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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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ausgestellten Rock.
    Es dauerte nicht lange, da erschienen Steldor und Temerson. Der eine selbstsicher und strahlend in einem schwarzen Wams mit Goldstickerei, der andere ängstlich und unsicher in einem cremefarbenen Wams. Die Tradition verlangte, dass die mit dem Taschentuch beehrten Männer dieses auch sichtbar trugen. Steldor hatte meines um den Griff seines Schwertes geknotet. Temerson trug kein Schwert bei sich, und zunächst konnte ich das Taschentuch nirgends an ihm entdecken. Dann sah ich jedoch, dass er es sich ums linke Handgelenk gebunden hatte.
    Steldor ging voran, was Temerson recht zu sein schien, und küsste wie immer meine Hand. Ohne sich mit Plaudern aufzuhalten, bot er mir seinen Arm an.
    »Würdet Ihr mir die Ehre erweisen?«
    Ich nickte und war mir nicht sicher, was ich von ihm erwarten sollte. Schließlich waren wir zwei Wochen zuvor nicht gerade freundlich voneinander geschieden. Als wir das Zimmer verließen und den Gang zum Speisesaal hinuntergingen, folgten Miranna und Temerson uns. Ich wunderte mich über Steldors untypisches Benehmen – weder hatte er mir oberflächliche Komplimente gemacht, noch hatte er versucht, mich in ein entbehrliches Gespräch zu verwickeln.
    Meine Überlegungen fanden ein Ende, als die Tür zum Festsaal sich öffnete und der Lärm der ausgelassenen Gäste an mein Ohr drang. Wir durchquerten denSaal und steuerten auf die erhöhte Ehrentafel zu. Kurzzeitig wurde der Lärm schwächer, als die Menschen sich respektvoll verneigten. Man servierte bereits Wein und Bier, doch das Festmahl würde erst beginnen, wenn der König und die Königin anwesend waren. Ganz der perfekte Kavalier, schob Steldor mir den Stuhl zurecht, goss ein Glas des dunkelroten Weins für mich ein und reichte es mir.
    Ein Trompetenstoß vom anderen Ende des Saales ließ mich wissen, dass meine Eltern, wie stets von Lanek angekündigt, sogleich hereinkämen. Ich musste leise lachen, als mir klar wurde, dass der Palastherold sich der Trompeten bediente, da selbst er bei diesem Geräuschpegel sonst überhört würde.
    »Erhebt Euch für König Adrik und seine Königin, Lady Elissia«, brüllte Lanek.
    Schweigen trat ein und alle standen auf, während das Königspaar in den Saal einzog. Mein jovialer Vater grüßte im Vorbeigehen zu allen Seiten, während meine Mutter würdevoll neben ihm herschritt. Ihnen folgte paarweise ein Dutzend Elitegardisten, die in einer Reihe hinter der Ehrentafel Posten bezogen, wo bereits Halias und Destari standen. Ihre königsblauen Uniformen bildeten einen schönen Kontrast zu dem warmen Farbton der Vertäfelung aus Kirschholz. Cannan, Kade und eine Reihe von Kades Palastwachen patrouillierten durch den Raum, allesamt wachsam und ständig auf der Hut. Mein Vater betrat das Podest mit der Ehrentafel und stellte sich hinter seinen Sessel, um das Festessen zu eröffnen.
    »Lasst das Festmahl beginnen!«, verkündete er gut gelaunt und reckte einen mit Bier gefüllten Pokal in die Höhe.
    Die Feiernden stießen Jubelschreie aus, und dieDiener begannen plattenweise Speisen zu den Tischen zu tragen.
    Das Essen dauerte Stunden und bestand aus mehreren Gängen. Mein Vater hatte keine Kosten gescheut, und so bogen sich die Tische bald unter Hammel- und Kalbskeulen, Hühnern, Wildbret, Schweine- und Rindfleisch. Dazu gab es vielerlei Brot und Gemüse. Zum Nachtisch wurden Zuckerwaffeln, Orangen, Äpfel, Birnen und Käse serviert. Wein und Bier wurden fassweise herbeigebracht.
    Als das Mahl sich dem Ende zuneigte, begann das Unterhaltungsprogramm. Akrobaten turnten zwischen den Tischreihen auf und ab, während Jongleure und Spaßmacher zwischen unserer Tafel und den übrigen Tischen ihre Talente demonstrierten. Später folgten Sänger und Musikanten.
    Die ganze Zeit über erwies Steldor sich als fürsorglicher Verehrer, der mein Weinglas füllte, mich mit Süßigkeiten versorgte, mich auf besonders gelungene Tricks und Kunststücke hinwies und mir einige Männer zeigte, die er für Favoriten bei den morgigen Wettkämpfen hielt. Er prahlte kein bisschen, was ich nicht für möglich gehalten hätte, sondern schien sich tatsächlich einfach zu amüsieren. Ich weiß nicht, ob es am Wein lag oder an seinem neuartigen Auftreten, aber auch ich genoss den Abend und womöglich sogar seine Gesellschaft.
    Gerade als es schien, als hätte man ein Fass zu viel geöffnet, weil einige Gäste an Ort und Stelle beginnen wollten, sich miteinander zu messen, stand mein Vater auf. Wieder erschollen

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