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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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hatte einen möglichst authentischen Kampf im Sinn und vertraute, was die Vermeidung von Verletzungen anging, auf die Fähigkeiten der jungen Männer. Auch ich war nervös wegen des bevorstehenden Ereignisses. Ich empfand allerdings keine Vorfreude, sondern nur Angst.
    Destari riss mich flüsternd aus meinen Gedanken. »Entschuldigt Euch und kommt mit mir.«
    Verwirrt sah ich ihn an, aber seine ernste Miene hielt mich davon ab, irgendwelche Fragen zu stellen. Ich standauf und legte die Pelzdecke beiseite, die ich über meinen Schoß gebreitet hatte. Dann trat ich zu meinem Vater und legte ihm leicht eine Hand auf die Schulter.
    »Ich möchte mir nur ein wenig die Beine vertreten, werde aber bald wieder zurück sein.«
    Er nickte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem gerade stattfindenden Schwertkampf zu. Ich drehte mich zu Destari um, der noch von Temersons Mutter, Lady Tanda, aufgehalten wurde. Sie legte eine Hand auf den Arm meines Leibwächters und fragte: »Wie geht es London?«
    »Gut«, erwiderte Destari mit einer Spur Missbilligung. »Er hat schon weit Schlimmeres überlebt.«
    Nachdem er sich noch einmal nach mir umgesehen hatte, um sicherzugehen, dass ich ihm folgte, schlüpfte er zur Tür hinaus. Er wartete auf mich und half mir die Stufen hinunter.
    »Kommt«, sagte er nur, als ich auf der Wiese stand. Und bevor ich ihm eine Frage stellen konnte, begann er mit schnellen Schritten in Richtung Jahrmarkt zu gehen.
    Ich musste fast laufen, um mitzukommen. Er führte mich durch das Labyrinth der Buden, wo die Menschen sich drängten, und zu einem mit schwerem goldfarbenem und braunem Stoff verhängten Zelt am Rand des Marktes. Die vorderen Stoffbahnen waren zurückgeschlagen und gaben den Blick auf einen langen Tisch frei, auf dem allerlei teuer und alt aussehende Kunstgegenstände lagen. Ich runzelte die Stirn und zog meinen Umhang enger um mich. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Destari mich hierhergebracht hatte, um mir irgendwelche Antiquitäten zu zeigen, aber ich hatte auch keine Vorstellung, was seine wahren Beweggründe sein mochten.
    Hinter dem Tisch saß ein schrecklich dünner Mann mittleren Alters mit schütterem Haar und hervorquellenden schwarzen Augen. Er hob und senkte sein Gesicht, das eine lange, krumme Nase zierte, und winkte uns so herein. Ich folgte Destari nervös und wartete, während er einen der zwei Wandteppiche beiseiteschob, die den hinteren Bereich des Zeltes abteilten.
    »Destari, was …«, begann ich, schluckte den Rest meiner Worte aber sogleich hinunter, als meine Augen durch den dämmrigen Raum huschten, der nur durch ein Loch im Zeltdach erhellt wurde. In einer Ecke waren Kisten gestapelt, in denen der Händler vermutlich seine Waren transportiert hatte. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte dort jemand, den ich seit Monaten nicht gesehen hatte.
    »London!«, rief ich erfreut.
    Uns trennten nur die Staubpartikel, die im Lichtstrahl, der durch die Decke fiel, tanzten, und ich wäre auf ihn zugestürzt, hätte mein Instinkt mich nicht im letzten Moment zurückgehalten. London war kein extrovertierter Mensch und hätte einen Gefühlsausbruch schon unter angemesseneren Umständen nicht geschätzt.
    Zögernd trat ich einen Schritt auf ihn zu. Mir war bewusst, dass wir seit dem Tag von Narians Gefangennahme nicht miteinander gesprochen hatten. Und auch damals war zwischen uns ja nichts geklärt gewesen. Ich war zwar froh, ihn zu sehen, aber wahrscheinlich war das Vergnügen ein einseitiges.
    »Prinzessin Alera«, sagte er zur Begrüßung. »Ich bin froh, dass Ihr trotz Eures vollen Programms Zeit für mich erübrigen konntet.«
    Sein üblicher Sarkasmus erinnerte mich daran, wie schrecklich ich ihn vermisst hatte. Ich hielt ein paarSchritte von ihm entfernt inne und sann auf eine angemessene Erwiderung. Inzwischen trat auch Destari durch die Wandteppiche und postierte sich hinter mir.
    »Du siehst gut aus«, sagte ich schließlich zögernd.
    »So wie Ihr, Prinzessin.«
    Ich wandte den Blick ab und fühlte mich durch seine beharrliche Förmlichkeit entmutigt. Kurz schaute ich auf meine Schuhe, dann wagte ich einen neuen Anlauf und fragte mit größerem Ernst als zuvor: »Wirklich, wie geht es dir?«
    »Es geht schon. Ich lande immer auf den Füßen.« Er grinste und schalt mich: »Du hast es ja geschafft, schon wieder einen Leibwächter loszuwerden.«
    Ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen stieg, doch London schien das nicht zu bemerken.
    »Es tut mir leid,

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