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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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konnte ihn nirgends erblicken.
    Der Markt bot den Augen eine ebenso überwältigende Pracht wie den Ohren. Die Vielfalt der angebotenen Waren war erstaunlich: Stoffe aus feinster Wolle, hauchzarter Baumwolle, Seide und Leinen in unzähligen Farben, von Gold- und Silberfäden durchzogen. Hanf für Netze und Seile, Bogensehnen, Pelze und Tierhäute, dazu geprägtes Leder. Gewürzhändler wogen den begierigen Kunden eifrig kleine Mengen seltener Gewürze wie Zimt, Pfeffer, Kardamom, Gelbwurz und Senfsaat ab. Das gleiche Bild bot sich uns bei den kostbaren Ölen und Duftessenzen. Wir folgten dem Menschenstrom und bewunderten Schmuck, Schwerter und Dolche, prächtige Tapisserien, Kerzen und Truhen, geschnitzteElfenbein- und Ebenholzfiguren, kostbare Bücher, exotische Kleidungsstücke, edle Teppiche und manches mehr.
    Unvermeidlich kam es auf den Wegen zwischen den Zelten gelegentlich zu Streitereien und der einen oder anderen Prügelei, doch diese Auseinandersetzungen wurden rasch von Stadtwachen geschlichtet, die in großer Zahl auf dem Gelände patrouillierten. Für einen erfolgreichen Markt war es wichtig, dass die Menschen ohne Furcht vor Dieben oder anderem Schaden kaufen und verkaufen konnten.
    Unsere Lieblingsattraktion waren die Gaukler, gleich gefolgt von den verlockenden Gaumenfreuden. Wir lachten über die Späße der Narren und Jongleure, staunten über Schwert- und Feuerschlucker und Magier. Die Düfte von Eintöpfen, Fleischpasteten und anderen frisch zubereiteten Speisen ließen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen, während Aromen besonderer Süßigkeiten, ungewöhnlicher Käsesorten und Kostbarkeiten wie Schokolade uns zu Kopf stiegen.
    Am Abend kehrten wir todmüde, aber unendlich reich an Sinneseindrücken in den Palast zurück. Dennoch waren wir entschlossen, unsere Erkundung am nächsten Tag fortzusetzen, und die folgenden Tage verliefen ähnlich dem ersten. Denn es bedurfte einer Menge Zeit, um die Festlichkeiten richtig auszukosten. Morgens wachten wir tatendurstig auf, abends fielen wir völlig erschöpft ins Bett.
    Im Verlauf der Woche trafen immer mehr Gäste ein. Die Gasthäuser waren überfüllt, und einige Stadtbewohner verdienten sich ein Zubrot, indem sie Zimmer vermieteten. Außerdem gestattete der König den Angereisten, Zelte auf den freien Flächen um den Palast und vor der Stadtmauer aufzuschlagen. Die meisten Neuankömmlinge wollten am Turnier teilnehmen, das für denletzten Tag des Erntefestes anberaumt war. Junge Männer kamen von nah und fern, angespornt von den großzügigen Geldbeträgen und anderen Preisen, die der König für die Gewinner ausgesetzt hatte. Bei den Wettkämpfen galt es, Geschick und Mut unter Beweis zu stellen.
    Am Tag vor dem Turnier besuchten Miranna und ich den Markt nicht mehr, denn ich hatte im Palast die letzten Vorbereitungen für das Festmahl zu überwachen. Meine Mutter hatte mir erneut die Verantwortung für die Feierlichkeit übertragen, was ich als große Ehre empfand, da es bedeutete, dass ich in dieser Hinsicht ihrem hohen Anspruch genügte. Meine wichtigste Aufgabe war die Planung der Speisenfolge und des Unterhaltungsprogramms.
    Das Essen für rund vierhundert Personen würde im königlichen Speisesaal im zweiten Stock stattfinden. Gäste waren die Männer, die die Teilnahmegebühr für das Turnier entrichtet hatten, sowie deren Damen. Im königlichen Speisesaal hätten an den zehn Eichentafeln, die sich durch den ganzen Raum erstreckten, sogar tausend Menschen Platz gefunden. Drei Dutzend Kronleuchter mit Kerzen und zahlreiche Öllampen, die an Ketten von den Wänden hingen, sorgten für die Beleuchtung. Am Ende des Saales stand eine Tafel im rechten Winkel zu den übrigen und war der königlichen Familie und ihrer Eskorte vorbehalten. Die Dekoration war eher bescheiden, da es sich bei diesem Festmahl des Königs um einen weniger formellen Anlass handelte. Die Stimmung war meist ausgelassen, der Wein floss in Strömen, man prahlte, was das Zeug hielt, und es gab reichlich Lustbarkeiten.
    Am frühen Abend warteten Miranna und ich im Studierzimmer des zweiten Stocks, das manchmal auch alsSalon diente, auf unsere Begleiter, während Destari und Halias auf dem Flur wachten. Ich trug ein burgunderfarbenes Samtkleid mit geschnürtem Mieder und einem weiten Tellerrock. Die kräftige Farbe passte hervorragend zu meinen offenen, schimmernden Locken. Mirannas dunkelblaues Kleid hatte die Farbe ihrer Augen, eine schmale Taille und einen leicht

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