Die anderen Männer beugen sich nach vorn. Der Anblick des gefesselten, mit gespreizten Beinen nackt daliegenden Mädchens ist Himmel und Hölle zugleich. Der Dämon versucht mich, provoziert mich. Heute Nacht werde ich mich kasteien, bis er aus meinem Körper weicht - zusammen mit der Erinnerung an diesen Moment, in dem ich mir wünsche, sie in meinen Armen zu halten und vor den lüsternen Blicken und geifernden Lächeln zu schützen.
    »Weiche von ihr im Namen Jesu!«, schreie ich dem Dämon zu. Dabei ziehe ich aus Versehen am Hebel, und ihr Körper bäumt sich auf. Sie stöhnt nur, als ihre Wirbelsäule sich verbiegt. Ich lasse den Hebel los, und sie fällt

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