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Alera 01 - Geliebter Feind

Alera 01 - Geliebter Feind

Titel: Alera 01 - Geliebter Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cayla Kluver
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überwältigend. Meine Wangen glühten, obwohl ich vor Kälte schauderte und meinen Umhang enger um mich zog. Ich wusste, dass London recht hatte und irgendetwas mit Narian nicht stimmte, aber ich begriff nicht, was er mir damit sagen wollte, und ich konnte auch nicht glauben, dass Narian vorhatte, irgendjemand in Hytanica zu schaden.
    »Wenn die Cokyrier so berühmt für ihr geschicktes Tarnen sind, warum soll Narian dann darin eine Ausnahme sein?«, wagte ich zu fragen und versuchte verzweifelt, auf diese Weise der Wahrheit zu entgehen.
    Destari, der immer noch neben mir stand, schnaubte verächtlich. »Ihr traut Leuten, die Ihr kaum kennt, doch Ihr habt kein Vertrauen zu jenen, die bereitwillig ihr Leben für Euch geben würden!« Er zog die dichten Brauen über seinen schwarzen Augen zusammen und stellte sich neben London. Mir kam das so vor, als würden sie sich gegen mich verbünden.
    »Das muss ich mir nicht anhören«, erklärte ich. »Ich bin alt genug, mir mein eigenes Urteil zu bilden.«
    London spottete: »Eigenes Urteil, ja. Vernünftiges Urteil, wohl kaum.«
    Das genügte mir. Ich drehte mich um und stapfte auf die Wandteppiche zu, die ich am liebsten nicht bloß zurückgeschlagen, sondern in Fetzen gerissen hätte, aber Londons Worte ließen mich innehalten.
    »Dann willst du also nicht bleiben, um die Neuigkeiten aus Cokyri zu erfahren?«
    Ich warf ihm über die Schulter einen Blick zu und war verunsichert. »Was meinst du damit?«
    Destari, der jetzt zwischen mir und London stand, starrte ihn ebenso entgeistert an.
    »Ich komme gerade von einer Reise in die Berge im Osten zurück und habe dort einige bemerkenswerte Dinge erfahren.«
    »Du warst in Cokyri?!« Destaris wütender Ausruf überraschte mich, da ich noch nie erlebt hatte, dass diese beiden Männer sich so uneinig waren. »Hast du in all den Jahren nichts gelernt?«
    »Alera, kennst du die Legende vom blutenden Mond?« London ignorierte seinen Freund und zeigte auch keine Spur von Reue.
    Ich schüttelte, unfähig zu antworten, nur den Kopf. London war freiwillig nach Cokyri gereist? Nachdem er dort zehn schreckliche Monate als Gefangener zugebracht hatte, kehrte er aus eigenem Antrieb ins Feindesland zurück? Die Vorstellung war mir unbegreiflich, aber ich hatte keine Zeit, weiter darüber nachzusinnen.
    »Nachdem ich Narian gefangen genommen hatte und seine Identität bekannt war, wurde ich misstrauisch«, fuhr London in lässiger Haltung, aber mit angespannter Stimme fort. »Destari hielt mich über Narians Aktivitäten auf dem Laufenden, und ich begann mir genau die Fragen zu stellen, mit denen ich dich vorhin konfrontiert habe. Ich suchte in unseren Aufzeichnungen nach Informationen über Narians Geburtsjahr, da mir viel von dieser Zeit verloren gegangen ist.«
    Ich bemerkte, dass dies eine seltene Anspielung auf seine Gefangenschaft in Cokyri war.
    »In einer Schriftrolle nach der anderen entdeckte ich Beschreibungen des ›blutenden Mondes‹, der damalsmonatelang am Himmel hing. Aber ich verstand seine Bedeutung nicht.
    Schließlich reiste ich nach Cokyri und versuchte dort wie in Hytanica, an die entsprechenden Aufzeichnungen zu gelangen. Nach einigen Tagen stieß ich endlich auf ein einziges, vor Jahrhunderten verfasstes Dokument, in dem von einer uralten Legende die Rede ist. Die Legende vom blutenden Mond.«
    London richtete sich zu seiner vollen Größe auf und legte seine lässige Haltung ab. Prophezeiungen und Legenden wurden in Hytanica sehr ernst genommen, zumal die Gründung unseres Reiches auf einer beruhte.
    »In dem Dokument heißt es, das Königreich Hytanica sei auf heiligem Boden gegründet und daher auf ewig vor seinen Feinden geschützt. Nun wissen wir alle, dass Cokyri während des letzten Krieges eigentlich in der Lage hätte sein müssen, Hytanica zu erobern. Diese Legende bestätigt unsere eigene Überlieferung und erklärt, warum unseren Feinden die Eroberung nicht gelang. Die Legende führt aber auch weiter aus, dass Hytanica von einem seiner eigenen Söhne besiegt werden kann, der das Zeichen des blutenden Mondes trägt.«
    Sein Blick ging zwischen Destari und mir hin und her, um unsere Reaktionen abzuschätzen.
    »Vor sechzehn Jahren wurde Narian als Hytanier unter einem Nachthimmel geboren, den unseren eigenen Aufzeichnungen zufolge ein blutender Mond regierte. Ich bin mir sicher, dass du von dem seltsamen Geburtsmal an seinem Hals weißt.«
    Mein Herz raste vor Aufregung. »Aber was hat das zu bedeuten?«,

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